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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bedeuten sollte, ihm zu folgen.
    Wir durchquerten die große Eingangshalle. Er führte uns durch eine hohen, schmalen Flur zur Treppe. Schließlich erreichten wir ein Zimmer, das ganz so eingerichtet war, wie es dem Geschmack von Tante Lizzy entsprochen hätte. Die Wände waren bedeckt mit Bücherregalen, in denen sich dicke, zumeist etwas staubige Bände drängten. Es war eine illustre Mischung aus den verschiedensten Themenbereichen. Unterhaltende Romane der Weltliteratur gehörten ebenso dazu, wie eine ganze Anzahl von verschiedenen
    Bibelausgaben. Dazu Wörterbücher alter Sprachen. Aber der Hauptteil der Titel schien sich mit Übersinnlichem und dem Austreiben von Teufeln und Dämonen zu beschäftigen. So manchen Titel hatte ich bereits in Tante Lizzys Bibliothek gesehen.
    "Bitte, nehmen Sie doch Platz!" sagte Meany und deutete auf eine Sitzecke, die alt und kostbar aussah. "Möchten Sie etwas zu Trinken?"
    "Nein danke", sagte ich.
    Tom wollte ebenfalls nichts.
    Ich sah, wie er nachdenklich den Blick schweifen ließ. In diesem Augenblick wirkte er ganz abwesend, fast wie in Trance. Er erinnert sich! wurde mir klar. Er ist bereits hier gewesen. In einem anderen Leben!
    Wir setzten uns in die zierlichen Sessel, in deren Mitte ein runder Tisch stand. Auf der Marmorplatte war ein Symbol eingraviert. Ein großes Auge.
    "Wie heißt die Zeitung nochmal, für die Sie arbeiten?"
    "LONDON EXPRESS NEWS", sagte ich.
    "Nicht gerade die Art von Blättern, die ich schätze!"
    "Aber sie ist sehr verbreitet!"
    "Was nur beweist, wie sehr man am Geschmack der großen Masse zweifeln muß!"
    Er verzog den Mund auf eine Weise, die mir nicht gefiel. Verachtung sprach aus seinen Worten. Er sah mich an, musterte mich mit seinen kalten, falkenhaften Augen, so daß
    ich un-willkürlich erschauderte.
    "Fragen Sie!" forderte er. "Fragen Sie mich alles, was Sie wollen, Miss..."
    "Vanhelsing..."
    "Ich habe diesen Namen irgendwann schon einmal gehört."
    "Das ist gut möglich. Ich schreibe des Öfteren über Themen, die den Bereich des Übersinnlichen oder des Okkultismus streifen."
    "Gut möglich, daß ich ihn daher kenne", murmelte Meany zwischen den Zähnen hindurch. Sein Blick hing derweil an mir. Ein mattes Lächeln bildete sich im nächsten Moment.
    "Sie werden mir sicherlich gleich die Frage stellen, ob Sie ein Bandgerät mitlaufen lassen können..."
    "Nun, ich..."
    "Die Antwort ist nein."
    "Aber..."
    "Ich mißtraue nicht nur der Presse, Miss Vanhelsing. Ich bin auch der modernen Technik gegenüber äußerst skeptisch eingestellt, wenn Sie verstehen, was ich meine..." Ich schüttelte den Kopf.
    "Ich fürchte, ich weiß nicht so recht, worauf Sie hinauswollen, Sir!"
    "Wirklich nicht?" Er beugte sich etwas vor. Sein Blick war beinahe schon unangenehm intensiv. Ein Muskel zuckte unterhalb seines linken Auges. "Maschinen sind etwas seelenloses, Miss Vanhelsing... Ohne das, was man innere, geistige Substanz nennen könnte. Aber sehen Sie sich um! In jedem Baum, jedem Stein, überall... Ich gebe zu, daß man vielleicht einen besonderen Sinn braucht, um das wahrnehmen zu können, aber für den, der es vermag ist es augenfällig: Jeder Grashalm und jeder Regentropfen besitzt eine Seele..."
    Er sprach mit einer eigenartigen Inbrunst. Seine Stimme war immer leiser geworden. Bei seinen letzten Worten war sie kaum lauter als ein wispernder Hauch. Die Ahnung eines Lächelns spielte für einen Moment um seine Lippen.
    "Erschreckt Sie der Gedanke, von einer beseelten Welt umgeben zu sein? Unsichtbare Ohren, die Ihnen in jedem Moment Ihres jämmerlichen Daseins zuhören... Stimmen, die mit Ihnen zu sprechen versuchen, auch wenn Sie sich verzweifelt einzureden trachten, daß da nichts ist, nichts sein kann!" Er lachte kurz auf und fuhr dann fort: "Es bedarf eines starken, unabhängigen Geistes, um diese Sicht der Welt akzeptieren zu können..."
    "Wir sind eigentlich nicht hier, um Ihre esoterischen Theorien mit Ihnen zu erörtern", sagte ich etwas kühler, als ich eigentlich beabsichtigt hatte.
    "Ach, nein? Wissen Sie das mit Bestimmtheit?" Er hatte plötzlich meine Hand ergriffen. Ich fühlte einen eigentümlichen Schauder den Arm hochjagen und wollte die Hand zurückziehen. Aber er hielt sie fest.
    Sein Griff war sehr fest, so daß es beinahe schmerzte. Wie ein eiserner Schraubstock.
    Seine Finger waren so kalt, als wären sie zu Eiszapfen gefroren gewesen.
    In das Timbre seiner Stimme mischte sich ein seltsames, befremdendes Vibrato. Die Augen

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