Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
Vom Netzwerk:
hatten die Pferde das schwankende Gefährt noch eine ganze
Weile weitergezogen. Dann waren sie vor einem Weidezaun zum Stehen gekommen.
    »Franklin?« Ihr ganzer Körper tat weh, und
ein scharfer Schmerz stach bei jedem Schritt durch ihren rechten Knöchel.
»Franklin!«
    »Hol die Papiere!« Es war Somiss.
Angestrengt versuchte er, die Lakenbündel aus dem Wrack der Kutsche zu ziehen.
Als die Pferde sie ein Stück vorwärtszogen, brüllte er erneut. Sie sah Blut auf
der Seite seines Gesichts. Im Mondlicht schien es schwarz.
    »Wo ist Franklin?«, schrie sie ihn an. Als
Somiss auf etwas hinter ihr deutete, fuhr sie herum. Dort lag eine Gestalt.
    Schnell rannte Sadima
zu Franklin und sank auf die Knie. Er rührte sich. Um ihn aufzuwecken, begann
sie, ihn sanft auf die Wangen zu schlagen und ihre Hand über seine Brust zu reiben.
Endlich öffnete er die Augen und stöhnte. »Was ist mit Somiss? Und wie geht es
dir?«
    »Mir geht es gut«, versicherte sie ihm
eilig.
    »Somiss?«
    »Er sammelt seine Unterlagen ein«,
antwortete sie. »Wo bist du verletzt? Kannst du dich hinsetzen?«
    Er nickte. »Ich denke schon.« Dann drehte
er sich, um sich flach hinzulegen. »Es ist nicht halb so schlimm wie, sagen wir
mal, aufgebrachten Zigeunern in die Falle zu gehen.«
    Sadima lächelte und
hielt seine Hand ganz fest in ih rer. »Wem auch immer diese Kutsche gehörte, er wird uns schon bald
die Königswache hinterherschicken«, flüsterte sie. »Und wir werden …«
    »Nein.« Er klang angespannt, als er
versuchte, sich aufzusetzen. Er brauchte drei Versuche. Als es ihm schließlich
gelang, deutete er auf die kunstvollen Zeichen auf der zerstörten Kutschentür.
»Siehst du das Wappen? Es ist das von Somiss’ Vater. Er wird es keinem sagen,
da er niemandem erzählen kann, dass wir entkommen sind.«
    Sadima half Franklin auf die Beine.
Zusammen humpelten sie über die Straße. Sadima beruhigte die Pferde und führte
die Tiere in den Wald. Die zerstörte Kutsche ließ sie so nah wie möglich an
einen kleinen Teich heranziehen. Dann spannten sie und Franklin den Wagen ab
und schoben ihn ins Wasser, nahmen den Pferden das Geschirr ab und erschreckten
sie, sodass sie fluchtartig in die Stadt zurückgaloppierten.
    Somiss trug alle Lakenbündel bei sich, als
sie sich den Pfad entlang auf den Weg machten. Er lachte,
die Augen so weit aufgerissen wie ein Kind. Plötzlich fiel es ihr ein. Sofort
drehte sie sich zu ihm herum. »Wohin gehen wir?«, fragte sie und spürte, wie
Franklin dankbar ihre Schulter berührte.
    Einige Herzschläge lang starrte Somiss in
den offenen Himmel empor, den Kopf in den Nacken gelegt. »Zum uralten Heim der
Magie«, antwortete er leise. Ehrfurcht schwang in seiner Stimme mit. »Wenn es
stimmt, was ich denke, werde ich Hunderte von Jahren brauchen, um alles zu
finden, was sie erbauten, alles zu entdecken, was man ihnen genommen hat.«
    »Hier?«, fragte Sadima voller Staunen.
»Ist das hier nicht in etwa die Richtung, aus der wir kamen? Gibt es hier
draußen noch eine andere Stadt?«
    »Im Hang«, sagte Somiss. »Es steht in den
Liedern der Zigeuner.«
    Dann machte er sich mit einem wilden
Grinsen auf den Weg, die Lakenbündel groß und plump auf seinen Schultern.
Franklin ließ sich zurückfallen, um neben Sadima zu gehen. Die Nacht war kalt,
und die Sterne glitzerten, als sie Somiss in die Dunkelheit folgten …
     

Weitere Kostenlose Bücher