Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
elektrischen Energien geradezu in sich aufzunehmen. Jedenfalls wirkte es so..." Indessen war Sir Wilfried aufgesprungen.
Er trat zu uns.
"Meine Frau wünscht nicht, von solchen Schauermärchen geängstigt zu werden", erklärte er schroff.
"Das war kein Märchen", erwiderte ich. "Ich habe lediglich berichtet, was wir gesehen haben - sowohl Mr. Hamilton als auch ich! Und wenn sie wollen können Sie auch den Mann fragen, dem die Tankstelle in Rimsbury gehört!"
Sir Wilfried nahm seine Frau in den Arm.
Lady Margret legte den Kopf an seine Schulter. Sie atmete tief durch.
"Oh, Wilfried, ich kann nicht mehr...", flüsterte sie.
"Ganz ruhig, Darling."
"Es ist so..."
"Darling!"
Sie schwieg.
Und Sir Wilfried sah mich an. Sein Gesicht wirkte sehr kontrolliert, als er sagte: "Es hat in letzter Zeit einige Vorfälle gegeben, die uns alle sehr mitgenommen haben... Vorfälle, in denen Blitze eine Rolle spielten!"
"Was waren das für Vorfälle?" fragte ich.
"Nun - etwas, was es seit Menschengedenken gibt!
Blitzschläge, bei denen Menschen zu Schaden gekommen sind ereignen sich leider immer wieder..."
Ein furchtbarer Donner ließ den Boden erzittern. Man konnte glauben, daß die Scheiben jeden Moment zerspringen müßten.
"Gehen Sie jetzt!" forderte Sir Wilfried. "Wir können nichts für Sie oder Ihren verschwundenen Kollegen tun. Und der Polizei können wir auch nicht mehr sagen, als wir Ihnen bereits mitgeteilt haben..."
Der Regen klatschte heftig gegen die Fenster. Der Sturm hatte eine geradezu mörderische Stärke erreicht. Das Geräusch von splitterndem Holz drang von draußen zu uns herein. Ich sah aus dem Fenster. Einer der morschen, seltsam verwachsenen Bäume krachte zu Boden.
Und dann hörte ich die Stimme.
Ihre Stimme.
Ein helles Lachen, das schauerlich widerhallte und sich mit dem Tosen des Sturms vermischte...
*
"Da draußen ist jemand!" stellte ich fest.
"Ihre überreizten Sinne spielen Ihnen einen Streich", erwiderte Sir Wilfried.
Ich fühlte, wie der mentale Druck dieser unheimlichen geistigen Kraft stärker wurde. Ich versuchte, mich so gut es ging dagegen abzuschirmen.
Mein Blick war hinaus in die sturmdurchtoste Nacht gerichtet. Ich versuchte verzweifelt, irgend etwas zu erkennen. Oder irgend jemanden.
Schritte ließen mich herumfahren.
Die Blicke aller Anwesenden waren einen Sekundenbruchteil später auf die Tür des Salons gerichtet.
Eine junge Frau mit kastanienbraunem, etwas rotstichigem Haar trat ein. Sie mochte etwa in meinem Alter sein. Ihre Augen waren dunkelbraun. Ihr Blick schien von einem seltsamen Schleier umgeben zu sein.
Ihr Gesicht war bleich, und ihre Züge wirkten, als ob sie große Angst hatte.
"Helen!" entfuhr es Sir Wilfried. "Was machst du hier?"
"Wie lange macht sie das noch?" fragte sie. "Wie lange?
Dad, ich halte es nicht länger aus!"
Sir Wilfried wandte sich der jungen Frau zu, die offensichtlich seine Tochter war. Er nahm sie in den Arm.
"Geh wieder, Helen", sagte er dann.
"Kann man denn nichts tun, Dad?"
"Nein, nichts..."
"Es ist so schrecklich!"
"Ich weiß..."
"Dad, ich will hinaus!"
"Bist du wahnsinnig, Helen!"
"Nein, nur müde! Ich kann es nicht mehr ertragen!"
"Helen..."
"Ich will, daß es ein Ende hat!" Die letzten Worte schrie sie fast heraus. Sie wirkte regel recht hysterisch. Jetzt erst schien die junge Frau unsere Anwesenheit zu registrieren. Sie löste sich von ihrem Vater und starrte erst mich, dann Tom mit offenem Mund an.
"Wer sind diese Leute, Dad?" fragte sie.
"Niemand, der wichtig wäre", erklärte Sir Wilfried. Er wandte sich an Walter, den Butler. "Bringen Sie unsere Gäste bitte zur Tür! Wir haben alles besprochen..." Einem scharfen Peitschenschlag gleich ertönte in diesem Augenblick der Donner. Wie eine Antwort auf Sir Wilfrieds Ansinnen wirkte es.
Tom und ich gingen zur Tür. Etwa zwei Schritte von Helen entfernt blieb ich stehen. Ich sah der jungen Frau in die Augen. Sie erwiderte den Blick.
Wovor fürchtet sie sich? fragte ich mich. Aber es hatte unter diesen Umständen wenig Sinn, sie danach zu befragen. Ich sah die Gänsehaut, die ihre Unterarme überzogen hatte. Helen zitterte leicht, so als ob sie fror.
"Wir suchen einen Mann namens Jim Field. Er gehörte zu dem Team, das hier am Wochenende Modeaufnahmen gemacht hat", sagte ich ruhig. "Sind Sie ihm begegnet?" Sie schüttelte den Kopf, ohne einen Ton zu sagen.
"Gehen Sie jetzt endlich!" forderte Sir Wilfried abermals.
"Sie haben schon für genug Unruhe
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