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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Ding«, sagte er leise, die Augen auf die Scheibe gerichtet, »das vorbeizieht, ohne eine Herkunft zu besitzen; viele jagen ihm nach, weil sie nach seinem kalten Kuss dürsten, um den oft gespielt wird, selbst um den Preis des Lebens. Eine Einzelne - die Krone eines Bettlers. Viele davon -der Wahnsinn eines Königs. Belastet vom Verderben, wäscht selbst der leichteste Regen das Blut von ihr ab, und es bleibt kein Hinweis auf den Preis zurück. Sie ist, wie sie ist, sagt Kruppe - wertlos, außer für jene, die das Gegenteil behaupten.«
    Baruk hatte unwillkürlich den Atem angehalten. Seine Lungen brannten, doch es kostete ihn einige Mühe, auszuatmen. Kruppes Worte hatten ihn irgendwo hineingezogen - an einen Ort, der gewaltiges Wissen versprach, zusammengetragen und auf Pergament notiert von einer sicheren, unfehlbaren, sorgfältigen Hand. Eine Bibliothek - Regale aus schwarzem Holz, in abgewetztes Leder gebundene Folianten, verblichene Schriftrollen, ein schäbiger, fleckiger Schreibtisch ... Baruk fühlte, dass er kaum mehr als einen einzigen verstohlenen Blick in diesen Raum erhascht hatte, in Kruppes Verstand, jenen geheimen Ort, dessen Tür für alle bis auf einen verschlossen war. »Ihr sprecht«, sagte Baruk gedehnt, während er die Wachsscheibe in Kruppes Hand anstarrte und sich in die Realität zurückkämpfte, »von einer Münze.«
    Kruppe schloss die Hand. Er drehte sich um und legte die Scheibe auf das Fensterbrett. »Untersucht dieses Ding, Meister Baruk. Es zeigt die beiden Seiten einer Münze.« Und dann war plötzlich das Taschentuch wieder da. Kruppe trat einen Schritt zurück, betupfte sich die Stirn. »Es ist aber auch wirklich furchtbar heiß, sagt Kruppe!«
    »Nehmt Euch etwas Wein«, murmelte Baruk. Sobald sein Besucher sich ein paar Schritte von ihm entfernt hatte, öffnete der Alchemist sein Gewirr. Er gestikulierte, und die Wachsscheibe stieg in die Luft, bewegte sich langsam weiter, bis sie in Augenhöhe vor ihm schwebte. Er studierte die Prägung der ihm zugewandten Seite. »Die Lady«, murmelte er und nickte dabei. Die Scheibe drehte sich und zeigte ihm den Lord. Sie drehte sich erneut, und Baruks Augen weiteten sich, als sie sich schneller und immer schneller zu drehen begann. Ein schwirrendes Geräusch entstand in seinem Hinterkopf. Er spürte, wie sein Gewirr einem Druck standhielt, der mit dem Geräusch stärker wurde. Dann brach seine Quelle zusammen.
    Ganz schwach hörte er Kruppes Stimme, als käme sie aus großer Entfernung. »Selbst in dieser Wachsscheibe, Meister Baruk, ist der Atem der Zwillinge. Kein Gewirr eines Magiers kann diesem Wind widerstehen.«
    Die Scheibe rotierte noch immer vor Baruk in der Luft, war nur noch ein silberner Schemen. Um sie herum wallte feiner Nebel. Heiße Tropfen spritzten plötzlich auf sein Gesicht, und er trat einen Schritt zurück. Blaues Feuer flackerte aus dem schmelzenden Wachs; die Scheibe wurde jetzt zusehends kleiner. Einen Augenblick später war sie verschwunden. Das schwirrende Geräusch und der damit einhergehende Druck hörten schlagartig auf.
    Die plötzliche Stille ließ Baruks Kopf schmerzen. Halt suchend stützte er sich mit einer zitternden Hand auf das Fenstersims, schloss die Augen. »Wer hat die Münze, Kruppe?« Seine Stimme war kaum mehr als ein unterdrücktes Krächzen. »Wer?«
    Kruppe stand schon wieder an Baruks Seite. »Ein junger Bursche«, antwortete er unbestimmt. »Kruppe kennt ihn, ja, das tut er ganz gewiss, genau wie Eure anderen Agenten Murillio, Rallick und Coll.«
    Baruk öffnete die Augen wieder. »Das kann kein Zufall sein«, zischte er. Eine verzweifelte Hoffnung stieg in ihm auf, kämpfte gegen das Entsetzen an, das er verspürte. Oponn hatte sich in das Spiel eingemischt, und einer solchen Macht bedeutete das Schicksal einer Stadt und ihrer Bewohner gar nichts. Er starrte Kruppe wütend an. »Holt die Gruppe zusammen. Alle, die Ihr gerade aufgezählt habt.
    Sie haben meinen Interessen schon lange Zeit gedient, und das müssen sie auch jetzt tun; das ist wichtiger als alles andere. Habt Ihr mich verstanden?«
    »Kruppe wird Eure nachdrückliche Forderung überbringen, ja. Rallick hat vielleicht Pflichten gegenüber der Gilde zu erfüllen, während Coll, gibt man ihm wieder ein Ziel, für das es sich zu leben lohnt, sehr wohl seinen Blick klären und sich diesen Auftrag zu Herzen nehmen könnte. Äh, Meister Baruk? Nur nebenbei, aber ... wie lautet eigentlich der Auftrag?«
    »Schützt den Träger der

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