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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Augäpfel aus.
    Ihr Mund öffnete sich zu einem teuflischen Lächeln. Ihre makellos weißen Zähne blitzten auf.
    Eisiger Schrecken durchfuhr mich.
    Ich spürte jetzt ihre geistige Kraft noch viel unmittelbarer als zuvor.
    Ich taumelte zurück, sah mit den Augenwinkeln eine Bewegung. Ein dunkel gekleideter Mann kam den Weg entlang. Ein Reverend. Starr und ohne von mir Notiz zu nehmen ging er daher. Direkt auf mich zu.
    Er sieht mich nicht! ging es mir durch den Kopf. Weder mich, noch die Frau mit den schwarzen Augen... Die Erkenntnis war für mich wie ein Schlag vor den Kopf.
    "Sir!" sagte ich laut und vernehmlich. Der Reverend hörte mich nicht. Er ging weiter, als ob nichts gewesen wäre. Dann erreichte er mich. Das Entsetzen hatte mich indessen vollends gepackt. Was war geschehen? In was für ein gespenstisches Schattenreich hatte es mich verschlagen?
    Der Reverend ging an mir vorbei.
    Und mit seiner Schulter und seinem linken Arm sogar durch mich hindurch...
    Ich schrie laut auf.
    Ich wollte, daß mich jemand hörte.
    Aber ich wußte, daß mich in diesem Augenblick niemand würde hören können. Der Reverend ging auf die Kirche zu, vorbei an der jungen Frau mit dem teuflischen Lächeln. Dann verschwand er hinter der Kirche.
    Ein schauerliches Gelächter schlug mir entgegen. Die junge Frau schien sich auf sadistische Weise an meinem Grauen zu weiden. Sie näherte sich. In ihren Augen schlugen Blitze. Donnergrollen erfüllte die Luft. Und in der nächsten Sekunde schlug ein Blitz direkt vor meinen Fußspitzen ein.
    "Nein!" schrie ich.
    Ich war wie von Sinnen.
    Du hättest tot sein müssen, wenn es sich um einen gewöhnlichen Blitz gehandelt hätte! wurde es mir schlagartig klar. Daß ich es nicht war, lag an ihr.
    Sie spielte mit mir.
    Wie eine Katze, die ihre Beute nicht gleich tötet... Ich wich zurück.
    Ihre ungeheure geistige Kraft traf mein Bewußtsein. Eine Welle aus reiner, mentaler Energie überschwemmte mein Bewußtsein. Mir schwindelte. Alles begann sich zu drehen. Ich griff an die Schläfen, schloß die Augen und versuchte, die Kontrolle zu behalten.
    Kontrolle!
    Die Kräfte, die das ausmachten, was Tante Lizzy immer meine Gabe genannt hatte, konnte ich noch immer nur in Ansätzen bewußt einsetzen oder gar steuern. Wenn Tante Lizzy sagte, daß ich über eine übersinnliche Gabe verfügte, klang das in meinen Ohren oft wie Hohn, denn ich hatte eher das Gefühl, daß es umgekehrt war: Diese Gabe verfügte oft genug über mich.
    Aber in diesem Moment hatte ich das Gefühl, daß
    vielleicht mein Leben davon abhing. In diesem Augenblick mußte ich alles, was ich an inneren Kräften besaß
    zusammennehmen. Etwas anderes konnte ich ihr - dieser geheimnisvollen Frau mit dem teuflischen Lächeln und den geradezu übermenschlichen Kräften - nicht entgegensetzen... Ich hatte das Gefühl zu taumeln und zu fallen in eine bodenlose Schwärze hinein.
    Ein Abgrund zwischen allen Dimensionen und Welten, so kalt wie der Raum zwischen den Planeten. Das Gefühl, daß jeder Zentimeter meines Körper innerhalb weniger Augenblicke vereiste erschreckte mich.
    Aber dieser Schrecken hielt sich nicht lange. Er machte einer wachsenden Lethargie Platz. Nicht aufgeben!
    Ich glaubte in einen Strudel gerissen zu werden. Ein Mahlstrom, der mich mit sich riß...
    Ganz undeutlich nur registrierte ich wieder jenes Gefühl, eine Grenze zu überschreiten.
    Ich wußte nicht, ob ich mich darüber freuen oder mich davor fürchten sollte. Zu beidem hatte ich nicht mehr die Kraft. Ich fühlte, wie jemand nach meinen Schultern griff.
    "Patti!"
    Ein Name.
    Ein Augenblick mußte vergehen, ehe ich begriff, wer damit gemeint war. Ich öffnete die Augen, sah im ersten Moment nur undeutlich Konturen und dann...
    Toms graugrüne Augen, die mich besorgt musterten. Er beugte sich über mich.
    "Patti, was ist los..."
    Ich lag auf dem Boden. Tom half mir auf. Der Puls schlug mir bis zum Hals, und ich blickte mich angsterfüllt um. Sie war nicht mehr da. Ich spürte den Wind. Und Tom berührte mich. Ich hörte seine Stimme.
    Kein Zweifel, ich war zurück!
    "Oh, Tom!" Ich fiel ihm um den Hals. Und er wußte sicherlich nicht, weshalb diese heftige Reaktion erfolgte. Und im Augenblick hatte ich auch nicht die Kraft, es ihm zu erklären. Ich spürte den Schlag seines Herzens, den Griff seiner starken Arme und war mir einigermaßen sicher, wieder im Hier und Jetzt zu sein - und nicht in jener Schattenwelt, die ich einige Augenblicke zuvor ungewollt betreten

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