Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
und unter jenen, die herabkamen von den silbernen Himmelsgewölben, den Tiste Andii, Bewohnern der Dunkelheit an jenem Ort vor dem Licht, weilten auch Schwarze Drachen, fünf an der Zahl, und mit ihnen im Bunde war Silanah mit den roten Schwingen; von ihnen erzählte man sich, dass sie mit den Tiste Andii in ihrem Fangzahn aus Dunkelheit lebten, der von den silbernen Himmelsgewölben herabgestiegen kam...
     
    Kruppe nickte, während er leise vor sich hin murmelte. Ein herabsteigender Fangzahn aus Dunkelheit - Mondbrut? Die Heimat von fünf Schwarzen Drachen und einem Roten Drachen? Er erschauerte. Wie war Coll auf das hier gestoßen ? Gut, er war nicht immer ein Säufer gewesen, doch selbst seine frühere Position, so erhaben sie auch gewesen sein mochte, hatte nichts mit Gelehrsamkeit zu tun gehabt.
    Wer hatte also durch den weinseligen Mund des alten Mannes gesprochen?
    »Diese Frage«, sagte Kruppe seufzend zu sich, »wird noch ein Weilchen unbeantwortet bleiben müssen. Die Bedeutung von Colls herausgebrüllter Behauptung liegt in ihrer augenscheinlichen Richtigkeit und darin, was sie mit der gegenwärtigen Situation zu tun hat.« Er klappte das Buch zu und stand auf. Hinter sich hörte er Schritte.
    »Ich habe Euch einen Kräutertee gebracht«, sagte der alte Mann, als er die kleine Kammer betrat. »Nun, Kruppe, ist Alladarts Kompendium der Sphären Euch von Nutzen gewesen?«
    »Es war von Nutzen, in der Tat«, erwiderte Kruppe und nahm den Steingutbecher dankbar entgegen. »Kruppe hat den Wert der modernen Sprache schätzen gelernt. Solch langatmiges Geschwafel, wie es unter den alten Gelehrten gebräuchlich war, ist ein Fluch, den Kruppe in unserer Zeit nicht mehr findet, wofür er höchst dankbar ist.«
    »Ah, hm«, sagte der alte Mann. Er hüstelte ein paar Mal und sah zur Seite. »Nun, habt Ihr etwas dagegen, wenn ich Euch frage, wonach Ihr gesucht habt?«
    Kruppe blickte auf. In seinen Augenwinkeln bildeten sich unzählige kleine Fältchen. »Nicht im Geringsten, Mammot. Kruppe dachte, er würde den Namen seiner Großmutter erwähnt finden.«
    Mammot runzelte die Stirn, dann nickte er. »Ich verstehe. Nun, ich werde Euch wohl lieber nicht fragen, ob Ihr Glück gehabt habt.«
    »Oh nein, tut das bitte nicht«, sagte Kruppe mit geweiteten Augen. »In diesen Tagen, da alles schief und verkehrt ist, ist das Glück ein schrecklicher Gefährte. Aber ich danke Euch, dass Ihr Verständnis für Kruppes Bedürfnis nach Behutsamkeit habt.«
    »Aber nicht doch«, sagte Mammot und winkte ab. »Ich wollte nicht - also gut, ja, ich wollte. Es ist Neugier, versteht Ihr? Intellektuelle Neugier.«
    Kruppe lächelte glückselig und schlürfte seinen Tee.
    »Nun«, sagte Mammot, »wollen wir dann in das Wohnzimmer zurückkehren und es uns vor dem Kamin gemütlich machen?«
    Sie gingen hinüber ins andere Zimmer. Kruppe setzte sich, streckte die Beine aus und lehnte sich behaglich zurück. »Wie seid Ihr mit Kuren Aufzeichnungen vorangekommen?«, fragte er.
    »Langsam«, antwortete Mammot, »wie es natürlich zu erwarten war.«
    Es schien, als würde Mammot auf irgendetwas hinsteuern, und daher wartete Kruppe, wackelte müßig mit den Zehen. Eine Minute verging schweigend, dann räusperte sich der alte Mann. »Kruppe, habt Ihr meinen lieben Neffen in letzter Zeit häufiger gesehen?«
    Kruppe zog die Augenbrauen in die Höhe. »Vor langer Zeit«, sagte er, »hat Kruppe einem Mann ein Versprechen gegeben - dem besorgten Onkel eines jungen Burschen, der die Straßen für eine aufregende Spielwiese hielt. Ach, der Junge träumte von Schwertkämpfen und Gassen, in denen dunkle Taten begangen wurden, um verkleideten Prinzessinnen zu helfen, oder so ähnlich ...« Mammot nickte mit geschlossenen Augen.
    »... und an dieses Versprechen hat Kruppe sich voll und ganz gehalten, denn auch er liebt den Jungen. Und wie jedes Bestreben wird auch das Überleben an bestimmten Fähigkeiten gemessen, und so hat Kruppe den Jungen unter seine seidenen Fittiche genommen, und zwar mit einigem Erfolg, oder nicht?«
    Mammot lächelte; er nickte noch immer.
    »Und um daher die Frage des Onkels zu beantworten: Ja, Kruppe hat den Burschen in der Tat gesehen.«
    Mammot beugte sich vor und starrte Kruppe eindringlich an. »Hat er irgendetwas Merkwürdiges getan? Ich meine, hat er seltsame Fragen gestellt, irgendwelche Wünsche geäußert?«
    Kruppes Augen verengten sich. Er trank einen Schluck Tee. »Offen gestanden: ja! Zum einen hat er danach

Weitere Kostenlose Bücher