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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Tool.
    Schlagartig bildeten sich Schweißtropfen auf der Stirn der Mandata. Logros' Legionen hatten um die neunzehntausend Kämpfer gezählt, als sie das erste Mal aufgetaucht waren. Jetzt schätzte man sie noch auf etwa vierzehntausend, und den größten Teil der Verluste hatten sie jenseits der Grenzen des Imperiums erlitten, in diesem letzten Jaghut-Krieg. Würden jetzt weitere neunzehntausend Imass auf den Plan treten? Was hatte der Imperator da entfesselt?
    »Tool«, fragte sie gedehnt und bedauerte es beinahe, ihn immer wieder befragen zu müssen, »was für eine Bedeutung hat das Auftauchen dieser Kron?«
    »Das Jahr des dreihundertsten Millenniums rückt näher«, erwiderte der Krieger.
    »Und was geschieht dann?«
    »Dann ist die Diaspora zu Ende, Mandata.«
     
    Der Große Rabe namens Scharteke ritt auf den böigen Winden über der Rhivi-Ebene. Der nördliche Horizont war eine grünlich gefärbte Linie, die mit jeder Stunde mehr an Substanz gewann. Müdigkeit lastete schwer auf Schartekes Flügeln, doch der Atem des Himmels war stark. Ohnehin konnte nichts ihre Überzeugung erschüttern, dass Veränderungen im Gange waren, und daher griff sie wieder und wieder auf ihre gewaltigen Reserven an magischer Macht zurück.
    Wenn es jemals ein unheilvolles Zusammenspiel großer Kräfte gegeben hatte, dann jetzt und an diesem Ort. Die Götter stiegen auf den Boden der Welt der Sterblichen hinab, um zu kämpfen; Gestalten wurden aus Fleisch und Knochen geschmiedet, und das Blut der Zauberei brodelte nun in einem Wahnsinn, der einem nicht aufzuhaltenden Schwung entstammte. Scharteke hatte sich noch nie lebendiger gefühlt.
    Diese Offenbarung neuer Mächte hatte Aufmerksamkeit erregt.
    Und zu einem dieser Beobachter war Scharteke unterwegs, als Antwort auf eine Beschwörung, die zu ignorieren sie nicht die Macht besaß. Lord Anomander Rake war nicht ihr einziger Herr, was für sie die Dinge nur interessanter machte. Was ihre eigenen Ziele anbelangte, würde sie sie für sich behalten. Für den Augenblick war Wissen ihre Macht.
    Und wenn es ein Geheimnis gab, das verführerischer als alle anderen war, die sie gerne gelüftet hätte, dann war es das Geheimnis, das den halbmenschlichen Krieger umgab, der Caladan Bruth genannt wurde. Die Vorfreude setzte neue Kraft in Schartekes Schwingen frei.
    Gleichmäßig breitete der Schwarzhundwald seinen grünen Mantel über den Norden.

Kapitel Zehn
    Kallor sagte: »Ich bin schon durch dieses Land gewandert, als die T'lan Imass kaum mehr als Kinder waren. Ich habe Armeen kommandiert, die hunderttausend Kämpfer zählten. Ich habe ganze Kontinente das Feuer meines Zorns spüren lassen und habe auf allen Thronen gesessen. Verstehst du, was ich damit sagen will?« »Ja«, erwiderte Caladan Bruth, »du wirst es niemals lernen.«
     
    Gespräche während des Krieges
    (der Stellvertretende Kommandeur
    Kallor spricht mit Kriegsherrn Caladan Bruth)
    aufgezeichnet von Vorreiter Hurlochel
     
    D as Gasthaus Vimkaros befand sich im Opal-Viertel von Fahl, direkt hinter dem Eltrosan-Platz. So viel zumindest wusste Toc von seinen Wanderungen durch die Stadt. Er konnte sich allerdings nicht um alles in der Welt vorstellen, dass dort jemand sein könnte, den er kannte. Doch die Anweisungen für dieses geheimnisvolle Treffen waren eindeutig gewesen.
    Argwöhnisch näherte er sich dem prunkvollen Gebäude, konnte jedoch nichts Verdächtiges entdecken. Der Platz war voller Händlerstände und von der üblichen Menge bevölkert; malazanische Wächter waren hingegen kaum zu sehen. Die Säuberung des Adels hatte viel dazu beigetragen, Fahl in eine Atmosphäre schockierter Stille zu hüllen, die wie ein unsichtbares Joch über den Menschen hing.
    Die letzten paar Tage war Toc meist für sich geblieben, hatte nur dann und wann, wenn er in der Stimmung dazu gewesen war, mit seinen Kameraden gezecht. Doch solche Augenblicke schienen in letzter Zeit immer seltener zu werden. Nachdem die Mandata aufgebrochen und Flickenseel den Berichten nach verschwunden war, kümmerten sich Dujek und Tayschrenn um die jeweiligen Bereiche, für die sie verantwortlich waren. Die Hohefaust war eifrig damit beschäftigt, Fahl und der neu formierten Fünften Armee vernünftige Strukturen zu geben, während der Hohemagier nach Flickenseel suchte - anscheinend allerdings ohne großen Erfolg.
    Toc vermutete, dass die beiden Männer nicht allzu lange friedlich miteinander auskommen würden. Seit dem Abendessen war er allen

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