Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
Laos, Thailand und Kambodscha liegt... Ich war sozusagen für ein paar Monate verschwunden, obwohl ich eigentlich nur für eine Reportage dorthin gekommen war." Seine Stimme bekam jetzt ein eigenartiges, vibrierendes Timbre. Ich erfaßte sofort, daß die Geschehnisse, über die er nun berichtete, ihn sehr stark beeindruckt haben mußten. Er war innerlich tief bewegt.
"Es gibt eine Reihe Gerüchte darüber", sagte ich. Sein Lächeln war verhalten.
"Ja, ich weiß. Weiß der Himmel, wie die in Umlauf gekommen sind. Vermutlich hat irgendeine Schwatztante in der Personalabteilung nicht den Mund halten können. Aber das ist mir ziemlich gleichgültig. Eines dieser Gerüchte besagt, daß
mein Aufenthalt in jenem Tempel der Grund dafür war, daß ich meinen Job bei einer der größten Nachrichtenagenturen der Welt verlor..."
"Ja, das sagt man."
"Das Gerücht ist wahr."
"Was geschah dort?" fragte ich, während wir die Ladbroke Grove Road erreichten. Ich hatte auf einmal das Gefühl, ganz nahe an etwas sehr entscheidendem zu sein.
Tom stellte den Wagen am Straßenrand ab. Der Regen wurde noch heftiger. In einem gleichförmigen Rhythmus prasselten die Tropfen auf das Dach. Ein ständiges Getrommel. Tom wirkte nachdenklich. Sein Blick schien ins Nichts gerichtet zu sein. Ich legte vorsichtig meine Hand auf seinen Arm. Er schien es kaum zu bemerken.
"Im Tempel von Pa Tam Ran lernte ich in strenger Abgeschiedenheit lebende Mönche kennen, die mir zunächst mit großem Mißtrauen begegneten... Von ihnen lernte ich besondere Konzentrationstechniken, mit deren Hilfe man die mentalen Energien bündeln kann und..."
"Und was?" hakte ich nach.
Ich sah ihm an, wie schwer es ihm fiel weiterzusprechen.
"Diese Mönche glauben an die Wiedergeburt. Der menschliche Geist ist nach ihrer Lehre nur vorrübergehend mit einem Körper verbunden. Wenn der Körper stirbt, bleibt die Seele erhalten und begibt sich auf eine Art Wanderschaft, um irgendwann wieder im Körper eines Neugeborenen zu
erwachen..."
"Teilst du diese Überzeugung?" fragte ich. Er nickte.
"Für mich gibt es inzwischen nicht den geringsten Zweifel daran, daß das wahr ist. Du wirst als Expertin für das Übersinnliche sicher von diesen sogenannten
Reinkarnationstherapien gehört haben, bei denen Menschen unter Hypnose in frühere Leben versetzt werden."
"Ja, aber das hat nichts mit Übersinnlichem zu tun. Hypnose ist eine gebräuchliche Praxis. Und es scheint auch keinen Zweifel daran zu bestehen, daß die auf diese Weise zurückgeführten tatsächlich etwas sehen und empfinden. Allerdings ist fraglich, ob das wirklich verschüttete Erinnerungen an vorhergehende Inkarnationen sind oder einfach nur traumartige Widerspiegelungen im Gehirn..."
"Vielleicht hatten die Konzentrationstechniken der Mönche von Pa Tam Ran eine ähnliche Wirkung wie die Hypnose, wie sie in unseren Breiten angewendet wird - wer weiß!"
"Du meinst..."
Er nickte.
"Seit meiner Kindheit litt ich unter seltsamen Träumen, die ich nicht zu deuten wußte. Aber seit ich die Konzentrationstechniken der Mönche von Pa Tam Ran erlernte, erkannte ich mehr und mehr, worum es sich bei diesen Träumen handelte: Es waren Erinnerungsfetzen aus früheren Leben..."
Sein Blick musterte mich.
Er schien meine Reaktion abzuwarten. Vielleicht sah er die Skepsis, die sich in mir aufgebaut hatte. Es war schon ziemlich ungewöhnlich, was er mir da erzählte. Ich erinnerte mich daran, einmal mit Tante Lizzy über ein Buch
gesprochen zu haben, daß sich mit Träumen aus früheren Leben befaßte. Ich konnte mich an den genauen Titel nicht erinnern. Der Verfasser war anonym, aber gab Untersuchungen, die diese Schrift dem berühmten Okkultisten Hermann von Schlichten zuschrieben, der sie in seinen letzten Lebensjahren seinem jungen Assistenten diktiert haben soll.
Jedenfalls dokumentierte diese Schrift einige Fälle dieser Art, die jedoch außerordentlich selten zu sein schienen.
"Ich habe Dutzende von Leben geführt, Patricia", fügte er dann hinzu. "Und ich erinnere mich an immer mehr von ihnen... Manchmal erschreckt es mich. So wie die Erinnerung an meine Existenz als George Bascomb..."
"Ich habe von dem Mordfall Bascomb gehört... Zachary Bascombs Geist ist in dem Leichenwagen, nicht wahr?"
"Ja, Patricia. Und er will mich töten...Nicht nur in einem körperlichen Sinn. Er will meine mentale Energie in sich aufnehmen... Deshalb mußt du dich von mir fernhalten, Patti!
Das Wesen aus dem Leichenwagen ist ein
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