Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
den weiteren Ermittlungen also ruhig entgegensehen!"
"Vielleicht erklären Sie mir dann, weshalb Mr. Blackwell sterben mußte!"
"Eine Etappe im Kampf gegen das Böse, Miss Vanhelsing!" Er ging zum Fenster, schaute hinaus und sein Blick verlor sich im Nichts. "Das Böse lauert überall, Miss Vanhelsing. Es ist eine Macht, die sich in vielen Masken zeigt. Viele glauben, daß es mit jenen Menschen stirbt, die es verkörpert haben, aber das ist nicht wahr. Das Böse ist unsterblich. Es überdauert die Zeit und wartet. Wartet auf den richtigen Augenblick, um erneut zuzuschlagen. Mein ganzes Leben habe ich der Aufgabe gewidmet, es zu bekämpfen."
"Und dafür sind Sie bereit, Menschen zu töten?"
"Ich wäre bereit, alles dafür zu tun! Man muß Opfer in Kauf nehmen, Miss Vanhelsing!"
"Das ist unmenschlich, Mr. Meany."
"Mag sein." Er zuckte die Achseln. "Aber das können Sie nur sagen, weil Sie keine Ahnung davon haben, an welchem Abgrund wir alle stehen..."
"Wir alle?" echote ich.
"Die ganze Welt. Die Mächte der Finsternis drohen überall aus den Gräbern herauszukriechen und uns zu verderben... Es gibt Orte, an denen sie besonders aktiv sind."
"Wie Darrenby!" stellte ich fest.
Er nickte. "Ja, das ist wahr..."
In diesem Moment war ein lautes Klopfen zu hören. Ein Ruck ging durch Meanys Körper.
Auch Rupert wirkte auf einmal sehr angespannt.
"Das war an der Tür", erklärte der Kahlköpfige. Stimme drangen indessen von draußen herein. Wortfetzen und aggressives Rufen heiserer Männerstimmen.
Tom und ich erhoben uns von unseren Plätzen.
Ich trat neben Meany ans Fenster und blickte hinab. In der Dunkelheit standen mit Fackeln bewehrte Gestalten. Einige von ihnen erkannte ich sofort. Es waren die Männer, die im Darrenby Inn gesessen hatten.
"Das ist George Malldoon und sein Mob!" zischte Meany zwischen den Zähnen hindurch, an Rupert gewandt. Dieser hatte das doppelläufige Gewehr mit beiden Händen gepackt. Sehr willkommen schien dieser Besuch nicht zu sein.
"Was sind das für Leute?" fragte ich.
"Das erkläre ich Ihnen vielleicht ein anderes Mal!" brummte Meany.
"Was haben Sie vor, Mr. Meany?" fragte Rupert, während von draußen laute Unmutsäußerungen zu hören waren. Aus den Augenwinkeln heraus, sah ich etwas durch die Nacht schnellen.
Einen Augenaufschlag später splitterte die Fensterscheibe. Ich trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Ein Stein lag auf dem Boden.
Meany wandte sich an mich. "Sie haben sich einen äußerst ungünstigen Zeitpunkt für Ihren Besuch ausgesucht", erklärte er kühl.
Er wirkte in dieser Situation absolut beherrscht. Mit weiten Schritten ging er an Rupert vorbei auf die Tür zu. Dort angekommen, drehte er sich kurz herum.
"Ich werde ihnen entgegentreten!" erklärte er.
"Mr. Meany, das ist Wahnsinn!" meinte Rupert. "Diese Leute sind aufgebracht... Die glauben, daß Sie sie ins Unglück gestürzt haben, indem sie die schützenden Pfähle entfernten..."
"Ich weiß, was ich tue!" erklärte Meany dann in einem Tonfall voller Überzeugungskraft.
"Ich habe diese Pfähle gesehen", sagte ich. "Wovor schützen sie?"
"Vor den Mächten der Finsternis", sagte Meany, während ein zweiter Stein durch das Fenster flog. "Das glauben diese Menschen... Diese Narren!"
*
Knarrend ging die schwere Holztür auf, und Brian Meany trat hinaus in die von Fackeln erhellte Nacht. Mindestens zwei Dutzend Männer und Frauen hatten sich dort versammelt.
Den hageren Mann, der ihr Anführer zu sein schien, hatte ich bereits im Darrenby Inn gesehen.
Das mußte George Malldoon sein.
Er blickte finster zum Portal hinauf.
Meany schritt mit erhobenem Haupt hinaus. Rupert folgte ihm und es ging ein Raunen durch die Reihen der Fackelträger, als sie das Gewehr sahen.
Wir traten ebenfalls hinaus.
"Ich glaube kaum, das wir uns in der Gegend beliebter machen, wenn wir uns hier an Meanys Seite zeigen", raunte Tom mir zu.
Es herrschte jetzt ein unangenehmes Schweigen.
Haßerfüllte Blicke waren auf Meany gerichtet. Aber der war ganz ruhig. Fast schon beängstigend kalt. Sein Gesicht war eine starre Maske. Er trat die ersten Stufen des Portals hinab. Die Männer und Frauen sahen ihn an wie einen Dämon.
"Was wollt ihr?" fragte Meany. "Wollt ihr mir das Haus über dem Kopf anzünden? Oder was sollen die Fackeln?" Niemand sagte zunächst etwas.
Meany musterte sie einen nach dem anderen. Manche von ihnen hielten diesem durchdringenden Blick nicht stand und wichen ihm aus.
Schließlich meldete
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