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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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angestrahlt, vielleicht hundert Schritt vor ihr. Der karmesinfarbene Himmel schien den Krieger in einen roten Flammenkranz zu hüllen. Der Anblick ließ ihre Nerven vibrieren, als erblicke sie eine Szene, die an ihre tiefsten, ältesten Erinnerungen rührte - Erinnerungen, die älter waren als sie selbst. Der T'lan Imass wartete reglos, bis sie ihn erreicht hatte, dann fiel er an ihrer Seite in einen gleichmäßigen Trott.
    Lorn drückte ihrem Pferd die Knie in die Flanken und zog die Zügel an, bis das Tier sich beruhigte. »Musstest du das so wörtlich nehmen, Tool?«, fragte sie.
    Der ausgedörrte Krieger schien nachzudenken; schließlich nickte er. »Ich akzeptiere diesen Namen. Meine Vergangenheit ist tot. Das Dasein beginnt erneut, und mit ihm soll auch ein neuer Name einhergehen. Er ist angemessen.«
    »Warum bist du ausgewählt worden, mich zu begleiten?«, fragte die Mandata.
    »Ich war der Einzige von meinem Clan, der den achtundzwanzigsten Jaghut-Krieg in den Landen westlich und nördlich des Reichs der Sieben Städte überlebt hat.«
    Lorns Augen weiteten sich. »Ich habe gedacht, es hätte nur siebenundzwanzig von diesen Kriegen gegeben«, sagte sie leise. »Als eure Legionen uns verlassen haben, nachdem wir das Reich der Sieben Städte erobert hatten, und ihr in die Ödlande marschiert seid -«
    »Unsere Knochenwerfer hatten eine Enklave überlebender Jaghut aufgespürt«, sagte Tool. »Unser Anführer Logros T'lan beschloss, sie auszulöschen. Das haben wir getan.«
    »Was erklärt, wieso deutlich weniger von euch zurückkehrten, als aufgebrochen sind«, sagte Lorn. »Ihr hättet eure Entscheidung der Imperatrix mitteilen können. So war sie plötzlich ihrer mächtigsten Armee beraubt, und niemand wusste, wann sie zurückkehren würde.«
    »Es war nicht sicher, dass wir überhaupt zurückkehren würden, Mandata«, sagte Tool.
    Lorn starrte die zerlumpte Kreatur an. »Ich verstehe.«
    »Das Ende des Anführers meines Clans, Kig Aven, war gleichbedeutend mit dem Ende aller seiner Stammesmitglieder. Ich bin daher allein und nicht an Logros gebunden. Kig Avens Knochenwerfer war Kilava Onass, der schon lange bevor der Imperator uns wiedererweckt hat, verschollen gewesen war.«
    Lorns Gedanken rasten. Im malazanischen Imperium waren die T'lan Imass auch als das Schweigende Heer bekannt. Sie war noch niemals einem Imass begegnet, der so redselig gewesen war wie dieser Tool. Vielleicht hatte es etwas mit seiner »Ungebundenheit« zu tun. Von den Imass sprach einzig und allein ihr Anführer Logros in regelmäßigen Abständen mit Menschen. Was die Knochenwerfer anging - die Schamanen der Imass -, so ließen sie sich niemals sehen. Nur ein einziger war jemals aufgetaucht; einer namens Olar Ethil, der während der Schlacht von Kartool - bei der es zu einem Schlagabtausch magischer Energien gekommen war, gegen den sich der Angriff auf Mondbrut wie kindliches Geplänkel ausnahm - neben Clanführer Eitholos Ilm gestanden hatte.
    Wie auch immer, sie hatte in diesem kurzen Gespräch mit Tool schon mehr erfahren, als in den Annalen des Imperiums zu finden war. Der Imperator hatte mehr gewusst, viel mehr, doch es war nicht sein Stil gewesen, Wissen dieser Art irgendwo niederzuschreiben. Jahrelang hatten sich die Gelehrten über die Theorie gestritten, dass er die Imass wiedererweckt haben sollte. Jetzt wusste sie, dass es wahr war. Wie viele andere Geheimnisse würde dieser T'lan Imass noch beiläufig im Gespräch enthüllen?
    »Tool«, sagte sie, »bist du dem Imperator jemals persönlich begegnet?«
    »Ich bin vor Galad Ketan und nach Onak Shendok erwacht, und wie alle T'lan Imass habe ich vor dem Imperator gekniet, als er auf dem Ersten Thron gesessen hat.«
    »War der Imperator allein?«, fragte Lorn.
    »Nein. Er hatte einen Begleiter - jenen Menschen, der Tanzer genannt wurde.«
    »Verdammt«, zischte sie. Tanzer war an der Seite des Imperators gestorben. »Wo ist dieser Erste Thron, Tool?«
    Der Krieger schwieg für kurze Zeit, dann sagte er: »Nach dem Tod des Imperators haben die Logros T'lan Imass ihren Geist versammelt - das kommt höchst selten vor und ist das letzte Mal vor der Diaspora geschehen -, und daraus folgte ein Binden. Mandata, die Antwort auf Eure Frage liegt innerhalb dieses Bindens. Ich kann Euch nichts sagen, das Euch zufrieden stellen würde. Das gilt für alle Logros T'lan Imass und für alle Kron T'lan Imass.«
    »Wer sind die Kron T'lan Imass?«
    »Die, die kommen werden«, erwiderte

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