Die Gärten des Mondes
zu folgen.
Das Land um sie herum veränderte sich langsam; Einzelheiten verschwanden in Schatten, die nirgends herzukommen schienen, und tauchten leicht verändert wieder auf. Weit voraus, an einer Stelle, die der Magier für sich in Gedanken als nördlichen Horizont bezeichnete, zog sich ein grauer Wald einen Hang hinauf, um vor einer Mauer zu enden. Die Mauer nahm die Stelle des Himmels ein - vielleicht war sie auch der Himmel -, doch dem Magier erschien sie merkwürdig nah, obwohl der Wald noch viele Längen entfernt war.
Nach oben zu schauen half ihm auch nicht weiter; weder verstärkte sich das Gefühl, dass diese Sphäre von einer magischen Mauer umschlossen war, noch wurde es dadurch verringert, vor allem, weil auch dieser Himmel viel zu nah, fast in Reichweite schien. Doch schwarze Wolken trieben mit dem Wind über ihm dahin, verzerrten seine Wahrnehmung und machten ihn benommen.
Ein weiterer Hund war zu der Gruppe gestoßen. Dieses Tier, ein Rüde, war dunkelgrau; eines seiner Augen war blau, das andere gelb. Obwohl er nicht nahe herankam, hatte der Schnelle Ben den Eindruck, dass dies der größte der Hunde um ihn herum war. Seine Bewegungen deuteten auf tödliche Schnelligkeit hin. Er kannte ihn als Doan, den Erstgeborenen des Anführers der Meute - Ruud - und seiner ersten Gefährtin Pallick.
Doan trottete eine Weile neben Blind her, doch als sie die Kuppe einer kleinen Erhebung erreichten, schoss er davon. Als der Schnelle Ben ebenfalls oben angekommen war, sah er ihr Ziel vor sich. Er seufzte. Der Anblick entsprach genau dem Bild, das in die Altäre der Tempel eingemeißelt war, die Schattenthron geweiht waren: Mitten aus der Ebene erhob sich die Schattenfeste wie ein gewaltiger Klotz aus schwarzem Glas, unterbrochen von geschwungenen Ebenen, an ein paar Stellen geriffelt, mit einigen Ecken, die weiß glänzten, als wären sie zerkrümelt. Die größte Oberfläche, die ihnen gegenüberlag - eine Wand, wie er vermutete -, war fleckig und matt, wie Rinde oder die verwitterte Oberfläche von Obsidian.
Es gab keine Fenster im eigentlichen Sinne, doch viele der glatten Oberflächen wirkten halb durchsichtig und schienen von innen heraus zu leuchten. Soweit der Schnelle Ben sehen konnte, gab es weder Tür noch Tor noch Zugbrücke. Sie erreichten das Bauwerk, und der Magier stieß einen überraschten Ruf aus, als Blind in den Stein hineinlief und verschwand. Er zögerte einen Augenblick, und Boran hätte ihn fast angestupst, doch kurz bevor der Hund ihn berührte, marschierte er los. Er ging auf den fleckigen Stein zu und streckte die Hände aus, als er hineinschritt. Er fühlte nichts, glitt ohne Anstrengung hindurch und fand sich in einem Korridor wieder, wie er in jedem Gebäude hätte vorkommen können.
Ohne irgendwelche Verzierungen führte der Korridor etwa dreißig Fuß geradeaus und endete vor einer zweiflügeligen Tür. Rechts und links dieser Türen, die sich jetzt von selbst öffneten, saßen Blind und Doan.
Der Schnelle Ben betrat den dahinter liegenden Raum. Das Zimmer war kuppelförmig. Ihm gegenüber stand ein einfacher Obsidian-Thron auf einem leicht erhöhten Podest. Auf dem matten, gepflasterten Fußboden lagen keine Teppiche, und alle zehn Fuß brannten Fackeln an den ansonsten kahlen Wänden. Der Schnelle Ben zählte vierzig, doch das Licht war unstet; es schien dagegen ankämpfen zu müssen, von Schatten eingehüllt zu werden.
Zuerst dachte er, der Thron wäre leer, doch als er näher herantrat, erblickte er die Gestalt, die darauf saß. Sie schien aus beinahe durchsichtigen Schatten von vage menschlicher Gestalt zu bestehen, jedoch mit einer Kapuze, die selbst das Glitzern der Augen verbarg. Dennoch konnte der Schnelle Ben spüren, dass die Aufmerksamkeit des Gottes einzig und allein auf ihn gerichtet war, und er konnte nur mit Mühe ein Schaudern unterdrücken.
Als Schattenthron sprach, klang seine Stimme ruhig und klar. »Shan sagt, du kennst die Namen meiner Hunde.«
Der Schnelle Ben blieb vor dem Podest stehen. Er verbeugte sich. »Ich war einst ein Akolyth in Eurem Tempel, Lord.«
Der Gott schwieg einige Zeit. Schließlich sagte er: »Ist es klug, so etwas zuzugeben, Magier? Blicke ich etwa freundlich auf die herab, die mir einst gedient haben, sich aber dann von meinen Wegen abgewandt haben? Sag es mir. Ich würde gern von dir hören, was meine Priester lehren.«
»Auf dem Pfad des Schattens zu wandeln und ihn dann zu verlassen wird vom Seil vergolten.«
»Und das
Weitere Kostenlose Bücher