Die Gärten des Mondes
getrachtet, einige erlesene Schmuckstücke zurückzubekommen, die er vor kurzem beschafft hatte - und zwar aus persönlichen Gründen, wie er sagte. Persönliche Gründe. Kruppe hat sich damals gewundert und wundert sich noch heute, aber die Ernsthaftigkeit, ach was, die zielgerichtete Beharrlichkeit des Burschen erschien Kruppe lobenswert.«
»Absolut! Könnt Ihr Euch vorstellen, dass Crokus plötzlich Interesse an einer ordentlichen Ausbildung geäußert hat? Ich verstehe es nicht. Der Junge ist wie besessen, wenn auch im positiven Sinne.«
»Nun, dann sollte Kruppe vielleicht die Teile dieses Puzzles zusammensetzen.«
»Ich danke Euch«, sagte Mammot erleichtert. »Ich würde gerne wissen, wo all diese Ideen so plötzlich herkommen. So viel Ehrgeiz auf einmal... Ich fürchte, dieser Ehrgeiz wird sich schnell selbst verzehren. Wenn wir ihn jedoch nähren könnten ...«
»Auf jeden Fall«, sagte Kruppe. »Schließlich hat das Leben mehr anzubieten als unbedeutende Diebereien.«
Mammot grinste. »Ich bin wahrhaftig überrascht, das ausgerechnet aus Eurem Mund zu hören, Kruppe.«
»Solche Bemerkungen sollten möglichst zwischen Euch und Kruppe bleiben. Wie auch immer, ich glaube, dass Murillio über die Angelegenheit Bescheid weiß. Er hat zumindest heute Abend beim Essen im Phoenix so etwas angedeutet.«
»Geht es Murillio gut?«, fragte Mammot.
Kruppe lächelte. »Das Netz über dem Jungen ist unversehrt«, sagte er. »Zum einen nimmt Rallick Nom seine Verantwortung überaus ernst. Vielleicht sieht er in Crokus etwas, das ihn an seine eigene verlorene Jugend erinnert. Um die Wahrheit zu sagen, Rallick ist ein Mann, dessen wahre Natur sich Kruppes Verständnis entzieht. Ganz sicher ist er ungeheuer loyal, und er ist auch jemand -wie Ihr sehr wohl wisst -, der seine Schulden mit einem solchen Nachdruck begleicht, dass er alle um ihn herum beschämt. Außer Kruppe, natürlich. Aber ist das, was in seinen Adern fließt, tatsächlich Blut? Manchmal muss man sich diese Frage wirklich stellen.«
Auf Mammots Gesicht war ein abwesender Ausdruck erschienen.
Kruppe straffte sich. Die Luft roch nach Magie. Er beugte sich vor und musterte den alten Mann, der ihm gegenübersaß. Jemand hatte Verbindung mit Mammot aufgenommen, und das Gewirr, das jetzt im Zimmer pulsierte, war Kruppe wohl vertraut.
Er lehnte sich wieder zurück und wartete.
Schließlich stand Mammot eilig auf. »Ich muss ein paar Nachforschungen anstellen«, sagte er abwesend. »Und was Euch betrifft, Kruppe, so möchte Meister Baruk Euch unverzüglich sprechen.«
»Dann hatte Kruppe also Recht, als er gedacht hat, er würde die Präsenz des Alchemisten spüren«, sagte Kruppe. Er erhob sich mit einem leisen Grunzen. »Ach, die Unbilden dieser schicksalhaften Nächte treiben uns immer weiter. Dann bis später, Mammot.«
»Auf Wiedersehen«, sagte der Gelehrte; tiefe Falten standen auf seiner Stirn, als er den Raum durchquerte und das kleine Kämmerchen betrat, in dem Kruppe die letzte Stunde verbracht hatte.
Kruppe rückte die Ärmel seines Mantels zurecht. Was auch immer geschehen war, es hatte ausgereicht, Mammots Umgangsformen zu erschüttern, und das allein deutete auf unheilvolle Ereignisse hin. »Nun«, murmelte er, »dann sollten wir Baruk nicht warten lassen.
Zumindest«, fügte er hinzu, als er zur Tür ging, »nicht zu lange. Der Anstand verlangt, dass Kruppe seinen Sinn für Würde bewahrt. Er wird schnell gehen, oh ja. Aber gehen wir er dennoch, denn Kruppe benötigt Zeit, um nachzudenken, zu planen, Ränke zu schmieden, Dinge vorherzuahnen, um mit einigen Gedanken ein Stück zurückzugehen, mit anderen einen Sprung nach vorn zu machen, um eben all die notwendigen Dinge zu tun. Zuallererst muss Kruppe etwas über die Frau herausfinden, die ihn verfolgt hat, die Chert getötet und bemerkt hat, dass Crokus das Blut auf ihrer Waffe gesehen hat, und die Rallick Nom sofort bei seinem Auftauchen als Assassinen erkannt hat. Sie mag sehr wohl der Schlüssel zu allem und noch viel mehr sein, denn die Münze hat ihr in der Tat das Gesicht zugewandt, wenn auch nur für einen Augenblick. Und das, denkt Kruppe, wird auf uns alle zurückfallen, ob zum Guten oder zum Schlechten.« Er blieb stehen, schaute sich um und blinzelte rasch. »Zumindest«, murmelte er, »sollte Kruppe Mammots Zimmer verlassen.« Er blickte zu der Kammer zurück, die Mammot betreten hatte. Von drinnen erklang das Geräusch von brüchigen Seiten, die schnell umgeblättert
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