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Die Gabe des Commissario Ricciardi

Die Gabe des Commissario Ricciardi

Titel: Die Gabe des Commissario Ricciardi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio de Giovanni
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um sie notfalls weiter festzuhalten, schauderte.

    So vergingen die Jahre, mindestens fünf. Ich bin zu ihrer Hochzeit gegangen, aber ich habe sie nie besucht. Sie zusammen glücklich zu sehen, das konnte niemand von mir verlangen, höchstens die Madonna, aber sie verlangte es nicht. Mein Vater starb, meine Mutter wurde krank, aber wir Nonnen sagen, dass das Kloster unsere Familie ist.
    Als ich erfahren habe, dass meine Schwester ein Kind erwartet, bin ich zu ihr gegangen. Sie war verärgert, wütend, besorgt. Sie sagte, sie werde eine fette Kuh werden und ihr Mann werde sich dann eine andere suchen, das war ihre einzige Sorge.
    Ich habe ihr geantwortet, dass sie mit ihrem Gerede bestimmt in die Hölle kommen würde. Dass ein Kind der aller
größte Segen sei und es Gotteslästerung ist, sich darüber zu beschweren. Darauf hat sie gesagt: Na gut, wenn du es so schön findest, zieh du es doch auf. Und ich: Ich ziehe sie gerne auf. Es wird nämlich ein Mädchen werden. Und so war es auch.

    Sie lächelt. Es ist ein kaltes Lächeln, das einem Angst macht. Oder vielleicht sind es die Lichter der Krippe, die wie eine ferne Stadt aussieht, und die Kälte, die von Minute zu Minute zunimmt.

    Es wurde ein Mädchen, und von Anfang an war die Kleine mehr bei mir als bei ihrer Mutter. Wissen Sie, meine Schwester war als Mutter ungeeignet. Sie lächelte, war freundlich und schaute sich im Spiegel an, zu mehr taugte sie nicht.
    Sie haben Benedetta ja gesehen. Sie ist wie ich. Anständig, tüchtig, intelligent. Sie ist lieber hier als zu Hause, das sagt sie selbst.
    Alles ging gut. Ihn traf ich nur selten, er tat, als würde er mich nicht sehen, und grüßte mich nur, um meine Schwester nicht stutzig zu machen. Ein paar Mal hat sie mir gesagt, ihr Mann würde nicht wollen, dass das Kind die ganze Zeit im Kloster ist. Aber er war immer bei seiner Arbeit und ihr kam es sehr gelegen, dass sie die Friseurin zu sich bestellen oder zum Einkaufsbummel gehen konnte.
    Kennen Sie das Lied von der Mutter, die nur an sich selbst denkt, das alle Leute zum Weinen bringt? Meine Schwester war wie die Frau in diesem Lied, sie hatte nur ihren Luxus im Sinn.
    Im Lied ist das kleine Mädchen allein und wird krank, aber für Benedetta war ich ja da. Es ging alles gut.
    Bis sich dieser Teufel im Dezember auf einmal in den Kopf setzt, eine Krippe zu bauen.

    Sie blickt Ricciardi an, als sei das die Erklärung. Als reiche es völlig aus, um all das Blut, all den Schmerz zu rechtfertigen.

    Eine Krippe, verstehen Sie? Bei den beiden! Die Darstellung der Familie in ihrer heiligsten Form, Glaube, Liebe, ausgerechnet bei ihnen. Ich fragte: Eine Krippe? Wozu denn?
    Meine Schwester lachte, sie lachte mich aus. Sie sagte: Das fragst gerade du, wo du das ganze Jahr über damit beschäftigt bist, wo du herumläufst und um Schenkungen bettelst, jedes Stück einzeln herstellst? Die Schuld liegt bei dir, das Kind ist so verliebt in eure Krippe im Kloster, dass Emanuele beschlossen hat, auch hier eine aufzustellen. Er hat sogar zu Benedetta gesagt, dass er ihr eine noch schönere kaufen wird.

    Sie fängt an zu weinen, ein furchtbares Schauspiel. Die Tränen laufen über ihr altes Kindergesicht, das rot und zornig aussieht. Die kratzende Stimme erzählt weiter.

    Ich habe gewartet und die Madonna gebeten, ihm diese Gotteslästerung zu vergeben. Wie konnte er es bloß wagen, die Heilige Familie darzustellen? Einer wie er, der mich einfach fallengelassen hatte, der eine Tochter bekommen hatte, die er nicht wollte, der so tat, als erinnere er sich nicht an das, was zwischen uns gewesen war? Wie konnte er nur? Ich habe für ihn um Vergebung gebeten, für sie beide gebetet. Glauben Sie mir, ich wollte sie wirklich retten. Aber eines Nachts hat die Madonna mir gesagt, es geht nicht, die Sünde ist zu groß. Sie sagte, man dürfe die Welt nicht so beschmutzen, es müsse Schluss damit sein.

    Da haben wir's, denkt Ricciardi. Die Liebe artet aus und wird zum Wahnsinn.

    Ich habe bis zum Samstag gewartet, weil er da später aus dem Haus geht. Ich kenne ihre Gewohnheiten. Morgens bin ich Benedetta abholen gegangen. Ich habe gehofft, dass der Pförtner, der alte Trunkenbold, wie üblich im Wirtshaus ist; stattdessen saß er halb eingenickt in der Portiersloge im Eingangsbereich.
    Meine Schwester machte sich zum Ausgehen fertig, er war noch im Bett. Ich hab' gesagt, ich hab's eilig, habe das Kind geschnappt und bin raus. Unten auf der Treppe hab' ich so getan, als bemerke ich

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