Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
Macht der Uksaki erlebt... Und du selbst hast soeben gesehen, wozu diese dämonischen Wesen im Stande sind! Sie haben Kräfte, denen keine Macht der Erde auch nur etwas halbwegs gleichwertiges entgegensetzen könnte..."
"Sir Malcolm hat sie beschworen!" meinte ich.
"Vermutlich." Er zuckte die Schultern. "Ich weiß nicht, was wirklich geschehen ist, aber es muß etwas passiert sein, daß
diese Aggression bei den Uksaki bewirkt hat!" Er deutete auf das Kettenfahrzeug. "Sie sind mächtig, Patti. Aber eigentlich nicht böse..."
"Woher willst du das wissen?" fragte ich.
"Maguan wußte es."
"Könnte dieser Steinzeitjäger sich nicht irren?" Tom atmete tief durch. Eine Wolke aus kaltem Atem bildete sich dabei zwischen uns.
"Das werde ich herausfinden!" erklärte er.
"Vielleicht liegt der Grund darin, daß das Ritual, das Sir Malcolm durchführte, auf irgendeine Weise mißlungen ist..."
"Das würde nur den Tod von Sir Malcolm erklären", erwiderte Tom. "Aber keinesfalls das, was wir gerade erlebt haben." Ich griff nach seiner Hand.
"Woran denkst du?"
"Ich habe keine Ahnung, Patti..."
"Versuche dir vorzustellen, wie Maguan es erklären würde!" Tom lächelte knapp.
"Ein Steinzeitjäger?"
"Über die Uksaki schien er ausreichend bescheid zu wissen!"
"Ja, das ist wahr..." Toms Blick wirkte nach innen gerichtet. Ins Nichts. "Maguan würde denken, daß irgend jemand die Uksaki - die Götter des Jagdglücks und des Todes herausgefordert hat..."
"Wer könnte das sein?"
"Wenn ich das wüßte..."
Wir schwiegen einige Augenblicke lang.
Unerbittlich senkte sich die Sonne in Richtung Horizont herab. Eine Sonne, die an diesem Ort so kalt und fern wirkte. Wie das Flackern einer Kerze, das unmöglich im Stande war, einen Raum zu erwärmen. Nicht mehr lange und die Nacht würde hereinbrechen.
"Komm", sagte ich. "Laß uns den Spuren folgen. Und wenn sie sich unterwegs in Nichts auflösen, finden wir bei der Kolchose vielleicht ein Gebäude, in dem wir Unterschlupf finden...."
"Oder die Wilderer!"
Ich zuckte die Achseln. "Gegen uns haben die doch nichts!" Er lächelte. "Wir wollen es hoffen..."
*
Wir stapften durch den Schnee, und ich verlor irgendwann das Gefühl dafür, wie lange wir in dieser eisigen Wildnis bereits unterwegs waren. Zunächst folgten wir den Spuren der Uksaki ein Stück.
Bis diese sich schließlich verloren. Sie hörten plötzlich auf.
Inzwischen stand bereits der Mond als fahles Oval am Himmel. Der Schnee reflektierte das Licht von Mond und Sternen, so daß man trotz der Dunkelheit relativ gut sehen und sich orientieren konnte.
Wir hielten inne. Ich war ziemlich außer Atem. Außerdem hatte ich Hunger und war durchgefroren. Die Kälte war nach und nach durch die verschiedenen Schichten meiner Kleidung gekrochen. Ich fühlte mich wie ein einziger großer Eisklumpen.
"Ich stand so oft vor diesen plötzlich endenden Spuren", sagte Tom. "Immer wieder...."
"Du sprichst von Maguan?" fragte ich. Ich hatte ein taubes Gefühl in den Wangen und mußte mich beim Sprechen sehr anstrengen. So kalt war es. Der eisige Nordwind schnitt mir ins Gesicht. Ich hatte gedacht, daß man sich vielleicht irgendwann daran gewöhnte. Aber das war nicht der Fall.
"Ja, ich spreche von Maguan", sagte Tom mit düsteren Unterton... "Als Maguan habe ich versucht, dem Rätsel der Uksaki auf die Spur zu kommen..."
"Hast du es geschafft?"
"Ja. Aber dem Steinzeitjäger, der ich damals war, ging es um nichts weiter, als darum, diese mächtigen Dämonengötter dafür zu gewinnen, ihm und seinem Stamm Jagdglück zu bringen... Ich erinnere mich daran, eine Höhle betreten zu haben..."
"...in deren Mittelpunkt ein grünlich schimmerndes Feuer auf einem Steinblock brannte?"
Er sah mich erstaunt an. Das Mondlicht spiegelte sich in seinen Augen.
"Ja...", flüsterte er.
"Und es gab Berge von Knochen und Gerippen. Hunderte von grinsenden Tigerschädeln und feiner Staub zerfallener Knochen..."
Tom schluckte bei meiner Beschreibung.
"Du hast es gesehen, nicht wahr?"
Ich nickte.
"Ja", murmelte ich. Ich berührte ihn mit den Händen. Er nahm meine Hände in die seinen. Wegen der dicken
Fausthandschuhe konnte ich nichts von ihm spüren. Kein Stück seiner Haut, nichts von seiner Wärme. Und doch fühlte ich mich ihm in diesem Moment sehr nahe...
Wir hatten dasselbe gesehen.
Dieselbe Höhle, einen Ort, der offenbar wirklich existierte oder zumindest existiert hatte.
Ich mußte an das Ende meiner Vision denken.
Daran, daß binnen
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