Die Gärten des Mondes
fähige Zauberin sein.«
»Sie ist die einzige Magierin aus meinem Kader, die Tayschrenns Angriff auf Mondbrut überlebt hat«, erwiderte Dujek.
»Tatsächlich?« Diese Eröffnung erschien Lorn fast noch bemerkenswerter. Sie fragte sich, ob Dujek einen Verdacht hegte, doch seine nächsten Worte beruhigten sie.
»Sie hat es Glück genannt, in beiden Fällen, und sie mag Recht haben.«
»Wie lange ist sie schon Kader-Magierin?«, fragte Lorn. »Seit ich das Kommando übernommen habe, vielleicht acht, neun Jahre.«
In diesem Augenblick wusste Lorn schlagartig, warum ihr Flickenseels Name so vertraut schien, und die Erkenntnis legte sich wie eine gepanzerte Faust um ihr Herz. Sie musste sich setzen. Dujek trat zu ihr, in seinen Augen stand echte Besorgnis.
»Eure Verletzung muss versorgt werden«, sagte er barsch. »Ich hätte sofort einen Heiler rufen sollen.«
»Nein, nein, es ist schon in Ordnung. Ich bin nur erschöpft.«
Er musterte sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. »Möchtet Ihr etwas Wein, Mandata?«
Sie nickte. Flickenseel. Konnte das wirklich möglich sein ? Sie würde es wissen, wenn sie die Frau zu Gesicht bekam. Sie würde es wissen. »Neun Jahre«, murmelte sie. »Das Mausviertel...«
»Wie bitte?«
Sie blickte auf. Dujek stand direkt vor ihr, einen Kelch mit Wein in der Hand. »Nichts«, sagte sie und nahm dankbar den Wein entgegen. »Danke.«
Die Doppeltüren schwangen auf, und beide drehten sich um. Tayschrenn kam hereingestürmt und baute sich mit zornrotem Gesicht vor Dujek auf.
»Verdammt sollt Ihr sein«, knirschte der Hohemagier. »Und eins verspreche ich Euch: Falls Ihr hier die Hand im Spiel gehabt habt, werde ich es herausfinden.«
Dujek zog eine Augenbraue empor. »Die Hand im Spiel gehabt? Wobei denn, Hohemagier?«, fragte er kühl.
»Ich war gerade in der Halle der Berichte. Da ist nicht einfach nur ein Feuer ausgebrochen. Die Halle sieht aus, als hätte man das Innere eines Ofens nach außen gekehrt!«
Lorn erhob sich und trat zwischen die beiden Kontrahenten. »Hohemagier Tayschrenn«, sagte sie leise, doch ihr Tonfall klang gefährlich. »Könntet Ihr mir vielleicht erklären, wieso dieses Feuer im Zimmer irgendeines Bürokraten Vorrang vor allen anderen Erwägungen haben sollte?«
Tayschrenn blinzelte. »Ich bitte um Entschuldigung, Mandata«, sagte er gepresst, »aber in der Halle der Berichte wurden die Listen der Volkszählung aufbewahrt.« Seine dunklen Augen richteten sich starr auf Dujek. »Auf denen die Namen von sämtlichen Adligen von Fahl verzeichnet waren.«
» Welch ein Unglück«, sagte die Hohefaust. »Habt Ihr schon mit der Untersuchung des Vorfalls begonnen? Euch stehen selbstverständlich alle Dienste meines Stabes zur Verfügung.«
»Das ist nicht nötig, Hohefaust«, sagte der Magier gedehnt.
»Waum all Eure anderen Spione überflüssig machen?« Er verstummte, trat einen Schritt zurück und verbeugte sich vor Lorn. »Ich grüße Euch, Mandata. Und ich entschuldige mich für dieses so ungnädig erscheinende Wiedersehen ...«
»Spart Euch Eure Entschuldigungen für später auf«, sagte Lorn kühl. Sie wandte sich an Dujek. »Ich danke Euch für den Wein und die Unterredung«, sagte sie und registrierte mit Genugtuung, wie Tayschrenns Haltung sich bei ihren Worten versteifte. »Ich gehe davon aus, dass heute Abend ein offizielles Essen stattfinden wird?«
Dujek nickte. »Selbstverständlich, Mandata.«
»Würdet Ihr so freundlich sein und auch Flickenseel bitten, daran teilzunehmen?« Sie spürte, dass der Hohemagier schon wieder zusammenzuckte, doch in Dujeks Blick erkannte sie neuen Respekt, als würde er ihre Fähigkeiten in dieser besonderen Form von Strategie anerkennen.
Tayschrenn schaltete sich ein. »Mandata, die Zauberin war krank ... Eine Folge ihres Zusammentreffens mit dem Schattenhund, das Euch die Hohefaust« - er lächelte Dujek an - »sicherlich geschildert hat, wie ich annehme.«
Leider nicht ausführlich genug, dachte Lorn reumütig, ließ jedoch Tayschrenn weiter das Schlimmste befürchten. »Sicher. Aber ich bin daran interessiert zu erfahren, wie ein Magier jene Begebenheit einschätzt, Hohemagier«, sagte sie.
»Das werdet Ihr in Bälde hören.«
Dujek verbeugte sich. »Ich werde mich nach Flickenseels Gesundheitszustand erkundigen, Mandata. Wenn Ihr mich dann bitte entschuldigen würdet, ich werde mich gleich auf den Weg machen.« Er drehte sich zu Tayschrenn um und nickte kurz.
Tayschrenn blickte dem einarmigen
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