Die Gärten des Mondes
sich, wenn es nötig ist. Ihr vermutet, dass beide Mächte malazanisch sind. Warum?«
Baruk grunzte. »Erstens wollen sie Darujhistan haben. Sie werden alles tun, um die Stadt zu bekommen. Sie haben in den Ländern, die sie erobert haben, Zugang zu großen Bibliotheken gehabt. Das Jaghut-Grab ist an und für sich kein Geheimnis. Zweitens: Du sagst, beide Mächte kommen aus dem Norden. Dann können sie nur malazanisch sein. Warum sich die eine vor der anderen versteckt, verstehe ich auch nicht, obwohl ich keine Zweifel daran hege, dass es innerhalb des Imperiums konkurrierende Fraktionen gibt - jede politische Einheit von dieser Größe muss voller Uneinigkeit sein. Wie auch immer, sie stellen eine direkte Bedrohung für Darujhistan dar und damit auch für den Wunsch deines Herrn, das malazanische Imperium daran zu hindern, uns zu erobern. Daher kann man mit einiger Berechtigung annehmen, dass die Mächte malazanisch sind.«
Schartekes Missfallen war offensichtlich. »Ihr werdet weiter über die Aktivitäten auf der Rhivi-Ebene informiert werden. Mein Herr muss entscheiden, ob er diese Mächte abfangen will, bevor sie die Gadrobi-Hügel erreichen.« Sie warf Baruk einen verärgerten Blick zu. »Er hat bisher nicht besonders viel Unterstützung von seinen Verbündeten erhalten. Ich vertraue darauf, dass diesem Missstand abgeholfen sein wird, wenn wir uns das nächste Mal unterhalten.«
Der Alchemist zuckte die Achseln. »Mein erstes Treffen mit Aneinander Rake ist bis heute mein einziges Treffen mit ihm geblieben. Unterstützung setzt Kommunikation voraus.« Seine Stimme wurde härter. »Informiere deinen Herrn, dass hier bei uns ebenso große Unzufriedenheit herrscht wie bei ihm.«
»Mein Herr war mit seinem Teil der Angelegenheit beschäftigt«, brummelte Scharteke und flatterte auf die Fensterbank.
Baruk starrte den Vogel an, der sich zum Aufbruch vorbereitete. »Beschäftigt?«, fragte er düster. »Inwiefern?«
»Das werdet Ihr zum gegebenen Zeitpunkt erfahren, Alchemist«, säuselte Scharteke. Einen Augenblick später war sie fort.
Baruk fluchte; mit einer ärgerlichen Geste schloss er das Fenster und knallte die Läden zu. Dies mittels Magie und aus der Entfernung zu tun, war längst nicht so befriedigend, als wenn er es mit eigenen Händen getan hätte. Vor sich hin grummelnd, stand er auf und ging zum Kaminsims. Er schenkte sich Wein ein, hielt dann inne. Vor noch nicht einmal einer halben Stunde hatte er einen Dämon beschworen. Es war keine besonders anspruchsvolle Beschwörung gewesen: Er hatte ein Wesen gebraucht, das für ihn spionierte, nicht tötete. Eine innere Stimme sagte ihm, dass er in naher Zukunft weitaus tödlichere Kreaturen heraufbeschwören würde. Er machte ein finsteres Gesicht, trank dann einen Schluck Wein. »Mammot«, flüsterte er, »ich brauche dich.«
Er lächelte, als ein Bild in seinem Kopf erschien: ein kleiner Raum mit einem steinernen Kamin. Im Sessel, der gegenüber von seinem Beobachtungspunkt stand, saß Kruppe. »Gut... ich brauche euch beide.«
Der Hund, der auf den Schnellen Ben zukam, war breit und schwer gebaut, sein Fell von einem teigigen Weiß. Als er noch näher kam, sah der Magier, dass auch die Augen des Hundes weiß waren. Die Kreatur besaß keine Pupillen. Sie machte kurz vor ihm Halt und setzte sich hin.
Der Schnelle Ben verbeugte sich. »Du bist der Hund, der Blind genannt wird«, sagte er, »die Gefährtin von Boran und die Mutter von Giar. Ich komme ohne böse Absichten. Ich würde gern mit eurem Meister sprechen.«
Er hörte ein Knurren neben sich und erstarrte. Langsam drehte er den Kopf und sah nach unten. Weniger als einen Fuß von seinem rechten Bein entfernt lag ein zweiter Hund, braun und lohfarben gefleckt, schlank und narbenübersät. Die Augen dieses Hundes waren auf Blind gerichtet. »Boran.« Er nickte. Borans Knurren wurde von einem weiteren beantwortet, das diesmal hinter dem Magier ertönte. Er drehte sich weiter um und sah, vielleicht zehn Fuß entfernt, einen dritten Hund; dieser war lang, schwarz und geschmeidig. Seine Augen, die auf Ben gerichtet waren, glommen rot. »Und Shan«, sagte der Magier ruhig. Er wandte sich wieder Blind zu. »Habt ihr euer Opfer gefunden, oder seid ihr meine Eskorte?«
Boran erhob sich stumm neben ihm; seine Schultern waren auf einer Höhe mit Bens Brust. Blind stand ebenfalls auf und trottete nach links davon. Sie blieb stehen und sah sich um. Ein zweifaches Knurren spornte den Schnellen Ben an, ihr
Weitere Kostenlose Bücher