Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
»Auf den Dächern hat ein Krieg begonnen. Irgendjemand bringt unsere Leute um. Wir haben in nicht einmal einer Stunde fünf Streifen verloren. Das bedeutet, dass mehr als ein Attentäter unterwegs ist.«
    »Zweifellos«, erwiderte Rallick. Er begann, unbehaglich hin und her zu treten, als die Feuchtigkeit des Mauerwerks durch seinen Umhang drang und ihm einen kalten Schauer über den Rücken lauten ließ. Die Angelegenheiten der Gilde langweilten ihn, wie immer.
    »Wir haben Talo Krafar verloren, diesen Bullen von einem Kerl, und einen Clanführer«, fuhr Ozelot fort. Er warf rasch einen Blick über die Schulter, als befürchtete er, dass sich im nächsten Augenblick ein Dolch in seinen Rücken bohren könnte.
    Auch wenn ihn die ganze Angelegenheit noch immer nicht sonderlich interessierte, brachte diese letzte Information Rallick immerhin dazu, die Augenbrauen hochzuziehen. »Dann müssen sie gut sein.«
    »Gut? All unsere Augenzeugen sind tot, so lautet der bissige Witz, der heute Nacht die Runde macht. Diese verdammten Bastarde machen keine Fehler.«
    »Jeder macht Fehler«, murmelte Rallick. »Ist Vorcan auch unterwegs?«
    Ozelot schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Sie ist noch damit beschäftigt, die Clans zurückzurufen.«
    Rallick runzelte die Stirn. Ganz gegen seinen Willen war er jetzt doch neugierig geworden. »Könnte es ein Versuch sein, sie herauszufordern? Ihre Herrschaft über die Gilde? Vielleicht irgendeine Splittergruppe, die von innen ...«
    »Du hältst uns wohl für komplette Idioten, was, Nom? Das war natürlich auch Vorcans erster Verdacht. Nein, das kommt nicht von innen. Wer auch immer unsere Leute umbringt, ist von außerhalb der Gilde, von außerhalb der Stadt.«
    Rallick zuckte die Schultern. Plötzlich schien ihm die Antwort offensichtlich. »Dann also eine malazanische Klaue. Oder mehrere.«
    Ozelots Gesichtsausdruck verriet seinen Widerwillen, doch er stimmte trotzdem zu. »Das ist gut möglich«, sagte er. Seine Stimme klang etwas krächzend. »Schließlich sagt man, sie wären die Besten. Aber warum sollten sie hinter uns her sein? Man sollte annehmen, dass sie zuerst die Adligen auslöschen.«
    »Willst du etwa mich nach den Zielen fragen, die das Imperium womöglich verfolgt, Ozelot?«
    Der Clanführer blinzelte, und sein Gesichtsausdruck wurde noch finsterer. »Ich bin gekommen, um dich zu warnen, Nom. Sieh es als Gefallen an. Du bist in diese Fehde verwickelt, deshalb hat die Gilde keinerlei Verpflichtung, ihre schützende Hand über dich zu halten. Es ist nur ein Gefallen ...«
    Rallick stieß sich von der Mauer ab und wandte sich dem Eingang der Gasse zu. »Ein Gefallen, Ozelot?« Er lachte leise.
    »Wir werden ihnen eine Falle stellen«, sagte Ozelot. Er stellte sich Rallick in den Weg, wies mit dem narbigen Kinn auf das Phoenix. »Sorg dafür, dass man dich sieht, und lass keinen Zweifel daran, womit du dein Geld verdienst.«
    Rallick blickte Ozelot fest an. »Ich soll also den Köder spielen.«
    »Tu einfach, was ich dir gesagt habe.«
    Ohne eine Antwort verließ Rallick die Gasse.
     
    »In dieser Nacht formt sich etwas«, sagte Scharteke, nachdem Turban Orr gegangen war. Die Luft um sie herum schimmerte, als sie wieder ihre wahre Gestalt annahm.
    Baruk ging zu seinem Kartentisch, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, um ihr Zittern zu beherrschen. »Du hast es also auch gespürt.« Er schwieg einen Augenblick, dann seufzte er. »Alles in allem scheinen dies überaus aufregende Stunden zu sein.«
    »Eine Konvergenz der Macht hat immer diese Wirkung«, sagte Scharteke, während sie sich aufrichtete und die Flügel streckte. »Die schwarzen Winde sammeln sich, Alchemist. Hütet Euch vor ihrem peitschenden Atem.«
    Baruk grunzte. »Während du dich von ihnen tragen lässt, ein Vorbote all unserer tragischen Übel.«
    Scharteke lachte krächzend. Sie watschelte zum Fenster. »Mein Herr kommt. Ich habe andere Aufgaben zu erledigen.«
    Baruk drehte sich um. »Wenn du erlaubst«, sagte er und machte eine Geste. Das Fenster schwang auf.
    Scharteke flatterte auf die Fensterbank. Sie wandte den Kopf und blickte Baruk mit einem Auge an. »Ich sehe zwölf Schiffe in einem Hafen«, sagte sie. »Elf stehen in Flammen.«
    Baruk erstarrte. Er hatte keine Prophezeiung erwartet. Jetzt fürchtete er sich plötzlich. »Und das Zwölfte?«, fragte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Ein Hagelschauer aus im Wind tanzenden Funken erfüllt den Nachthimmel. Ich sehe sie

Weitere Kostenlose Bücher