Die Gärten des Mondes
konnte, ob es ein Mann oder eine Frau war.«
»Ihr habt eine Menge Soldaten aus dem Reich der Sieben Städte in Kuren Legionen, Hohefaust.« Das war eher eine Feststellung als eine Frage.
»Oh ja. Sie können grenzenlos loyal sein, wenn sie es wollen.«
Loyal gegenüber wem oder was, fragte sich Lorn. Rekruten aus dem Reich der Sieben Städte wurden in diesen Tagen an andere Orte geschickt. Die Imperatrix wollte verhindern, dass Dujeks Soldaten erfuhren, wie nahe ihr Heimatland daran war, offen zu rebellieren. Solche Neuigkeiten mochten hier, in Genabackis, die Waagschalen nur zu leicht zur falschen Seite neigen, und das wiederum würde auf das Reich der Sieben Städte wie ein Auslöser wirken. Sowohl Lorn als auch die Imperatrix wussten nur zu gut, wie gefährlich die Situation geworden war und dass sie vorsichtig zu Werke gehen mussten, wenn sie den Schaden beheben wollten. Allmählich wurde offensichtlich, dass Tayschrenn ein großes Problem darstellte.
Lorn erkannte plötzlich, dass sie stärker auf Dujeks Unterstützung angewiesen war als er auf ihre.
Der Korridor endete vor zwei mächtigen Holztüren. Die Soldaten rechts und links davon salutierten der Hohefaust, bevor sie die Türen öffneten. Dahinter lag ein großer Raum, der völlig von einem Hartholztisch in der Mitte beherrscht wurde. Landkarten, Schriftrollen, Tintenfässer und Farbkrüge waren auf seiner Oberfläche verstreut. Nachdem Dujek und Lorn eingetreten waren, wurden die Türen hinter ihnen geschlossen.
»Tayschrenn ist über Eure Ankunft informiert worden, aber er wird sich etwas verspäten«, sagte Dujek und setzte sich auf die Tischkante. »Wenn Ihr irgendwelche Fragen habt, die die jüngsten Ereignisse in Fahl betreffen, so stellt sie jetzt.«
Sie wusste, dass er ihr die Gelegenheit gab, Antworten zu erhalten, die nicht von Tayschrenn kamen. Welche Version der Wahrheit sie letztlich akzeptieren würde, war dann allein ihre Sache. Lorn begann Dujeks Bemerkung über Kampftaktiken zu würdigen. Sie ging zu einem in der Nähe stehenden Stuhl und ließ sich langsam in die Polster sinken. »Also gut, Hohefaust. Zuerst die Kleinigkeiten. Habt Ihr irgendwelche Probleme mit den Moranth gehabt?«
Dujek zog ein finsteres Gesicht. »Komisch, dass Ihr danach fragt. Sie werden allmählich etwas hochmütig, was manche Dinge anbelangt. Ich hatte verdammt viel Mühe, ihre Goldenen Legionen - ihre Elitekrieger - dazu zu bringen, gegen Caladan Bruth zu kämpfen. Es scheint, als würden sie ihn für zu ehrenhaft halten, um ihn als Feind zu betrachten. Eine Weile hat das ganze Bündnis auf ziemlich wackligen Beinen gestanden, aber schließlich sind sie doch losmarschiert. Ich werde bald die Schwarzen hinterherschicken.«
Lorn nickte. »In Genabaris hat es ähnliche Probleme mit den Grünen und den Blauen gegeben«, sagte sie, »was auch erklärt, warum ich über Land gereist bin. Die Imperatrix schlägt vor, dass wir so viel wie möglich aus dem Bündnis herausholen sollten, weil es vielleicht nicht mehr lange Bestand haben wird.«
»Wir haben wohl auch kaum eine andere Wahl«, brummte Dujek. »Wie viele Legionen werden im Frühling landen?«
Lorn zögerte. »Zwei«, sagte sie schließlich. »Und ein Regiment von wickanischen Lanzenreitern. Die Ulanen und die Elfte Legion werden in Nathilog an Land gehen. Die Neunte wird in Nisst landen und sich mit den Zwangsrekrutierten vereinigen. Die Imperatrix vertraut darauf, dass die letztgenannte Verstärkung ausreicht, den Widerstand der Karmesin-Garde am Fuchspass zu brechen und so Bruths Flanke aufzureißen.«
»Dann ist die Imperatrix eine Närrin«, sagte Dujek mit harter Stimme. »Die Zwangsrekrutierten sind so gut wie nutzlos, Mandata, und nächstes Jahr um diese Zeit wird die Karmesin-Garde Nisst befreit haben - und Treet, Einaugkatz, Porule, Garalt -«
»Ich kenne die Liste.« Lorn erhob sich abrupt. »Ihr werdet nächstes Jahr zwei neue Legionen bekommen, Hohefaust. Das ist alles.«
Dujek dachte einige Zeit nach. Sein Blick war auf die Karte gerichtet, die auf die Tischplatte genagelt war. Lorn wartete. Sie wusste, dass er jetzt in Gedanken seine Pläne für den Feldzug im kommenden Jahr durchging. Er war ganz in eine Welt versunken, die von den Mengen an verfügbaren Kämpfern und Material bestimmt war, und er überlegte auch, was Caladan Bruth und Fürst K'azz, der Anführer der Karmesin-Garde, wohl tun würden. Schließlich räusperte er sich. »Mandata, ist es möglich, die Landungspunkte zu
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