Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
flackerten unruhig. "Was wissen Sie schon, welche Mächte Sie hier her geführt haben... Überall ist Seele und Geist! So etwas wie den Zufall gibt es meiner Ansicht nach nicht. Nur widerstreitende Energien und Kräfte. Sie sind hier, Miss Vanhelsing! Geführt von Kräften, die Sie selbst nicht zu erahnen scheinen... Wer weiß? Vielleicht erfüllt sich hier Ihr Schicksal. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht?"
Es gelang mir jetzt endlich die Hand zurückzuziehen. Ich sah ihn völlig entgeistert an.
Natürlich hatte ich darüber nachgedacht, nachdem mir klargeworden war, daß der unheimliche Wald, den ich in meinen Visionen gesehen hatte, hier in Darrenby stehen mußte!
Ich mußte unwillkürlich schlucken.
"Warum sind Sie so blaß geworden, Miss Vanhelsing?
Sollten meine Worte etwa bis in das tiefste Innere Ihrer Seele gedrungen sein?"
"Jetzt reicht es aber, Mr. Meany!" mischte sich Tom Hamilton ein. "Hören Sie auf damit!"
Meany lachte heiser und wandte den Kopf in Toms Richtung. "Sie wollen Sie schützen! Das ist nobel, aber dumm! Vor den Dingen, von denen ich gesprochen habe gibt es weder Schutz noch Rettung. Wir alle sind diesen unsichtbaren Mächten ausgeliefert, die alles durchdringen, alles durchfließen und in deren Widerstreit wir nichts als Schachfiguren sind." Er sah mich an. "Geben Sie zu, daß Sie in Ihrem tiefsten Inneren wissen, daß ich Recht habe, Miss Vanhelsing!"
"Wir sind wegen eines Mannes hier, der Edgar Blackwell hieß", erwiderte ich, während ich seinem falkenhaften Blick standhielt.
Die Nennung des Namens verursachte keine sichtbare Reaktion in seinem Gesicht.
"Warum warten Sie nicht auf die Verlautbarungen der Polizei?" fragte er dann nicht ohne Süffisanz. Er gab gleich selbst die Antwort, indem er hinzufügte: "Sie wissen ganz genau, daß bei den Ermittlungen nichts herauskommen wird..."
"Genauso wie bei den Ermittlungen, die man seinerzeit anstellte, als Sie die Vorbesitzerin dieses Landhauses durch dasselbe Ritual töteten, um dann zu Ihrem Erben zu werden?" warf Tom ein.
Meanys Gesicht verzog sich zu einer ärgerlichen Maske.
"Ich sehe, Sie wissen bescheid!" erwiderte er ironisch.
"Lady Martha Cunningham, von der Sie ja wohl sprechen, hat meine Forschungen und Studien jahrelang finanziell unterstützt. Sie war in alles, was ich herausfand, eingeweiht und glauben Sie mir, es war ihr freier Wille, daß ich das Ritual bei ihr durchführte... Sie können sich nicht vorstellen, unter welchen Qualen sie litt."
"War sie von einem Quantanii besessen?" fragte ich. Zum ersten Mal sah ich so etwas wie Erstaunen in Meanys Gesicht. Ein fast sanft zu nennendes Lächeln bildete sich um seine Lippen herum, ehe er dann erwiderte: "Ich sehe, Sie haben sich auf den Besuch hier gut vorbereitet."
"In der Tat."
"So etwas schätze ich, Miss Vanhelsing. Glauben Sie mir!
Ich hasse Dilettanten, wie sie beispielsweise die Kriminalpolizei von York beschäftigt! Menschen, die nicht bereit sind, sich der Wahrheit wirklich zu stellen und statt dessen ihre eigenen, oberflächlichen und an den Haaren herbeigezogenen Erklärungen bevorzugen, die mit dem wirklichen Geschehen nicht das geringste zu tun haben!"
"Sie haben Edgar Blackwell umgebracht", erklärte ich.
"Und Sie wußten, was Sie taten."
"So sicher, Miss Vanhelsing? Sie sollten differenzierter urteilen!"
"Ich kann es beweisen!"
"Ach, ja?"
"Mit Ihren eigenen Schriften! Sie beschreiben genau das Ritual, bei dem Lady Martha und dieser Mr. Blackwell ums Leben gekommen sind - und Sie schreiben, daß der Tod des Besessenen die Folge dieser Praktiken ist!" Meany erhob sich.
Er atmete tief durch.
Einen Augenblick lang schien er hoch erregt zu sein. Langsam beruhigte er sich aber wieder. Er preßte die Lippen aufeinander und blickte kurz zu seinem kahlköpfigen Hausdiener namens Rupert hin.
Schließlich stieß er hervor: "Sie haben mein Buch über Exorzismus-Praktiken gelesen?"
"Ja."
"Es dürfte nicht mehr viele Exemplare davon geben..."
"Das ist wahr..."
"Sie können natürlich gerne damit zur Polizei gehen und versuchen, die zuständigen Beamten davon zu überzeugen, daß Mr. Blackwell wirklich an den Folgen dieses Rituals gestorben ist. Ich glaube allerdings, daß diese stocknüchternen Beamtenseelen Sie wohl nur auslachen werden." Er zuckte die Achseln. "Als ich vernommen wurde, habe ich gar nicht bestritten, daß Mr. Blackwell durch das Ritual gestorben ist. Aber das wird sich gerichtsmedizinisch nie beweisen lassen... Ich kann
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