Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
die Sir Malcolm durchzuführen gedachte, ließen sich anders nicht realisieren. Wissen Sie, er war ein Mann, der den letzten Geheimnissen dieser Welt auf die Spur kommen wollte. Denen, die von der Forschung sträflich vernachlässigt oder sogar ignoriert werden... Was weiß die moderne Naturwissenschaft schon von mentalen Energien, von Parapsychologie oder Okkultismus? So gut wie nichts!"
"Kommen Sie zur Sache!" forderte Tom. Garrison blickte auf.
"Die Wilderer entdeckten vor einiger Zeit eine Höhle, die lange Zeit verschlossen gewesen war. Irgendein Erdbeben muß
sie freigelegt haben..."
Eine Höhle! ging es mir siedend heiß durch den Kopf. Ich fragte mich, ob es jene Höhle war, von der Garrison sprach. Ich hatte sofort wieder jene Bilder vor meinem inneren Auge, die mir meine Vision gezeigt hatte.
"Eine Höhle mit Bergen von Tigerknochen?" fragte ich daher wie automatisch.
Garrison fiel die Kinnlade herunter, und er vergaß für einige Augenblicke, seinen Mund wieder zu schließen.
"Woher wissen Sie das?" fragte er.
"Spielt das eine Rolle?"
"Ich weiß nicht."
"Reden Sie weiter!"
"Es muß sich um jene legendäre Höhle der Uksaki handeln, von der in sehr alten Texten aus dieser Region die Rede ist. Ich hatte niemals erwartet, daß das ein Ort ist, den es wirklich gibt..."
"Langsam begreife ich", meinte Tom. "Die Wilderer haben die Knochen in dieser Höhle zu Geld machen wollen.."
"Nein, nicht sofort. Sie hatten erst offenbar gehörigen Respekt vor den alten Legenden, die in diesem Land immer noch lebendig sind. Aber irgendwann siegte dann die Profitsucht - oder die pure Not, ganz wie man will. Jedenfalls wollten sich die Wilderer diesen Fang nicht entgehen lassen, zumal sie fürchten mußten, daß irgendwann sich doch die Forschung dieser Sache annehmen würde. Und wenn erst einmal ausländische Wissenschaftler dort Grabungen durchführen würden, wäre diese Chance vorbei gewesen."
"Ich verstehe", murmelte ich.
"Auch die Präparate, die Sir Malcolm zuletzt bekam, waren aus der Höhle - und nicht von erjagten Tigern. Sie können sich den Frevel nicht vorstellen..." Garrisons Hände ballten sich zu Fäusten.
"Oh, doch", murmelte Tom. "Das kann ich sehr wohl..." Garrison musterte ihn einen Moment lang etwas überrascht. Dann fuhr er fort: "Es ist dieser Frevel, der die Uksaki zu den wütenden Bestien machte, als die sie sich hier gebärdet haben. Sie haben sich gerächt..." Er schüttelte verzweifelt den Kopf. "Ich habe versucht, die Wilderer davon zu überzeugen, daß sie ihren Raub nicht weiter fortsetzen durften! Aber es war vergeblich. Nun haben sie dafür bezahlen müssen..."
"Gegen Sie scheinen die Uksaki nichts zu haben", stellte ich fest. "Schließlich haben Sie ihren Angriff überlebt!"
"Sie irren sich. Ich war nicht hier, als dieses Massaker geschah. Diese Leute wollten mich umbringen, als sie merkten, daß ich sie ernsthaft daran zu hindern versuchte, weiterhin die Knochen aus der Höhle zu entnehmen...Ich habe gute Beziehungen zu den Behörden und hätte ihnen
Schwierigkeiten machen können. Aber es gelang mir, mit einem Motorschlitten in die Wälder zu flüchten."
"Und weshalb sind Sie zurückgekehrt?"
"Ich wollte warten, bis die Wilderer ihr Lager hier verlassen hätten, um ihnen dann zu folgen. Vielleicht hätten sie mich ja zur Höhle geführt, schließlich dürften sie erst einen kleinen Teil der Knochen abgeholt haben. Doch dann geschah das Schreckliche... Die Uksaki kamen. Ich beobachtete alles und sah auch, wie sie sich danach einfach in Nichts auflösten. Ich suchte dann hier auf der Kolchose nach einer Landkarte. Ich muß in diese Höhle!"
"Dann schlage ich vor, daß wir zusammen dorthin aufbrechen", meinte Tom. "Waren Sie schon mal dort?"
"Ich war in der Nähe. In die Höhle selbst haben die Wilderer mich nicht mitgenommen. Aber ohne Karte würde ich das Gebiet nicht wiederfinden..."
"Wir haben eine Karte!" erklärte Tom. Garrison musterte uns nacheinander. Er schien uns noch immer nicht so recht zu trauen. Aber angesichts der Tatsache, daß Tom die Pistole in der Hand hatte, blieb ihm wohl kaum etwas anderes übrig.
"Ich muß versuchen, in der Höhle ein Bannritual anzuwenden!" erklärte Garrison mit bebender Stimme. "Damit die Uksaki wieder in den schlafähnlichen Zustand verfallen, in dem sie sich in den letzten tausend Jahren befunden haben...
*
Tom und ich saßen hinten auf dem Motorschlitten, mit dem Garrison geflüchtet war. Garrison steuerte ihn ziemlich
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