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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wurden. Kruppe seufzte erleichtert und ging.
     
    Scharteke sträubte ihre versengten Federn und hüpfte voller Unruhe hin und her. Wo blieb nur dieser Alchemist? Sie musste sich noch um tausende von Dingen kümmern, bevor diese Nacht zu Ende war, obwohl ihr in Wahrheit kein einziges davon einfiel. Trotzdem mochte sie es nicht, wenn sie warten musste.
    Die Tür zum Studierzimmer öffnete sich, und Baruk trat hindurch; er war noch damit beschäftigt, die Robe über seinem bemerkenswerten Bauch zusammenzuraffen. »Ich bitte um Entschuldigung, Scharteke, aber ich war anderweitig beschäftigt.«
    Scharteke krächzte. Der Mann verströmte Magie, in dicken, beißenden Strömen. »Mein Herr, Lord Anomander Rake«, sagte sie ohne weitere Einleitung, »hat befohlen, dass ich Euch mitteilen soll, was ich in der Rhivi-Ebene erlebt habe.«
    Baruk trat zu dem Großen Raben, der noch immer auf dem Kartentisch auf und ab stolzierte. Der Alchemist runzelte die Stirn. »Du bist verletzt.«
    »Nur mein Stolz, sonst nichts. Lauscht also meiner Geschichte.«
    Baruk hob eine Augenbraue. Die Stimmung der alten Hexe war düster. Er schwieg also, und sie begann zu erzählen.
    »Eine kleine hölzerne Puppe nähert sich aus dem Norden, geschaffen mittels Seelenwanderung und gespeist von einem Chaos-Gewirr. Ihre Macht ist gewaltig, entstellt, verderblich - selbst für Große Raben. Die Puppe hat viele meiner Nestschwestern und -brüder getötet, während sie in ihr Gewirr hinein- und wieder herausgeschlüpft ist. Und es hat ihr augenscheinlich Spaß gemacht.« Scharteke klapperte verärgert mit dem Schnabel, dann fuhr sie fort: »Sie folgt einer Macht, der ich mich nicht nähern konnte, und was auch immer es für eine Macht ist, sie zielt genau auf die Gadrobi-Hügel - hierin sind mein Herr und ich uns einig. Die Macht sucht etwas in jenen Hügeln, doch wir sind nicht in diesem Land geboren worden. Daher übermitteln wir Euch diese Neuigkeiten, Alchemist. Zwei Kräfte strömen in den Gadrobi-Hügeln zusammen. Mein Herr fragt Euch: warum?«
    Baruks Gesicht hatte alle Farbe verloren. Langsam drehte er sich um, ging zu einem Sessel und ließ sich hineinsinken. Er legte die Fingerspitzen aneinander und schloss die Augen. »Das malazanische Imperium sucht etwas, das es vermutlich nicht kontrollieren kann. Etwas, das in den Gadrobi-Hügeln begraben liegt. Ob eine der beiden Kräfte wirklich in der Lage ist, das Ding zu befreien, ist eine andere Frage. Suchen ist nicht dasselbe wie finden, und finden ist nicht dasselbe wie Erfolg haben.«
    Scharteke zischte ungeduldig. »Wer ist dort begraben, Alchemist ?«
    »Ein Jaghut-Tyrann, der von den Jaghut selbst gefangen genommen wurde. Generationen von Gelehrten und Magiern haben versucht, dieses Grab zu finden. Keinem von ihnen ist es gelungen, auch nur einen Hinweis darauf zu entdecken.« Baruk blickte auf, tiefe Sorgenfalten im Gesicht. »Ich weiß, dass es hier in Darujhistan einen Mann gibt, der alle vorhandenen Informationen über diese Begräbnisstätte zusammengetragen hat. Ich muss mit ihm sprechen.
    Ich kann dir aber eines für deinen Herrn mit auf den Weg geben: In den Gadrobi-Hügeln liegt ein Menhir - ich kenne den genauen Standort. Er ist fast nicht zu sehen, denn nur seine verwitterte Spitze ragt etwa eine Handspanne aus der Erde. Die übrigen zwanzig Fuß sind in der Erde verborgen. Du wirst die Überreste unzähliger Gruben und Gräben sehen, die um ihn herum ausgehoben worden sind -alle fruchtlos. Denn der Stein markiert zwar den Ausgangspunkt, aber er ist nicht der Eingang zum Grab.« »Wo ist dann dieser Eingang?«
    »Das werde ich dir nicht sagen. Vielleicht kann ich dir mehr Einzelheiten mitteilen, wenn ich mit meinem Kollegen gesprochen habe. Vielleicht auch nicht. Doch die Mittel, mit denen das Grab betreten werden kann, müssen ein Geheimnis bleiben.«
    »Das nützt uns nichts! Mein Herr -«
    »Ist ungeheuer mächtig«, unterbrach Baruk den Großen Raben. »Seine Absichten sind alles andere als klar, Scharteke, unabhängig davon, dass wir Verbündete sind. Was in jenem Grab ruht, kann eine Stadt zerstören - diese Stadt. Ich werde nicht zulassen, dass es in Rakes Hände fällt. Ich werde dir den Standort des Menhirs mitteilen, denn das ist der Ort, zu dem die Jäger zuerst gehen müssen. Aber ich habe noch eine Frage, Scharteke. Diese Puppe - bist du sicher, dass sie jene andere Macht verfolgt?«
    Scharteke bewegte den Kopf ruckartig auf und ab. »Sie verfolgt sie. Sie versteckt

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