Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
Swann. Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, ehrlich gesagt, glaube ich das nicht. Ich weiß nur, daß er auf der Suche nach einer jungen Frau war, die auf geheimnisvolle Weise auf seine Fotos geriet. Davon hat er mir erzählt. Und als Tom und ich uns nach dieser Frau erkundigten, wurden wir nicht gerade mit offenen Armen empfangen..."
Swann zog sich seine ziemlich lockere Krawatte wieder stramm und fuhr sich dann mit einer fahrigen Handbewegung durch das Gesicht.
Dann zog er die Augenbrauen hoch.
"Setzen Sie alles in Bewegung, was Sie für nötig halten. Gleichgültig, ob eine interessante Story dabei herauskommt oder nicht! Aber um eins möchte ich Sie bitten!"
"Um was?" fragte Tom.
Michael T. Swann atmete tief durch.
"Darum, daß Sie auf jeden Fall mit der Polizei zusammenarbeiten..."
"Können wir das Bild dieser schönen Unbekannten nicht einfach in den NEWS abdrucken? Vielleicht meldet sich jemand, der sie kennt!"
Swann machte ein zweifelndes Gesicht.
"Um ehrlich zu sein, halte ich das nicht für eine gute Idee. Jedenfalls nicht, solange wir nicht mehr wissen... Wir könnten sonst Dinge auslösen, die Jim eventuell schaden..."
*
Ich telefonierte etwas herum. Insbesondere machte ich der Polizei Beine. Nach langem Hin und Her kam es schließlich zu einer Verabredung mit einem zuständigen Beamten. Auf Barnstable Manor wollten wir uns treffen, so daß
er immerhin Jims Wagen untersuchen konnte.
"Viel wird nicht dabei herauskommen", meinte Tom zweifelnd.
"Ich weiß", sagte ich. "Aber auf diese Weise haben wir einen Grund, noch einmal dort aufzukreuzen, nachdem man uns gestern abend mehr oder minder den Stuhl vor die Tür gesetzt hat."
Tom nickte.
"Da ist was dran. Ich werde eine Kamera mitnehmen. Und zwar eine, die Jims Fabrikat ziemlich ähnlich ist..."
"Du willst..."
"...ein paar Bilder schießen, ja." Er zuckte die Achseln.
"Vielleicht habe ich ja Glück und auf meinen Bildern ist ebenfalls das Gesicht diese Unbekannten zu sehen..." Wir brachen auf.
Um die Verabredung einzuhalten, mußten wir uns ziemlich beeilen. Eigentlich hatte ich angestrebt, deutlich vor der Polizei auf Barnstable Manor einzutreffen, aber das zu schaffen wurde illusorisch, als wir an einer Tagesbaustelle in einen Stau gerieten.
Als wir Barnstable Manor erreichten, war die Polizei schon da. Zwei uniformierte Beamte sahen sich um. Ein dritter war in ein Gespräch mit Sir Wilfried Barnstable verwickelt, der wild gestikulierte.
Ich stellte den Mercedes 190 etwas abseits hin. Wir stiegen aus. Ich ließ den Blick schweifen. Grauer Dunst hing über dem trostlos daliegenden Land. Der faulige Geruch, der von dem nahen, salzverseuchten See bis hier her stieg, raubte mir schier den Atem.
Am Tag wirkte diese Umgebung noch trostloser und lebensfeindlicher, als es in der gestrigen Nacht der Fall gewesen war. Die Wolken hingen sehr tief und vermittelten den Eindruck von Schwere und Düsternis.
Kein Baum, kein Strauch und auch sonst keine Pflanze im weiten Umkreis machte einen gesunden Eindruck. Alles wirkte verkümmert und tot. Jener Baum, den der mörderische Sturm der letzten Nacht wie ein Streichholz abgeknickt hatte, war innen völlig morsch. Eine Unzahl von Käfern krabbelte aus ihm heraus.
Ich drehte mich herum und blickte die grauen, abweisenden Mauern des Haupthauses von Barnstable Manor empor. Die großen, kalten Steinquader, aus denen die Mauern errichtet worden waren, zeigten unübersehbare Zeichen des Alters. Feine Risse durchzogen sie wie Flüsse auf einer imaginären Landkarte. Aber das Moos in den Fugen wirkte tot und leblos. Es war nicht grün, wie man es erwartet hätte, sondern beinahe grau.
Ein unbehagliches Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.
Und dann blickte ich zu dem nahegelegenen See hinüber. Bei der Dunkelheit der letzten Nacht war er nicht zu sehen gewesen.
Dort!
Es war einfach ein Gedanke. Eine Ahnung... Am liebsten wäre ich auf der Stelle dorthin gegangen. Jener Ort hatte irgendeine Bedeutung, die ich im Moment noch nicht erfassen konnte...
"Guten Morgen, Miss..."
Einer der Officers war zu uns herangekommen.
"...Vanhelsing", stellte ich mich vor. "Patricia Vanhelsing von den LONDON EXPRESS NEWS. Dies ist mein Kollege Tom Hamilton."
Der Officer reichte mir die Hand.
"Ich bin Officer Gordon. Wir haben heute Morgen miteinander telefoniert."
"Ja, wir sind etwas spät dran."
"Wir haben den Wagen und die Umgebung unter die Lupe genommen. Es finden sich keinerlei Spuren, die auf ein
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