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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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moosbewachsenen Felsen am Fuß des Hangs. Hinter ihnen stieg der im Schatten liegende Rotwaldhain auf, dessen gefleckte Stämme wie bärtige Wächter vor dem Gebirge standen. Der Sergeant atmete tief die frische Morgenluft ein.
    »Alles in Ordnung«, sagte Kalam. »Die Grünen Moranth haben wie befohlen alles geliefert - und noch einiges mehr. Fiedler und Igel sind jetzt zwei glückliche Sappeure.«
    Elster zog eine Augenbraue hoch. Er wandte sich an den Schwarzen Moranth. »Ich dachte, eure Munition würde knapp werden?«
    Das Gesicht der Kreatur war nicht zu erkennen, es lag wie immer hinter dem Visier des Helms. Die Worte, die darunter hervordrangen, schienen aus einer Höhle zu kommen; sie klangen hohl und hallten schwach nach. »Teilweise, Vogel-Der-Stiehlt. Du bist uns wohl bekannt, Brückenverbrenner. Du zertrittst den Schatten des Feindes. Es wird dir nie an Unterstützung von den Moranth mangeln.«
    Überrascht blickte Elster zur Seite. Die Haut um seine Augen zog sich kurz zusammen.
    »Du hast nach dem Schicksal von einem der unsrigen gefragt«, fuhr der Moranth fort. »Ein Krieger mit nur einem Arm, der vor vielen Jahren in den Straßen von Nathilog an deiner Seite gekämpft hat.
    Er lebt noch.«
    Der Sergeant nahm noch einmal einen tiefen Atemzug von der süßen Waldluft. »Danke«, sagte er.
    »Wir wünschen dir, dass das Blut, das beim nächsten Mal an deinen Händen kleben wird, das Blut deines Feindes ist, Vogel-Der-Stiehlt.«
    Elster runzelte die Stirn, schenkte dem Moranth dann ein brüskes Nicken und wandte sich wieder an Kalam. »Was gibt es sonst noch?«
    Das Gesicht des Assassinen wurde ausdruckslos. »Der Schnelle Ben ist so weit«, sagte er.
    »Gut. Hol die anderen zusammen; ich werde euch meinen Plan erklären.«
    »Deinen Plan, Sergeant?«
    »Meinen«, bekräftigte Elster. »Derjenige, den die Imperatrix und ihre Strategen entwickelt haben, ist ab sofort zurückgestellt. Wir machen es auf meine Weise. Und jetzt los, Korporal.«
    Kalam salutierte und marschierte davon.
    Elster trat von seinem Felsen herunter; seine Stiefel sanken tief ins Moos. »Sag mir, Moranth, könnte es sein, dass eine Schwadron von euch Schwarzen in zwei Wochen - von heute an gerechnet - in diesem Gebiet patrouilliert?«
    Der Kopf des Moranth drehte sich hörbar; er schaute jetzt auf den See hinaus. »Solche außerplanmäßigen Patrouillen sind völlig normal. Ich gehe davon aus, dass ich in zwei Wochen selbst eine kommandieren werde.«
    Elster betrachtete den schwarz gerüsteten Krieger neben sich eine geraume Zeit. »Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich das verstehen soll«, sagte er schließlich.
    Der Krieger wandte ihm das Visier zu. »Wir sind gar nicht so verschieden«, sagte er. »In unseren Augen haben Taten Bedeutung. Wir urteilen. Wir handeln gemäß unserem Urteil. Wie in Fahl sorgen wir dafür, dass Geist mit Geist übereinstimmt.«
    Der Sergeant runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Achtzehntausendsiebenhundertneununddreißig Seelen sind im Verlauf der Säuberung von Fahl dahingeschieden. Eine für jeden Moranth, der zweifelsfrei der langen Feindschaft zum Opfer gefallen ist, die Fahl uns gegenüber gehegt hat. Geist mit Geist, Vogel-Der-Stiehlt.«
    Elster wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Die nächsten Worte des Moranth erschütterten ihn zutiefst.
    »Im Fleisch eures Imperiums sind Würmer. Doch solch eine Degeneration kann jeden Körper befallen. Die Vergiftung eures Volkes ist noch nicht tödlich. Noch kann es gesäubert werden. Die Moranth sind in solchen Unternehmungen geübt.«
    »Wie ...« Elster zögerte, wählte dann sorgfältig seine Worte, »wie stellt ihr euch eine solche Säuberung genau vor?« Er erinnerte sich an die Wagen voller hoch aufgetürmter Leichen, die in einer endlosen Schlange aus Fahl herausgerollt waren, und versuchte, die eisige Hand zu ignorieren, die sich auf sein Rückgrat zu legen schien.
    »Geist für Geist«, erwiderte der Moranth und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Stadt am Südufer. »Wir gehen jetzt. Du wirst uns in zwei Wochen hier finden, Vogel-Der-Stiehlt.«
    Elster blickte dem Schwarzen Moranth nach, als dieser sich durch das Dickicht schob, das die Lichtung umgab, auf der seine Gefährten mit ihren Reittieren warteten. Einen Augenblick später hörte er schnelles Flügelschlagen, und die Quorl stiegen über den Bäumen auf. Die Moranth drehten noch eine Runde über ihm, dann wandten sie sich nach Norden, zwischen den bärtigen

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