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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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vorgeschlagen. Dujek hat zugestimmt. Die beiden haben damit die Sprache des alten Imperators gesprochen, Ben. Der alte Mann hockt wahrscheinlich im Augenblick in der Hölle und lacht sich tot.«
    Der Magier schüttelte sich. »Eine unerfreuliche Vorstellung.«
    Achselzuckend fuhr Kalam fort: »Wenn wir keinen einheimischen Assassinen finden, ist das Ganze ohnehin nur ein Gedankenspiel. Wo immer sie auch sein mögen, sie sind nicht im Seeufer-Viertel, das schwöre ich. Ich habe nur einen einzigen Namen aufgeschnappt, mit dem ein Geheimnis verbunden zu sein scheint, und das ist ›der Aal‹ Aber das ist kein Assassine. Der Bursche ist irgendwas anderes.«
    »Wohin gehen wir als Nächstes?«, fragte der Schnelle Ben. »Ins Gadrobi-Viertels ?«
    »Nein. Da gibt's nur Bauern und Hirten. Zur Hölle, allein der Gestank, der aus diesem Viertel kommt, ist Grund genug, es von der Liste zu streichen. Wir werden es im Daru-Viertel versuchen; morgen fangen wir an.« Kalam zögerte einen Augenblick. »Und wie bist du vorangekommen?«
    Der Schnelle Ben neigte den Kopf. Als er antwortete, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Ich bin so gut wie bereit.«
    »Elster ist fast die Luft weggeblieben, als er deinen Vorschlag gehört hat, und mir ist es genauso ergangen. Du wirst mitten in ein Schlangennest marschieren, Ben. Bist du sicher, dass das wirklich notwendig ist?«
    »Nein.« Der Schnelle Ben sah auf. »Mir persönlich wäre es viel lieber, wir würden hier alles stehen und liegen lassen und abhauen, einfach vor allem davonlaufen: vor dem Imperium, vor Darujhistan und vor dem Krieg. Aber versuch mal, den Sergeanten davon zu überzeugen. Seine Loyalität gilt einer Idee, und solche Leute kann man am allerwenigsten umdrehen.«
    Kalam nickte. »Ehre, Rechtschaffenheit, all dieser teure Mist.«
    »Richtig. Also werden wir es auf diese Weise tun, weil es die einzige Möglichkeit ist, die wir noch haben. Lockes Wahnsinn ist zu einer Belastung geworden, aber wir können ihn noch ein letztes Mal benutzen. Macht zieht Macht an, und mit etwas Glück wird Lockes Ableben genau das tun. Je mehr Aufgestiegene wir in die Auseinandersetzung locken können, desto besser.«
    »Ich habe immer geglaubt, dass wir genau das vermeiden wollten, Ben.«
    Das Lächeln des Magiers war verzerrt. »Was du nicht sagst. Aber gerade jetzt heißt es: je mehr Verwirrung und Chaos, desto besser.«
    »Und wenn Tayschrenn von der Sache Wind bekommt?«
    Das Lächeln des Magiers wurde breiter. »Dann sind wir umso schneller tot. So ist das Leben.«
    Kalam stieß ein kurzes, humorloses Lachen aus. Es klang mehr wie ein Bellen. »So ist das Leben.«
    Der Magier hob den Kopf. »Die Sonne ist hinter dem Horizont verschwunden. Es ist Zeit, anzufangen.«
    »Soll ich verschwinden?«, fragte Kalam.
    Der Schnelle Ben schüttelte den Kopf. »Nein, ich will, dass du hier bleibst. Falls ich nicht zurückkomme, dann nimm meine Leiche und verbrenne sie zu Asche. Verstreue die Asche in alle vier Himmelsrichtungen, und verfluche meinen Namen von ganzem Herzen!«
    Kalam blieb eine Zeit lang stumm. Dann fragte er grollend: »Wie lange muss ich warten?«
    »Bis zur Morgendämmerung«, erwiderte der Schnelle Ben. »Du verstehst, dass ich das nur von meinem besten Freund verlangen kann.«
    »Ich verstehe. Also, dann fang verdammt noch mal endlich an.«
    Der Schnelle Ben machte eine Handbewegung. Ein Feuerkreis begann um ihn herum auf dem Fußboden zu brennen. Er schloss die Augen.
    Für Kalam sah es so aus, als würde sein Freund ein winziges bisschen kleiner werden, in sich zusammensinken, als wäre etwas für das Leben essentiell Wichtiges plötzlich verschwunden. Bens Nackenwirbel knackten leise, als ihm das Kinn auf die Brust sank, seine Schultern schlaff wurden und er langsam und zischend die Luft ausstieß. Der Feuerkreis flackerte einmal auf und wurde dann zu einem düsteren Glimmen.
    Kalam veränderte seine Position; er streckte die Beine aus und verschränkte die Arme. Er wartete, während es um ihn herum immer stiller wurde.
     
    Ein kreidebleicher Murillio kehrte an den Tisch zurück und setzte sich wieder hin. »Jemand schafft die Leiche weg«, sagte er, dann schüttelte er den Kopf. »Wer auch immer Chert getötet hat, versteht etwas von seinem Handwerk - und hat eine ziemlich widerwärtige Ader. Mitten durchs Auge -«
    »Das reicht!«, rief Kruppe und hob die Hände. »Kruppe ist zufällig gerade beim Essen, teurer Murillio, und Kruppe hat zufällig auch einen

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