Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
erklang im Hintergrund, während unsere Rotweingläser gegeneinanderstießen.
Der Blick seiner grüngrauen Augen musterte mich.
"Worauf trinken wir?" fragte er.
Er zuckte die Achseln. "Ich weiß nicht... Auf die Zukunft?" Ich dachte an die Vision, die ich in Tante Lizzys Bibliothek gehabt hatte und mußte unwillkürlich schlucken.
"Ich weiß nicht...", murmelte ich.
"Dann auf die mit Abstand bezauberndste Frau von ganz London!"
Ich lächelte.
"Nur von London?"
"Na ja, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte, hättest du gedacht, daß ich übertreibe!"
"Wer sagt dir, daß ich das nicht auch jetzt denke?" Er legte seine Hand auf die Meine und sein Blick wurde ernst. Er nahm einen Schluck aus seinem Weinglas und stellte es dann ab.
"Was siehst du mich so an?" fragte ich, denn langsam begann ich mich unter seinem Blick etwas unbehaglich zu fühlen. Er lächelte.
"Es scheint, als hätte ich tatsächlich Erfolg gehabt."
"Womit?" Ich war etwas verwirrt.
"Damit, dich von dem Gesprächsterrain wegzulocken, was dich scheinbar im Moment regelrecht gefangennimmt."
"Oh", machte ich etwas schuldbewußt. Ich hatte nämlich ausführlich über die neuen Entwicklungen im Thornhill-Fall berichtet. Und dieser Bericht hatte den weitaus größten Teil unseres bisherigen Gesprächs ausgemacht.
Nur über eine Sache hatte ich bisher geschwiegen... Meine letzte Vision - jene, die auch ihn betraf. Er machte eine wegwerfende Geste.
"Das ist schon in Ordnung, Patti. Mich interessiert der Fall genauso brennend wie dich. Und wir arbeiten nun einmal beide in einem Job, in dem man nicht einfach abends Feierabend machen und alle Gedanken hinter sich lassen kann, die mit dem Job in irgendeiner Weise zu tun haben..."
"Da hast du allerdings recht", erwiderte ich.
"Nach dem was du sagst, scheint die Lösung dieses Falls am Amur zu liegen - in Sibirien."
"Jedenfalls ist Garrison dort!" nickte ich. "Aber leider können wir nicht einfach einen kleinen Abstecher um den halben Erdball machen, nur um..."
"Warum eigentlich nicht?" unterbrach Tom mich. Auf seinem Gesicht stand ein schelmisches Lächeln.
"Wie meinst du das?"
"Dann werde ich dir mal reinen Wein einschenken", erklärte er. "Ich war nämlich in der Thornhill-Sache keineswegs untätig."
"Tom, das habe ich auch nie behaupten wollen!"
"Weißt du, ich habe immer noch sehr gute internationale Kontakte aus meiner Agentur-Zeit. Gerade in Asien - und zumindest rein geographisch gehört das Amur-Gebiet ja zu diesem Kontinent. Was hältst du davon, wenn wir dorthin fliegen und uns etwas umsehen... Eventuell finden wir sogar Garrison und können ihm ein paar Fragen stellen! Zumindest aber könnten wir herausfinden, was wirklich hinter den Uksaki-Legenden steckt..."
"Unser Verlag würde das nie erlauben! Selbst wenn wir Michael T. Swann davon überzeugen könnten, das wir mit einer Riesenstory nach Hause kommen! Überall wird gespart und vermutlich wird es noch soweit kommen, daß wir jedes verbrauchte Radiergummi abrechnen müssen..."
"Und wenn die LONDON EXPRESS NEWS so gut wie gar nichts dafür bezahlen müßte?" erwiderte Tom.
Ich atmete tief durch. "Nun mal raus mit der Sprache, worum geht es hier eigentlich!" verlangte ich zu wissen. Tom lächelte überlegen.
"Wir könnten auf Kosten einer privaten Stiftung fahren, die sich für den Naturschutz einsetzt und sich insbesondere den Schutz der letzten 400 Amur-Tiger auf die Fahnen geschrieben hat. Diese Organisation wäre sehr froh, wenn ihr Anliegen mal wieder etwas öfter in den Medien präsent wäre. Und eine Titelgeschichte in den LONDON EXPRESS NEWS wäre da genau das
Richtige!"
Ich seufzte hörbar.
"Wie ich dich kenne, hast du alles schon komplett eingefädelt!"
"Ich habe sicherheitshalber sogar schon einmal einen Flug gebucht, Patti."
"Mit unabhängigem Journalismus hat das aber nicht viel zu tun, wenn man sich von interessierter Seite die Reisespesen bezahlen läßt..."
Tom zuckte die Achseln. "Ich dachte, es geht darum, ein Geheimnis zu lüften. Und dazu brauchen wir nun einmal jemanden, der dafür sorgt, daß wir ins Amur Gebiet kommen. Für Unterkunft und Verpflegung bei dortigen Wildhütern ist übrigens gesorgt..."
"Jetzt müssen wir nur noch Michael T. Swann, unseren allgewaltigen Chefredakteur überzeugen!" stellte ich fest.
"Vielleicht könnte das dein Teil der Aufgabe sein", meinte Tom. "Mr. Swann scheint besonders große Stücke auf dich zu halten. Ich glaube, du kannst es ruhig einmal ausnutzen, daß
du bei
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