Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Hauptmann, aber wenn Ihr geht, seid Ihr wirklich ganz allein.«
    »Wenn Ihr geht, werde ich auch allein sein, Zauberin.«
    »Ich weiß, aber das wird nicht für immer sein.« Sie suchte seinen Blick und fühlte Mitgefühl in sich aufsteigen. »Paran«, sagte sie, »nicht alles ist schlecht. Trotz all des Misstrauens, das zwischen uns war, empfinde ich etwas für Euch, das ich schon ... sehr lange nicht mehr für jemanden empfunden habe.« Sie lächelte traurig. »Ich weiß nicht, wofür das gut sein mag, Hauptmann, aber ich bin froh, dass ich es gesagt habe.«
    Paran betrachtete sie geraume Zeit, dann sagte er: »Nun gut, Flickenseel, ich werde tun, was Ihr von mir verlangt. Ein Gasthaus? Habt Ihr hiesiges Geld?«
    »Kein Problem.« Ihre Schultern sanken herab. »Es tut mir Leid, aber ich bin sehr müde.« Als sie sich zum Schlafzimmer umdrehte, fiel ihr Blick noch einmal auf die Anrichte. Mitten in einem kleinen Haufen Unterwäsche sah sie ihre Drachenkarten liegen. Es wäre dumm, sie nicht zu legen, vor allem in Anbetracht der Entscheidungen, die sie getroffen hatte.
    Parans Stimme erklang dicht hinter ihr. »Flickenseel, wie müde seid Ihr wirklich?«
    Sie spürte, wie das Feuer seiner Worte die schwelende Glut in ihrem Bauch anfachte, und sie wandte ihren Blick von den Drachenkarten ab, um den Hauptmann anzusehen. Obwohl sie keinen Ton von sich gab, war ihre Antwort eindeutig. Er nahm ihre Hand, und die unschuldige Geste überraschte sie. Er ist noch so jung, dachte sie, und jetzt führt er mich ins Schlafzimmer. Sie hätte laut aufgelacht, wenn es nicht so süß gewesen wäre.
     
    Das Versprechen der bald heraufziehenden Dämmerung spielte über dem östlichen Horizont, als Mandata Lorn ihr Pferd und ihr Packtier durch Fahls Osttor ins Freie führte. Genau wie Dujek gesagt hatte, waren nirgendwo Wachen zu sehen, und das Tor war offen gelassen worden. Sie hoffte, dass die paar verschlafenen Blicke, die sie auf den Straßen geerntet hatte, einfach nur neugierig gewesen waren. Wie auch immer, sie war in eine einfache, schmucklose Lederrüstung gekleidet; ihr Gesicht war beinahe völlig im Schatten verborgen, den der Stirnschutz des schlichten Bronzehelms warf. Selbst ihre Pferde entstammten einer hiesigen Zucht; sie waren robust und sanft und viel kleiner als die malazanischen Streitrosse, mit denen sie sich am besten auskannte, aber es würde trotzdem ein angenehmer Ritt werden. Es schien unwahrscheinlich, dass sie übermäßige Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Mehr als ein Söldner ohne Kontrakt hatte Fahl verlassen, seit das Imperium hier war.
    Am südlichen Horizont erhob sich eine zerklüftete Linie aus schneebedeckten Berggipfeln. Das Tahlyn-Gebirge würde einige Zeit zu ihrer Rechten bleiben, bis die Rhivi-Ebene sich darum herumschwingen und in die Catlin-Ebene übergehen würde. Nur wenige Höfe sprenkelten das flache Land um sie herum, und sie lagen alle auf Ländereien, die zur Stadt gehörten. Die Rhivi mochten diese Art von Vordringen nicht besonders, und da jede Handelsroute von oder nach Fahl das Gebiet durchquerte, das traditionellerweise ihnen gehörte, sahen die Städter klugerweise davon ab, sie zu verärgern.
    Lorn ließ ihre Pferde im Schritt weitergehen, jenem karmesinroten Streifen entgegen, der vor ihr vom Anbruch der Dämmerung kündete. Der Regen hatte vor einigen Tagen aufgehört, und der Himmel über ihr war silberblau und klar; die wenigen noch sichtbaren Sterne verblassten, als es allmählich heller wurde.
    Der Tag versprach heiß zu werden. Die Mandata lockerte die Lederriemen zwischen ihren Brüsten, enthüllte dabei die schön gearbeitete Halsberge. Um die Mittagszeit würde sie die erste Quelle erreichen, aus der sie ihre Wasservorräte auffüllen konnte. Sie legte eine Hand auf eine der Blasen, die an ihrem Sattel befestigt waren, und spürte das Kondenswasser, strich sich mit der feuchten Hand über die Lippen.
    Die Stimme, die direkt neben ihr erklang, ließ sie im Sattel zusammenschrecken, während ihr Pferd voller Furcht schnaubte und einen Schritt zur Seite ausbrach.
    »Ich werde einige Zeit mit Euch gehen«, sagte Onos T'oolan.
    Lorn starrte den T'lan Imass finster an. »Mir wäre es lieber, du würdest deine Ankunft ankündigen«, sagte sie angespannt, »und zwar bevor du direkt neben mir bist.«
    »Wie Ihr wünscht.« Onos T'oolan versank wie eine Staubfahne im Boden.
    Die Mandata fluchte. Doch dann sah sie ihn wieder: Er wartete, von der aufgehenden Sonne

Weitere Kostenlose Bücher