Die Gärten des Mondes
Geschichte weg auf deren Auswirkungen auf spätere Taten gelenkt. Alle dachten jetzt darüber nach, und je schneller ihre Gedanken rasten, desto weniger gedachten sie der Zweifel, die sie ihr gegenüber hatten.
Er beobachtete sie, sah, wie sie die anderen beobachtete, und daher war er der Einzige, der das triumphierende Aufleuchten und die Erleichterung in ihren Augen bemerkte, als Lorn wieder das Wort ergriff.
»Oponn ist nicht der erste Gott, der versucht, das malazanische Imperium zu manipulieren«, sagte die Mandata. »Andere sind gescheitert, haben sich eine blutige Nase geholt. Es ist traurig, dass Oponn diese Lektion nicht verstanden hat - übrigens genauso wenig wie Schattenthron.« Sie seufzte tief. »Flickenseel, was Ihr auch immer für Differenzen mit dem Hohemagier haben mögt, es ist notwendig, nein, lebensnotwendig, dass Ihr zusammenarbeitet und versucht, mehr Einzelheiten über Oponns Eingreifen herauszufinden. In der Zwischenzeit wird Hohefaust Dujek damit fortfahren, seine Legion für den Marsch vorzubereiten und gleichzeitig unsere Herrschaft über Fahl festigen. Ich werde die Stadt in naher Zukunft verlassen. Doch seid versichert, meine Mission hat Ziele, die mit den Euren identisch sind. Aber jetzt noch eines.« Sie wandte sich an Toc. »Ich würde gerne hören, wie die Klaue die Worte einschätzt, die hier gewechselt worden sind.«
Er starrte sie überrascht an. Ohne es zu wissen, hatte er genau die Rolle angenommen, die sie von ihm erwartet hatte. Er setzte sich aufrecht hin und starrte Flickenseel an. Sie wirkte plötzlich nervös, verbarg ihre Hände unter dem Tisch. Er wartete einen Augenblick, bis sich ihre Blicke gekreuzt hatten, bevor er sich der Mandata zuwandte.
»Soweit sie es weiß, spricht die Zauberin die Wahrheit«, sagte er. »Ihre Spekulationen waren aufrichtig, obwohl ich zugeben muss, dass ich nichts über die Triebkräfte der Magie zu sagen weiß. Aber vielleicht könnte Hohemagier Tayschrenn sich dazu äußern.«
Lorn schien ein wenig enttäuscht von Tocs Einschätzung, aber sie nickte nur und sagte: »Akzeptiert. Also, Hohemagier?«
Tayschrenn stieß langsam den Atem aus. »Zutreffend«, sagte er. »Die Spekulationen sind fehlerlos.«
Toc füllte seinen Kelch von neuem. Der erste Gang wurde fast unberührt wieder abgetragen, doch als der zweite Gang aufgetragen wurde, wandten sich alle dem Essen zu, und die Gespräche erstarben. Toc aß langsam. Er vermied es, aufzublicken und Flickenseel in die Augen zu sehen, obwohl er die Blicke der Zauberin immer wieder auf sich ruhen spürte. Er war selbst überrascht über sein Verhalten: Gleichzeitig die Mandata der Imperatrix, den Hohemagier und die Hohefaust zu täuschen war zumindest dreist, wenn nicht gar selbstmörderisch. Und seine Gründe dafür waren nicht wirklich rational, was das Ganze noch beunruhigender machte.
Die Zweite Armee hatte eine lange, blutige Geschichte. Unzählige Male hatten sich einzelne Soldaten oder auch ganze Truppenteile für die anderen eingesetzt, egal, wie schlecht die Vorzeichen gewesen sein mochten. Und meistens war es der Magier-Kader gewesen. Toc war dort draußen auf der Ebene vor Fahl gewesen, hatte mit tausenden anderer Soldaten gesehen, wie der hoffnungslos unterlegene Kader zerfetzt worden war. Diese Art von Verschwendung kam bei der Zweiten nicht gut an. Und obwohl er eine Klaue war, waren die Gesichter, die ihn umgeben hatten, die Gesichter, die ihn voller Hoffnung, Verzweiflung und - manchmal - tödlicher Resignation angeblickt hatten, Spiegelbilder seines eigenen Gesichts gewesen, und sie trotzten der Klaue immer wieder. Die Jahre in der Klaue, in denen Gefühle systematisch verleugnet worden waren, diese Jahre konnten der tagein, tagaus wiederkehrenden Realität der Zweiten Armee nicht standhalten.
In dieser Nacht hatte Toc mit seinen Worten Flickenseel etwas zurückgegeben, nicht um ihretwillen, sondern um des Kaders Willen. Es spielte keine Rolle, ob sie es verstand, und er wusste, dass Sie sich über seine Tat wundern musste; doch nichts davon war irgendwie wichtig. Was er getan hatte, hatte er für sich selbst getan.
Er setzte sich aufrecht hin. Das ist ja merkwürdig, dachte er, meine Wunde hat aufgehört zu jucken.
Flickenseel fühlte sich etwas schwindlig, und sie schwankte ein bisschen, als sie von der Halle zurück zu ihrem Zimmer ging. Sie wusste, dass es nicht der Wein war. So strapaziert wie ihre Nerven waren, hatte der edle Jahrgang wie Wasser geschmeckt und
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