Die Gärten des Mondes
der Klaue eine Frage.«
»Ich weiß.«
»Wo ist Flickenseel?« Toc richtete den Blick seines einen Auges auf den Hauptmann, sah ihm in die Augen.
Paran warf den Kopf zurück. »Also gut. Sie reist über Land - nach Darujhistan. Sie weiß, dass die Mandata von einem T'lan Imass begleitet wird, und sie glaubt, dass Lorn unter anderem plant, Elster und seinen ganzen Trupp zu töten. In diesem Punkt bin ich nicht ihrer Meinung. Ich hatte ursprünglich die Aufgabe, ein Auge auf ein Mitglied von Elsters Trupp zu haben, und nur diese eine Person sollte sterben. Die Mandata hat mir das Kommando gegeben, nachdem ich ihr drei Jahre gedient habe - es ist eine Belohnung, und ich kann nicht glauben, dass sie sie mir wieder wegnehmen will. Das ist alles, was ich weiß. Könnt Ihr mir helfen, Toc?«
Toc stieß einen langen, tiefen Seufzer aus. »Die Mission der Mandata - soweit ich über sie Bescheid weiß - geht weit darüber hinaus, einfach nur Leida zu töten. Der T'lan Imass begleitet sie aus einem anderen Grund.« Sein Gesichtsausdruck wurde grimmig. »Die Tage der Brückenverbrenner sind gezählt, Hauptmann. Doch Elster ist für Dujeks Männer beinahe so etwas wie ein Heiliger. Ich habe die Mandata nie davon überzeugen können - sie scheint eher genau das Gegenteil anzunehmen. Doch wenn der Sergeant und die Brückenverbrenner ausgelöscht werden, wird sich diese Armee nicht geordnet zurückziehen, sie wird meutern. Und das malazanische Imperium wird sich plötzlich Hohefaust Dujek Einarm gegenübersehen, und das, ohne über einen einzigen Kommandeur zu verfügen, der sich mit ihm messen könnte. Der Genabackis-Feldzug wird sich in nichts auflösen, und es könnte sehr wohl ein Bürgerkrieg ausbrechen, der auf das Herz des Imperiums übergreifen könnte.«
Aus Parans Gesicht war alles Blut gewichen. »Ich glaube Euch«, sagte er. »Nun gut, Ihr habt mir meine Zweifel genommen und sie in Überzeugungen verwandelt. Und deshalb habe ich keine andere Wahl mehr.«
»Und das bedeutet?«
Paran drehte gedankenverloren den leeren Weinpokal in den Händen. »Ich muss nach Darujhistan«, sagte er. »Mit etwas Glück wird es mir gelingen, Flickenseel einzuholen, und gemeinsam werden wir versuchen, mit Elster Kontakt aufzunehmen, ehe die Mandata es tut.« Er sah Toc an. »Offensichtlich kann die Mandata nicht länger spüren, wo ich mich befinde. Flickenseel hat mir verboten, sie zu begleiten -weil Lorn mich aufspüren könnte -, aber sie hat auch gesagt, dass mein ›Tod‹ das Band zwischen mir und Lorn getrennt hätte. Ich hätte schon eher drauf kommen müssen, aber sie hat mich ... abgelenkt.«
Toc erinnerte sich daran, wie die Zauberin an jenem Abend ausgesehen hatte, und er nickte wissend. »Das kann ich mir gut vorstellen.«
Paran seufzte. »Ja... Wie auch immer, ich brauche mindestens drei Pferde und Vorräte. Die Mandata hält sich an irgendeinen Zeitplan. Das weiß ich genau. Daher hat sie es nicht besonders eilig. Ich könnte Flickenseel in ein bis zwei Tagen eingeholt haben, und dann können wir zusammen so schnell wie möglich zu den Ausläufern des Tahlyn-Gebirges reiten, sie umgehen und an der Mandata vorbeischlüpfen.«
Toc hatte sich zurückgelehnt, während Paran seinen Plan erläuterte; jetzt umspielte ein schwaches Lächeln seine Lippen. »Ihr werdet wickanische Pferde brauchen, Hauptmann, denn Euer Plan kann nur gelingen, wenn Ihr schnellere Pferde habt als die Mandata. Aber sagt, wie habt Ihr Euch das eigentlich vorgestellt: Wollt Ihr einfach auf Pferden des Imperiums, aber gekleidet wie ein Einheimischer, durch die Stadttore reiten?« Paran blinzelte.
Toc grinste. »Ich habe die Antwort auf Euer Problem, Hauptmann.« Er breitete die Arme aus. »Ich werde mit Euch gehen. Überlasst das mit den Pferden und den Vorräten mir, und ich garantiere Euch, dass wir ungesehen aus der Stadt kommen werden.«
»Aber...«
»So lauten meine Bedingungen, Hauptmann.«
Paran hustete. »Nun gut. Und jetzt, wo ich darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass mir Eure Gesellschaft sehr angenehm wäre.«
»Gut.« Toc grunzte. Er griff nach der Karaffe. »Dann lasst uns auf diese verdammte Geschichte trinken.«
Der Weg wurde immer schwieriger, und Flickenseel verspürte einen ersten Schauer der Furcht. Sie reiste in einem Hochthyr-Gewirr, das anzugreifen selbst Tayschrenns Fähigkeiten überstieg - und doch versuchte es anscheinend jemand. Nicht direkt. Die Macht, die sich ihr entgegenstellte, war einfach
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