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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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viel mehr, als daß in dieser Gegend Legenden über eine Frau mit außergewöhnlichen Kräften kursieren", erklärte ich. Dabei deutete ich auf den Altar.
    "Sie haben uns nicht zufällig hier herbestellt, nicht wahr?"
    "Ich wollte kein Aufsehen erregen. In die Kirche kann jeder kommen. Wenn jemand sähe, daß Sie mich bei mir im Pfarrhaus besuchten, bekäme ich Schwierigkeiten."
    "Warum?"
    "Weil die Menschen hier Angst haben, Miss Vanhelsing!
    Deshalb! Angst vor einer geheimnisvollen Frau, die die Fähigkeit hat, Blitz und Sturm nach ihrem Willen zu beeinflussen." Er deutete auf den Altar. "Dieser Stein ist älter als die Kirche. Genauer gesagt: Die Kirche wurde um diesen Stein herumgebaut. Ursprünglich befand sich hier eine heidnische Kultstätte. Man verehrte hier Jarmila, die Sturmhexe. Aber auch nachdem das Christentum die heidnischen Vorstellungen verdrängt hatte, wollte man sich ihres Wollenwollens sicher sein... Darum ließ man den Stein hier, stellte ihn sogar in den Mittelpunkt des Gotteshauses. Später haben Mönche versucht, dieses Relief als eine Mariendarstellung zu interpretieren. Aber das ist natürlich Unfug..."
    "Wovor haben die Menschen hier solche Angst?" fragte ich.
    "Vor Jarmila..."
    "Der Sturmhexe?"
    "Nennen Sie diese Macht wie immer sie wollen. Vielleicht halten Sie mich jetzt auch für einen spintisierenden Landpfarrer! Aber irgend jemand muß über das unbegreifbare Reden, was hier in Rimsbury und Umgebung vor sich geht!
    Menschen werden vom Blitz erschlagen... Andere verschwin den... Wir haben es mit einer Macht zu tun, gegen die es kein Mittel zu geben scheint und der wir hilflos ausgeliefert sind!"
    Seine Augen waren jetzt unnatürlich geweitet. Furcht leuch tete in ihnen auf.
    "Sie sagten, die Frau auf den Bildern, die ich Ihnen zeigte, sei die Adoptivtochter der Barnstables", mischte sich nun Tom ein.
    Der Reverend nickte.
    "Ja. Vor vielen Jahren lief sie den Barnstables zu. Ein kleines Mädchen, das nichts weiter wußte als seinen Namen. Jarmila..."
    "Wie die Sturmhexe", bemerkte ich.
    "Ein seltsames Mädchen, über das man sich seltsame Geschichten erzählte. Man erzählte sich, daß sie die Widergeburt der Sturmhexe sei. Die Barnstables hatten damals noch kein Kind. Helen, ihre leibliche Tochter wurde drei Jahre später geboren. Als Jarmila zwanzig war, starb sie unter nie ganz geklärten Umständen. Sie ertrank in einem See, unweit von Barnstable Manor... Seit jenem Zeitpunkt scheint ein Fluch über diesem Ort zu liegen..."
    "Wir haben diese Frau - Jarmila - aber gesehen!" beharrte Tom. "Und sie schien sehr lebendig! Und die Fotos, die ich Ihnen gezeigt habe, sind am letzten Wochenende entstanden!"
    "Ich... Ich habe sie auch gesehen, Sir! Nachdem sie im See ertrunken war. Ich habe den Totengottesdienst gehalten. Und ich habe ihren Leichnam gesegnet. Er liegt in der Familiengruft der Barnstables aufgebahrt. Sie war zweifellos tot... Und doch haben ich und Dutzende von anderen Leuten aus Rimbury sie später gesehen! Fragen Sie mich nicht nach Erklärungen. Ich habe keine. Ich weiß nur, daß wir alle im Bann eines haßerfüllten Wesens sind, das nichts mehr mit dem kleinen Mädchen gemein hat, als das Jarmila hier einst erschien..."
    *
    Als wir Rimsbury verließen war es bereits völlig dunkel. Unser Weg führte uns noch einmal in Richtung Barnstable Manor.
    "Wir werden dort nicht sehr willkommen sein", meinte Tom.
    "Ich weiß. Aber das läßt sich nicht ändern", erwiderte ich.
    "Dieser Reverend machte auf mich einen ziemlich konfusen Eindruck, Patti. Ich weiß nicht, ob wir das alles für bare Münze nehmen sollten, was er uns anvertraut hat. Irgendwie..." Tom zuckte die Achseln. "Ich werde den Verdacht nicht los, daß er sich wichtig machen wollte..."
    "Er hat Angst, Tom", gab ich zu bedenken.
    "Vielleicht."
    Als in der Ferne die Lichter von Barnstable Manor aufleuchteten, begann ich wieder die Anwesenheit jener geistigen Kraft zu spüren, die niemand anderem als der geheimnisvollen Jarmila zu gehören schien.
    Ganz leicht nur.
    Aber ich wußte, daß sie da war.
    Auf welche Weise auch immer.
    De Nackenhaare stellten sich mir bei dem Gedanken auf. Dies war ihr Land. Ihr Reich des Todes und des Verfalls, das sie aus einem mir unbegreiflichen Grund zu Grunde richtete... Und sie beobachtete uns.
    Nicht einen Schritt können wir hier tun, ohne daß sie es weiß! wurde mir schaudernd klar. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken. Das Gefühl des Ausgeliefertseins machte sich in mir breit.

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