Die Gärten des Mondes
Wort des Rückrufs, ein Wort, das aus dem Chaos geboren war. Macht entlud sich um ihn herum, und er hatte das Gefühl, als hätte sich eine gigantische Hand um ihn geschlossen. Als sie ihn zurück in sein Gewirr zog, hörte er Schattenthrons Schrei. Er hatte ihn erkannt!
»Du bist es! Delat, du gestaltwandelnder Bastard!« Der Schnelle Ben lächelte. Er hatte es geschafft. Er war außer Reichweite. Er hatte es geschafft - wieder einmal.
Kruppe wurde in Baruks Studierzimmer geführt, ohne dass es zu einer der Verzögerungen gekommen wäre, die er so liebte. Etwas enttäuscht setzte er sich und wischte sich mit einem Taschentuch die Stirn.
Baruk kam herein. »Ihr habt lange gebraucht, um hierher zu kommen«, brummte er. »Nun, egal. Habt Ihr irgendwelche Neuigkeiten?«
Kruppe legte sich das Taschentuch in den Schoß und begann, es sorgfältig zusammenzufalten. »Kruppe und seine Freunde sind immer noch dabei, den Träger der Münze zu beschützen, wie es ihm aufgetragen wurde. Was die Anwesenheit von malazanischen Eindringlingen angeht, so hatte Kruppe bislang kein Glück.« Das war eine ziemlich dicke Lüge, doch sie war notwendig. »Kruppe soll Euch eine Botschaft überbringen«, fuhr er fort, »deren Quelle höchst ungewöhnlich ist. Und in der Tat war es auch überaus seltsam, wie Kruppe die Botschaft erhalten hat.«
»Ja, ja, macht weiter.«
Kruppe zuckte zusammen. Baruk hatte wirklich furchtbar schlechte Laune. Er seufzte. »Eine Botschaft für Euch persönlich, Meister.« Endlich hatte er sein Taschentuch vollständig zusammengefaltet und blickte auf. »Vom Aal.«
Baruk erstarrte, dann verfinsterte sich sein Gesicht. »Warum nicht?«, murmelte er. »Der Mann weiß sogar, wer meine Agenten sind.« Sein Blick wurde wieder klar, und er sah Kruppe an. »Ich warte«, knurrte er.
»Natürlich!« Kruppe schüttelte sein Taschentuch aus und wischte sich die Stirn. »›Seht Euch in den Straßen um, und Ihr werdet jene finden, die Ihr sucht.‹ Das war alles. An Kruppe überbracht von dem kleinsten Kind, das er jemals gesehen hat...« Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. Nein, solche Übertreibungen würden zu nichts führen, nicht wenn Baruks Stimmung so schlecht war, wie sie zu sein schien. »Es war auf jeden Fall ein sehr kleines Kind.«
Baruk stand da und starrte mit düsterem Gesichtsausdruck den Kamin an, in dem die letzten Kohlestückchen langsam verglühten; seine Hände waren hinter dem Rücken verschränkt, seine Finger spielten mit einem großen silbernen Ring. »Sagt mir, Kruppe«, sagte er langsam, »was wisst Ihr über diesen Aal?«
»Wenig, wie Kruppe zugeben muss. Ist es ein Mann, eine Frau? Das ist unbekannt. Wo kommt er her - oder sie? Das ist ein Geheimnis. Was hat er für Absichten? Dafür zu sorgen, dass der Status quo erhalten bleibt, weil er eine Abneigung gegen Tyrannei hat. So oder so ähnlich erzählt man es sich. Wie groß ist sein Einfluss? Er reicht sehr weit. Selbst wenn man neun von zehn Gerüchten abzieht, die mit dem Aal zu tun haben, müssen seine oder ihre Agenten in die hunderte gehen. Und alle widmen sich der Aufgabe, Darujhistan zu schützen. Man erzählt sich, dass Ratsherr Turban Orr sie gerade jetzt jagt, weil er davon überzeugt ist, dass sie alle seine Ränke durchkreuzt haben. Vielleicht haben sie das wirklich getan, dann können wir alle erleichtert sein.«
Baruk schien alles andere als erleichtert. Kruppe glaubte fast, er könne hören, wie der Alchemist mit den Zähnen knirschte. Schließlich drehte Baruk sich zu Kruppe um und nickte. »Ich habe einen Auftrag. Dafür wird es notwendig sein, Murillio, Rallick und Coll zusammenzutrommeln. Und nehmt den Träger der Münze mit -einfach, damit er in Sicherheit ist.«
Kruppe wölbte eine Braue. »Wir werden die Stadt verlassen?«
»Ja. Ausschlaggebend ist der Träger der Münze - sorgt dafür, dass niemand an ihn herankommt. Was Eure Mission angeht, so werdet Ihr beobachten. Sonst nichts. Habt Ihr mich verstanden, Kruppe? Nur beobachten. Irgendetwas anderes zu tun hieße zu riskieren, dass der Träger der Münze den Falschen in die Hände fällt. Zwar ist er Oponns Werkzeug, aber er ist auch das Mittel, mit dem ein anderer Aufgestiegener an Oponn herankommen kann. Und das Allerletzte, was wir brauchen, sind Götter, die einander auf der Ebene der Sterblichen bekriegen.«
Kruppe räusperte sich. »Was sollen wir beobachten, Meister?«
»Ich bin mir noch nicht ganz sicher, vielleicht eine fremde Gruppe von
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