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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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durchzuckte mich in dieser Sekunde eine Vision.
    Ich sah Jim.
    Er stolperte vorwärts, wie ein von namenlosem Entsetzen Getriebener. Seine Augen waren weit aufgerissen, und die Verzweiflung schien ihn schier zu zerreißen. Seine Augen starrten mich an...
    Mich!
    Im Hintergrund waren die graue Mauern von Barnstable Manor zu sehen. Ein diesiger Tag, an dem es nie so richtig hell zu werden schien. Jim stolperte weiter, streckte die Hand aus...
    Und seine Lippen formten ein Wort.
    Er schien zu schreien, aber es war nichts zu hören. Nicht ein Laut.
    Ich konzentrierte mich auf die Bewegungen seiner Lippen und glaubte zu erkennen, welches Wort sie formten. Es war immer wieder dasselbe...
    "Patricia!"
    Ein stummer Schrei voller Verzweiflung.
    "Jim!"
    Ich schrie es fast, während das Bild vor meinem inneren Auge verblaßte. "Jim!"
    Ich spürte, wie Hände nach meinen Schultern faßten und mich festhielten. Mein Blick ging seitwärts, und es dauerte einen Moment, bis ich wieder klar denken und meine Umwelt wahrnehmen konnte. Ein Blitz zuckte, und im blauweißen Licht sah ich Toms Züge. Er hatte den Wagen an den Straßenrand gefahren und sich über mich gebeugt. Seine Hände hielten mich bei den Schultern.
    "Patti, ganz ruhig!" hörte ich seine tiefe Stimme sagen. Ich atmete heftig.
    Er sah mich an.
    "Ich habe ihn gesehen!" flüsterte ich, noch ganz unter dem Eindruck dessen, was ich wahrgenommen hatte.
    "Ich weiß", sagte er.
    "Ich habe ihn gesehen! Er muß hier sein! Hier irgendwo..."
    *
    Wir fuhren zurück nach London. In dieser Nacht konnten wir hier nichts mehr ausrichten.
    "Ich habe meinen Volvo noch auf dem Parkplatz unseres Verlages an der Lupus Street stehen", sagte Tom irgendwann in die Stille hinein.
    "Laß ihn dort stehen", sagte ich.
    "Was?"
    "Es reicht doch, wenn du ihn morgen wieder hast, oder?"
    "Sicher."
    Ich berührte ihn am Arm, während wir uns dem Lichterhaufen näherten, der London war. "Ich möchte in dieser Nacht nicht allein sein, Tom... Laß uns zu dir in die Ladbroke Grove Road fahren! Tante Lizzy werde ich kurz anrufen, damit sie sich keine Sorgen macht... Du hast doch nichts dagegen?"
    "Ist das eine ernsthafte Frage, Patti?"
    "Nein", erwiderte ich. "Eigentlich nicht..." Ich hätte ihn in diesem Augenblick gerne geküßt. Sehr gerne. Aber ich wollte auf der anderen Seite nicht riskieren, daß wir beide mitsamt meines 190ers im Graben landeten.
    *
    Ich wachte sehr früh auf. Wirre Träume hatten mich immer wieder im Bett herumwälzen lassen. Schließlich war ich an Toms warmen Körper geklammert in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen. Der regelmäßige Schlag seines Herzens schien auf mich eine beruhigende Wirkung zu haben. Doch nun war ich wieder hellwach.
    Ich hatte ihr Gesicht vor meinem inneren Auge gesehen. Haßerfüllt war es gewesen.
    Und in den abgrundtief dunklen Augen zuckten die Blitze. Peitschenschlagartiger Donner schallte mir in den Ohren. Ich preßte die Hände an die Ohrmuscheln und schloß die Augen. Ich war erleichtert, als diese Erscheinung vorbei war. Augenblicke vergingen, ehe ich mich einigermaßen beruhigt hatte.
    Ich sah zu Tom.
    Er schlief tief und fest.
    Dann schlug ich die Decke zur Seite und ging barfuß über den glatten Holzfußboden. Ich blickte aus dem Fenster und sah die erwachende Stadt. Ein diesiger Tag dämmerte herauf. Jim, wo bist du? ging es mir durch den Kopf.
    Was war das für eine Macht, in deren Bann Jim möglicherweise geraten war?
    Oder...
    Ich wagte kaum daran zudenken.
    Unwillkürlich mußte ich schlucken und spürte einen dicken Kloß in meiner Kehle.
    Auch damit mußt du rechnen! sagte eine Stimme in mir. Jim könnte tot sein...
    Und so, wie die Dinge im Moment standen, war das noch nicht einmal die unwahrscheinlichste Möglichkeit...
    *
    Michael T. Swann machte ein sehr ernstes Gesicht, als Tom Hamilton und ich am nächsten Morgen bei ihm im Büro saßen und ihm von Jims Verschwinden berichteten.
    Natürlich beschränkten wir unsere Schilderungen auf die Dinge, die sich zweifelsfrei als Fakten bezeichnen ließen. Mit Spekulationen über irgendwelche übersinnlichen Erscheinungen und Kräfte konnte ich Swann nicht kommen. Aber der Rest reichte, um sein volles Interesse zu erwecken.
    Ein Mitarbeiter der LONDON EXPRESS NEWS war unter mysteriösen Umständen verschwunden. Und Swann war ein Chefredakteur, der sich für seine Leute verantwortlich fühlte.
    "Sie wissen nicht zufällig, ob Jim nebenbei an irgendeiner brisanten Story arbeitete!" meinte

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