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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Vergangenheit erhoben, hatte sich erhoben, um ein Unrecht einzuklagen, um Gerechtigkeit zu finden und dadurch ihr Leben zurückzugewinnen - und war abgewiesen worden. Nicht von den Worten Dujeks oder Tayschrenns, sondern von jenem Ding, das als Mandata bekannt war.
    »Natürlich«, sagte sie und nahm die Hand vom Schwertgriff. »Kommt herein, Zauberin Flickenseel, und esst mit uns.«
    Der klanglose Tonfall ihrer Stimme verriet Toc, dass ihr diese Einladung nicht die geringste Mühe bereitet hatte - und das erschreckte ihn, erschütterte ihn bis ins Mark. Ein rascher Blick auf Tayschrenn und Dujek zeigte ihm, dass die beiden genauso empfanden, obwohl der Letztere es verbarg.
    Flickenseel sah richtiggehend krank aus, doch mit einem unsicheren Nicken nahm sie die Einladung der Mandata an.
    Toc griff nach der Karaffe und einem noch unbenutzten Kristallkelch. Er ging zur Zauberin hinüber. »Ich bin Toc der Jüngere«, sagte er lächelnd, »und ich glaube, Ihr solltet etwas trinken.« Er goss den Kelch voll und reichte ihn ihr. »Ich habe mich oft gefragt, was wohl in dem Reiseschrank sein mag, den Ihr immer mit schleppt, wenn wir auf dem Marsch sind. Jetzt bekomme ich endlich einmal zu Gesicht, was darin ist. Zauberin, Ihr seid eine Augenweide.«
    In Flickenseels Blick lag Dankbarkeit. Sie hob eine Augenbraue. »Ich habe gar nicht bemerkt, dass mein Reiseschrank so viel Aufsehen erregt.«
    Toc grinste. »Ich fürchte, Ihr habt in der Zweiten für einen äußerst beliebten Witz gesorgt. Wann immer irgendetwas Überraschendes passiert ist - ein Hinterhalt, ein unvorhergesehenes Geplänkel, ganz egal, was -, hieß es unweigerlich, der Feind wäre aus Eurem Reiseschrank gekommen, Zauberin.«
    Hinter ihnen brach Dujek in schallendes Gelächter aus. »Ich habe mich immer gefragt, wie dieser Spruch entstanden ist, und ich habe ihn ebenfalls verdammt oft gehört - sogar von meinen Offizieren.«
    Die Atmosphäre in dem Zimmer entspannte sich etwas; es gab zwar noch unterschwellige Spannungen, aber diese schienen jetzt zwischen Flickenseel und Hohemagier Tayschrenn zu bestehen. Die Zauberin sah Lorn an, wann immer die Aufmerksamkeit der Mandata auf etwas anderes gerichtet war. Toc konnte das Mitleid in ihrem Blick erkennen, und seine Achtung vor ihr stieg beträchtlich. Wäre er an ihrer Stelle, hätte in den Blicken, die er Lorn zugeworfen hätte, eher Furcht gelegen. Und welches Gewitter auch zwischen Flickenseel und Tayschrenn drohte, es schien nichts Persönliches zu sein, sondern auf unterschiedlichen Meinungen und gegenseitigem Argwohn zu beruhen.
    Allerdings sorgte hier vielleicht auch die unerschütterliche Gegenwart Dujeks für einen ausgleichenden Einfluss, dachte Toc. Sein Vater hatte viel von Dujek gesprochen; er hatte in ihm einen Mann gesehen, der niemals das Gespür für die Machtlosen oder die weniger Mächtigen verloren hatte. Wenn er mit Ersteren zu tun hatte, scheute er sich nicht, seine eigenen Schwächen preiszugeben; was die Letzteren betraf, hatte er ein untrügliches Auge, das persönlichen Ehrgeiz ebenso mühelos von allem anderen trennte wie ein Arzt brandiges Fleisch von gesundem, und an ihrer Stelle jene setzte, die Vertrauen und Ehrlichkeit als maßgebliche Größe betrachteten.
    Während Toc Dujeks entspannten Umgang mit den anderen Anwesenden beobachtete, einschließlich seiner selbst und den Bediensteten, die mit Tabletts voller Essen hereinmarschiert kamen, wurde ihm schlagartig klar, dass dieser Mann sich nicht merklich von demjenigen unterschied, den Toc der Ältere als Freund bezeichnet hatte. Das beeindruckte Toc zutiefst, schließlich wusste er um den Druck, der auf der Hohefaust lastete.
    Sobald alle saßen und der erste Gang aufgetragen wurde, übernahm Mandata Lorn wieder das Kommando. Dujek überließ es ihr ohne ein Wort oder eine Geste; er vertraute anscheinend darauf, dass sich der Vorfall von vorhin erledigt hatte, soweit es die Mandata betraf.
    Lorn wandte sich mit ihrer unheimlichen, tonlosen Stimme an Flickenseel. »Zauberin, erlaubt mir, Euch dazu zu gratulieren, einen Schattenhund besiegt zu haben, und auch zu Eurer rechtzeitigen Genesung. Ich weiß, dass Tayschrenn Euch schon zu diesem Vorfall befragt hat, aber ich würde die Geschichte gerne von Euch selbst hören.«
    Flickenseel setzte ihren Kelch ab und schaute kurz auf die Platte mit dem Essen vor ihr, ehe sie der Mandata in die Augen blickte. »Wie der Hohemagier Euch wahrscheinlich schon erklärt hat, ist es mittlerweile

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