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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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alten Mann schweigend nach, bis sich die Türen wieder hinter ihm geschlossen hatten. »Mandata, diese Situation ist -«
    »Absurd«, beendete Lorn hitzig den Satz. »Verdammt, Tayschrenn, wo habt Ihr Euren Verstand gelassen? Ihr habt Euch mit dem verschlagensten alten Halunken angelegt, auf den das Militär des Imperiums jemals in seinen Reihen zählen durfte, und er frisst Euch mit Haut und Haaren auf.« Sie ging zum Tisch und füllte ihren Pokal aufs Neue. »Ihr verdient es auch gar nicht anders.« »Mandata -«
    Sie betrachtete ihn. »Nein. Ihr hört jetzt erst einmal mir zu, Tayschrenn. Ich spreche im Auftrag der Imperatrix. Sie hat widerstrebend zugestimmt, dass Ihr den Angriff auf Mondbrut leitet - aber wenn sie gewusst hätte, dass es Euch so sehr an Subtilität mangelt, hätte sie das niemals gestattet. Haltet Ihr denn alle anderen für Narren?«
    »Dujek ist nur ein einzelner Mann«, sagte Tayschrenn.
    Lorn nahm einen großen Schluck Wein, dann stellte sie den Pokal zurück auf den Tisch und rieb sich die Stirn. »Dujek ist nicht der Feind«, sagte sie müde. »Dujek ist niemals der Feind gewesen.«
    Tayschrenn trat einen Schritt vor. »Er war ein Anhänger des Imperators, Mandata.«
    »Die Loyalität dieses Mannes gegenüber dem Imperium anzuzweifeln ist eine Beleidigung - und es ist genau diese Art von Beleidigung, die ihn dazu veranlassen könnte, die Seiten zu wechseln. Dujek ist nicht nur ein einzelner Mann. Im Augenblick ist er zehntausend Mann, in einem Jahr fünfundzwanzigtausend. Er gibt nicht nach, so sehr Ihr ihn auch bedrängt, nicht wahr? Natürlich nicht -er kann nicht. Er hat zehntausend Soldaten hinter sich, und glaubt mir, wenn sie wütend genug werden, um zurückzuschlagen, werdet Ihr nicht in der Lage sein, ihnen standzuhalten. Und was Dujek anbelangt: der wird dann einfach von der Woge mitgerissen werden, wo immer er auch enden mag.«
    »Dann ist er ein Verräter.«
    »Nein. Er ist ein Mann, der für die Leute sorgt, für die und denen gegenüber er verantwortlich ist. Er ist der Beste, den das Imperium zubieten hatWenn er gezwungen wird, die Seiten zu wechseln, Tayschrenn, sind wir die Verräter. Habt Ihr mich verstanden?«
    Der Hohemagier runzelte verstört die Stirn. »Ja, Mandata«, sagte er leise. »Ich habe verstanden.« Er blickte auf. »Die Aufgabe, mit der die Imperatrix mich betraut hat, lastet schwer auf mir. Meine Stärken liegen auf anderen Gebieten. Es wäre gut, wenn Ihr mich von dieser Aufgabe entbinden würdet.«
    Lorn überdachte diesen Vorschlag sorgfältig. Magier konnten bei ihren Untergebenen von Natur aus niemals ein Gefühl von Loyalität erzeugen. Furcht, ja, und aus Furcht geborenen Respekt, doch für einen Magier war es besonders schwierig, Loyalität zu verstehen und damit umzugehen. Und dennoch, es hatte einst, vor langer Zeit, einen Magier gegeben, der Loyalität hatte hervorrufen können - das war der Imperator gewesen. »In einem sind wir uns alle einig, Hohemagier«, sagte sie schließlich. »Die alte Garde muss verschwinden. Alle, die Seite an Seite mit dem Imperator gestanden haben und sich noch immer an die Erinnerung an ihn klammern, werden bewusst oder unbewusst immer gegen uns arbeiten. Dujek ist eine Ausnahme, und es gibt noch eine Hand voll anderer, die so sind wie er. Die dürfen wir nicht verlieren. Was jedoch die anderen betrifft - die müssen sterben. Das Risiko besteht darin, dass wir sie auf diese Tatsache aufmerksam machen könnten. Wenn wir zu unvorsichtig sind, bekommen wir es unter Umständen mit einem Aufruhr zu tun, der das Imperium zerstören könnte.«
    »Von Dujek und Flickenseel einmal abgesehen, haben wir alle ausgelöscht«, sagte Tayschrenn. »Was Elster und seinen Trupp angeht - er gehört Euch, Mandata.«
    »Wenn ich Glück habe«, sagte Lorn; dann runzelte sie die Stirn, als der Hohemagier zusammenzuckte. »Was ist los?«
    Er erhob sich. »Jeden Abend lege ich meine Drachenkarten«, sagte er. »Und ich bin sicher, dass Oponn die Welt der Sterblichen betreten hat. Flickenseels Deutung hat mich in meinem Verdacht noch bestärkt.«
    Lorn blickte ihn scharf an. »Sie ist eine erfahrene Adeptin?«
    »Weitaus erfahrener als ich«, gab Tayschrenn zu.
    Lorn überlegte. »Könnt Ihr mir sagen, inwiefern Oponn in all dies verstrickt ist?«
    »Es geht um Darujhistan«, antwortete Tayschrenn.
    Lorn schloss die Augen. »Ich habe befürchtet, dass Ihr das sagen würdet. Wir brauchen Darujhistan, und zwar mehr als dringend. Wenn diese Stadt

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