Die Gärten des Mondes
vertauschen? Die Elfte und die wickanischen Ulanen an der Ostküste, südlich von Appel landen zu lassen? Und die Neunte an der Westküste, bei Tulipane?«
Lorn trat an den Tisch und studierte die Karte. Tulipane? Warum gerade dort? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. »Die Imperatrix wäre sicher neugierig auf Eure veränderten Pläne, Hohefaust.«
»Das bedeutet so viel wie ›vielleicht‹.« Dujek rieb sich das stoppelige Kinn, nickte dann kurz. »Nun gut, Mandata. Als Erstes: Die Zwangsrekrutierten werden den Fuchspass nicht halten. Wenn unsere Verstärkung eintrifft, wird die Karmesin-Garde bereits in den Nordlanden sein. Der größte Teil jenes Gebiets besteht aus Ackerland und Weiden. Wenn wir uns zurückziehen und die Zwangsrekrutierten nach Nisst verlegen, werden wir dabei das Land leer plündern. Keine Ernten mehr, kein Vieh mehr. Alle Vorräte, die K'azz benötigt, wird er mitbringen müssen. Nun, Mandata ... jede Armee auf dem Marsch, jede Armee, die eine geschlagene Armee verfolgt, ist gezwungen, den Tross mit den Vorräten zurückzulassen, ihn in ihrer Eile, den Gegner zu erwischen und ihm den Todesstoß zu versetzen, sozusagen ›abzuhängen‹. Und an dieser Stelle kommen die wickanischen Ulanen ins Spiel.«
Die Wickaner waren die geborenen Plünderer, wie Lorn wusste. In einem solchen Gelände würden sie schwer zu fassen sein; sie würden blitzschnell und mit tödlicher Wirkung zuschlagen. »Und die Elfte? Was wird sie für eine Rolle spielen?«
»Ein Drittel wird in Nisst stationiert werden. Der Rest wird in Eilmärschen unterwegs sein - zum Fuchspass.«
»Während Caladan Bruth sich noch südlich des Schwarzhundwaldes befindet? Das ergibt keinen Sinn, Hohefaust.«
»Ihr habt vorgeschlagen, die Moranth so effektiv einzusetzen, wie es irgend geht, nicht wahr? Also gut. Von Tulipane aus werden die Moranth mit ihren Quorl einiges an Transporten durch die Luft durchzuführen haben.« Dujek kniff die Augen zusammen, während er die Karte studierte. »Ich will, dass die Neunte sich südlich des Schwarzhund-Sumpfs befindet, wenn ich meine Streitkräfte von hier aus in Bewegung setze und im Süden von Bruths Truppen stationiere. Ein gemeinsamer Vorstoß der Goldenen und der Schwarzen Moranth müsste ihn uns direkt in die Arme treiben, während seine Verbündeten, die Karmesin-Garde, auf der falschen Seite des Fuchspasses festsitzen.«
»Ihr habt vor, eine ganze Legion auf dem Luftweg zu transportieren?«
»Will die Imperatrix, dass dieser Krieg noch zu ihren Lebzeiten gewonnen wird, oder nicht?« Er stieß sich vom Tisch ab und begann auf und ab zu gehen. »Bedenkt jedoch«, sagte er, als hätten ihn plötzlich Zweifel befallen, »dass sich all dies als bloßes Gedanken-Spiel erweisen kann. Wenn ich Bruth wäre, würde ich ...« Seine Stimme erstarb, und er blickte die Mandata an. »Werden die Transportbefehle geändert werden?«
Lorn versuchte in seinem Gesicht zu lesen. Irgendetwas sagte ihr, dass Hohefaust Dujek gerade eben intuitiv etwas begriffen hatte -etwas, das mit Caladan Bruth zu tun hatte und das aus seiner Sicht diese Pläne in der Tat zu einem reinen Gedankenspiel werden ließ. Und ihr wurde außerdem klar, dass er dieses Wissen nicht mit ihr zu teilen beabsichtigte. Sie sah sich die Karte noch einmal genauer an, versuchte zu sehen, was Dujek gesehen hatte. Doch es war hoffnungslos. Sie war keine Strategin. Es war schon schwierig genug, Dujeks Gedanken zu erraten; das Gleiche mit Caladan Bruth zu versuchen war unmöglich. »Euer Plan mag zwar gewagt sein, doch er ist hiermit offiziell im Namen der Imperatrix akzeptiert. Eure Forderung wird erfüllt werden.«
Dujek nickte halbherzig.
»Noch etwas, Hohefaust, bevor Tayschrenn kommt. Hier soll ein Schattenhund aufgetaucht sein?«
»Ja«, erwiderte er. »Ich war zum damaligen Zeitpunkt nicht hier, aber ich habe das Gemetzel gesehen, das die Bestie angerichtet hat. Wenn Flickenseel nicht gewesen wäre, wäre es wahrscheinlich noch viel schlimmer gekommen.«
Lorn sah so etwas wie Entsetzen in Dujeks Augen, und sie erinnerte sich an jene Szene auf der Küstenstraße westlich von Itko Kan, die jetzt zwei Jahre zurücklag. »Ich habe schon einmal gesehen, was die Schattenhunde anrichten können«, sagte sie und sah ihm dabei in die Augen.
Einen kurzen Augenblick lang teilten sie etwas Unergründliches. Dann wich Dujek ihrem Blick aus. »Diese Flickenseel«, sagte Lorn, um einen Stich des Bedauerns zu verbergen, »muss eine sehr
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