Die Gärten des Mondes
Baumstämmen hindurch und den Hang hinauf.
Der Sergeant setzte sich wieder auf seinen Felsen, den Blick auf den Boden gerichtet, während die Mitglieder seines Trupps ankamen und sich um ihn herum niederließen. Er blieb still, schien erst gar nicht zu bemerken, dass er Gesellschaft hatte; seine Stirn war gefurcht, und seine Kiefermuskeln traten hervor, während er langsam und gleichmäßig mit den Zähnen mahlte.
»Sergeant?«, fragte Fiedler leise.
Überrascht blickte Elster auf. Er holte tief Luft. Alle mit Ausnahme des Schnellen Ben hatten sich um ihn versammelt. Kalam würde den Magier später einweihen müssen. »In Ordnung. Der ursprüngliche Plan ist ab sofort über Bord geworfen, denn er hätte uns alle umgebracht. Dieser Teil hat mir nie besonders gut gefallen, deshalb werden wir es jetzt auf meine Weise machen und hoffentlich heil wieder aus dieser Sache herauskommen.«
»Soll das heißen, dass wir die Stadttore nicht verminen?«, fragte Fiedler und warf Igel einen raschen Blick zu.
»Nein«, erwiderte der Sergeant. »Wir finden eine bessere Verwendung für das Material der Moranth. Es gibt zwei Ziele, also bilden wir zwei Gruppen. Kalam führt die eine an, und mit ihm gehen der Schnelle Ben und ...«, er zögerte, »... und Leida. Ich werde die andere Gruppe anführen. Zunächst einmal müssen wir unbemerkt in die Stadt kommen. Das heißt, wir werden uns von unseren Uniformen trennen.« Er sah Fäustel an. »Ich gehe davon aus, dass die Grünen geliefert haben?«
Der Heiler nickte. »Das Fischerboot ist aus dieser Gegend, das paßt also. Mit seinen achtzehn Fuß Länge und vier Rudern sollte es uns problemlos über den See bringen. Es sind sogar ein paar Netze an Bord.«
»Dann werden wir ein bisschen fischen«, sagte Elster. »Wir könnten Verdacht erregen, wenn wir in den Hafen kommen, ohne irgendwas gefangen zu haben. Hat einer von euch schon mal gefischt?«
Einen Augenblick herrschte Stille, dann meldete sich Leida. »Ich, aber das ist schon lange her.«
Elster starrte sie an. »Gut. Jemand sollte dir zur Hand gehen, also such dir einen aus.«
Leida lächelte spöttisch.
Elster wandte den Blick von ihr ab. Er fluchte lautlos. Dann sah er seine beiden Saboteure an. »Wie viel Munition haben wir?«
»Zwei Kisten«, lautete Igels Antwort, der gerade seine Lederkappe zurechtrückte. »Da ist alles drin, von richtig großen Krachern bis zu Rauchbomben.«
»Damit könnten wir einen ganzen Palast in die Luft jagen«, fügte Fiedler hinzu. Er zappelte aufgeregt hin und her.
»Das wird ausreichen«, sagte Elster. »In Ordnung, jetzt hört mal alle gut zu, denn sonst kommt keiner von uns lebend aus dieser Geschichte raus ... «
Auf einer abgeschiedenen Lichtung im Wald streute der Schnelle Ben einen Kreis aus weißem Sand und setzte sich anschließend mitten hinein. Er nahm fünf an einem Ende angespitzte Stöcke und stellte sie in einer Reihe vor sich auf, wobei er sie unterschiedlich tief in den Lehmboden rammte. Der Stock in der Mitte ragte am höchsten auf, vielleicht drei Fuß, die beiden rechts und links davon waren vielleicht zwei Fuß hoch, die beiden äußersten nur noch einen Fuß.
Der Magier wickelte ein Stück dünnen Darmfaden ab, das vielleicht drei Fuß lang sein mochte. Er nahm ein Ende und formte eine kleine Schlinge, die er knapp unterhalb der Spitze am mittleren Stock befestigte. Er spannte den Faden nach links, schlang ihn um den nächsten Stock, zog ihn dann nach rechts und schlang ihn auch dort um den Stock. Dann zog er ihn ganz hinüber zum äußersten linken Stock, wobei er einige Worte vor sich hin murmelte. Er schlang den Faden zweimal um diesen Stock und spannte ihn dann hinüber zum äußersten rechten Stock, wo er einen Knoten knüpfte und das überstehende Ende abschnitt.
Der Schnelle Ben lehnte sich zurück und legte die gefalteten Hände in den Schoß. Eine Falte bildete sich auf seiner Stirn. »Locke!« Einer der äußeren Stöcke zitterte, drehte sich ein bisschen und erstarrte wieder. »Locke!«, bellte er noch einmal. Alle fünf Stöcke zuckten. Der mittlere neigte sich dem Magier entgegen. Der Faden straffte sich, und ein tiefes Summen stieg von ihm auf.
Ein kalter Windstoß wehte dem Schnellen Ben ins Gesicht, trocknete die Schweißperlen, die sich in der letzten Minute dort gebildet hatten. Ein rauschendes Geräusch war plötzlich in seinem Kopf, und er hatte das Gefühl, als würde er durch dunkle Höhlen fallen, deren unsichtbare Wände unter den
Weitere Kostenlose Bücher