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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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klar, dass die Götter sich ins Spiel eingemischt haben. Besonders, was die Pläne des Imperiums für Darujhistan anbelangt ...«
    Toc erhob sich eilig. »Ich glaube, ich sollte mich jetzt besser entschuldigen«, sagte er, »denn die Dinge, die hier besprochen werden sollen, übersteigen -«
    »Bleib sitzen, Toc der Jüngere«, befahl ihm Lorn. »Du bist hier als Repräsentant der Klaue, und als solcher ist es an dir, in ihrem Namen zu sprechen.«
    »Ist das wahr?«
    »Allerdings!«
    Langsam setzte sich Toc wieder hin. »Bitte, fahrt fort, Zauberin.«
    Flickenseel nickte. »Oponn ist eine wichtige Figur in diesem 'Spiel. Der Eröffnungszug der Zwillinge hat Wellen erzeugt - ich bin sicher, dass der Hohemagier in dieser Hinsicht meiner Meinung ist -und so die Aufmerksamkeit anderer Götter geweckt.«
    »Ihr sprecht von Schattenthron«, sagte Lorn. Sie sah Tayschrenn an.
    »Das würde man zumindest erwarten«, pflichtete der Hohemagier ihr bei. »Ich habe allerdings noch nichts gespürt, was darauf hindeutet, dass Schattenthron uns gesteigerte Aufmerksamkeit schenkt, obwohl ich nach der Attacke des Hundes sehr gründlich in dieser Richtung nachgeforscht habe.«
    Lorn atmete tief aus. »Bitte, fahrt fort, Zauberin.«
    »Der Hund ist rein zufällig aufgetaucht«, sagte Flickenseel; sie warf bei diesen Worten Tayschrenn einen raschen Blick zu. »Ich hatte meine Drachenkarten gelegt und bin dabei auf die Karte des Hundes gestoßen. Wie alle Adepten habe ich das Bild bis zu einem gewissen Grad als lebendig empfunden. Als ich mich voll und ganz darauf konzentriert habe«, sie räusperte sich, »hat es sich plötzlich so angefühlt, als würde sich ein Tor öffnen, das zur Gänze von der anderen Seite jener Karte aus geschaffen wurde - vom Hohen Haus Schatten selbst.« Sie hob die Hände und sah den Hohemagier unverwandt an. »Ist so etwas möglich? Das Schattenreich ist neu unter den Häusern, seine Macht hat sich noch nicht zur Gänze gezeigt. Nun, was auch immer passiert ist, was sich da geöffnet hat - ein Tor, ein Riss -, es hat den Schattenhund Giar erscheinen lassen.«
    »Aber warum ist er dann auf der Straße erschienen?«, fragte Tayschrenn. »Warum nicht in Eurem Zimmer?« Flickenseel lächelte. »Ich könnte spekulieren.« »Bitte, tut das«, sagte die Mandata.
    »Ich habe Schutzzauber um meinen Raum gelegt«, sagte Flickenseel. »Die innersten sind Hochthyr.«
    Tayschrenn fuhr zusammen; Flickenseels Aussage hatte ihn eindeutig überrascht.
    »Solche Schutzzauber«, fuhr Flickenseel fort, »erzeugen einen Strom, eine Woge der Macht, die anschwillt und zusammensinkt wie ein pulsierendes Herz, das sehr schnell schlägt. Ich vermute, dass diese Schutzzauber ausgereicht haben, den Schattenhund von meiner direkten Umgebung fern zu halten, denn im Stadium des Übergangs -sozusagen auf halbem Weg zwischen seiner Welt und der unseren -konnte er seine vollen Kräfte nicht einsetzen. Sobald er jedoch ›angekommen‹ war, konnte er das - und hat es auch getan.«
    »Wie ist es Euch gelungen, einen Schattenhund abzuwehren?«, fragte Tayschrenn.
    »Es war Glück«, erwiderte Flickenseel, ohne zu zögern. Ihre Antwort blieb in der Luft hängen, und Toc hatte den Eindruck, dass sich niemand mehr um das Essen scherte.
    »Mit anderen Worten«, sagte Lorn langsam, »Ihr glaubt, dass Oponn sich eingemischt hat.«
    »Ja.«
    »Und warum?«
    Flickenseel ließ ein kurzes Lachen erklingen. »Wenn ich das herausfinden könnte, Mandata, wäre ich eine glückliche Frau.« Ihre Stimme wurde wieder ernst. »Es sieht ganz danach aus, als ob wir benutzt werden. Das Imperium selbst ist zu einer Figur im Spiel geworden.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, da rauszukommen?«, fragte Dujek. Seine Worte glichen mehr einem Knurren und überraschten alle.
    Flickenseel zuckte die Achseln. »Falls ja, dann liegt sie in Darujhistan, denn dort scheint das Zentrum von Oponns Spiel zu sein. Doch bedenkt, Hohefaust, uns nach Darujhistan zu locken könnte sehr wohl genau das sein, was Oponn bezweckt.«
    Toc hatte sich zurückgelehnt und kratzte geistesabwesend seine Wunde. Er vermutete, dass an dieser Sache noch mehr dran war, obwohl er diesen Verdacht nicht hätte belegen können. Er kratzte stärker. Flickenseel konnte sehr beredt sein, wenn sie wollte; ihre Geschichte hatte etwas äußerst Geradliniges. Die einfachen Lügen waren stets auch die besten. Dennoch, niemand sonst schien einen Verdacht zu hegen. Die Zauberin hatte die Aufmerksamkeit von ihrer

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