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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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die Stirn mit dem weichen Satin seines Burnus, dann schaute er noch einmal zurück. Coll hing zusammengekauert in seinem Sattel und gab gerade den Rest seines Frühstücks von sich.
    Murillio seufzte. Es war an sich schon unglaublich, den Mann nüchtern zu sehen, doch dass er darauf bestanden hatte, sie zu begleiten, grenzte an ein Wunder. Murillio fragte sich, ob Coll wohl ahnte, was Rallick vorhatte - doch nein, er hätte Rallick und ihm nacheinander die Faust auf den Schädel gedonnert, wenn er auch nur den Hauch einer Ahnung von ihren Plänen gehabt hätte.
    Sein Stolz hatte ihn schließlich überhaupt erst in seine derzeitige traurige Lage gebracht, und das Trinken hatte nichts dazu beigetragen, diesen Stolz zu verringern. Ganz im Gegenteil. Er hatte sogar seine Rüstung angelegt, komplett mit Arm- und Beinschienen. Ein Bastard-Schwert hing an seiner Hüfte, und mit seiner gepanzerten Haube und seinem Helm sah der große Mann Zoll für Zoll wie ein edler Ritter aus. Zumindest, wenn man den leichten Grünstich seines runden Gesichts ignorierte. Coll war außerdem der Einzige von ihnen, der ein Pferd aufgetrieben hatte, im Gegensatz zu diesen verdammten Maultieren, die Kruppe »organisiert« hatte.
    Coll richtete sich im Sattel auf und lächelte Murillio matt zu, dann trieb er sein Pferd an, bis er zu ihm aufgeschlossen hatte. Sie ritten weiter, ohne ein Wort zu wechseln, und ließen ihre Reittiere kurz galoppieren, bis sie die anderen eingeholt hatten.
    Wie üblich war Kruppe am Schwadronieren. »Nicht mehr als ein paar Tage, versichert Kruppe, der Erfahrung besitzt, was das Bereisen der Ödnis jenseits des glitzernden Darujhistan angeht. Kein Grund, so niedergeschlagen zu sein, Junge. Betrachte es als großes Abenteuer.«
    Crokus sah Murillio an und warf die Arme in die Luft. »Abenteuer? Ich weiß noch nicht einmal, was wir hier draußen eigentlich tun! Will mir nicht endlich mal jemand ein bisschen was verraten? Ich kann's nicht fassen, dass ich überhaupt in diese Geschichte eingewilligt habe!«
    Murillio grinste den Jungen an. »Komm schon, Crokus. Du warst doch schon immer neugierig, wenn es um unsere Reisen außerhalb der Stadt ging, oder? Nun, hier sind wir! Alle deine Fragen werden beantwortet.«
    Crokus kauerte sich in seinem Sattel zusammen. »Du hast mir erzählt, dass ihr alle als Agenten für einen Händler arbeitet. Was für einen Händler? Ich sehe hier keinen Händler. Und wo sind unsere Pferde? Wie kommt es, dass Coll der Einzige ist, der ein Pferd hat? Wie kommt es, dass niemand mir ein Schwert oder so was gegeben hat? Warum -«
    »Schon gut, schon gut!« Murillio lachte und hob die Hand. »Bitte, das reicht! Wir sind Agenten eines Händlers«, erklärte er, »aber wir erwerben ein ziemlich ungewöhnliches Handelsgut.«
    »Es ist auch ein ziemlich ungewöhnlicher Händler, fügt Kruppe mit einem armen Lächeln hinzu. Junge, wir sind Agenten, die im Auftrag ihres Auftraggebers, der kein anderer ist als der Hohe Alchemist Baruk, nach Informationen suchen.«
    Crokus starrte Kruppe an. »Baruk! Und der kann es sich nicht leisten, uns mit Pferden zu versorgen?«
    Kruppe räusperte sich. »Ach, ja. Nun. Es hat da eine Art Missverständnis zwischen dem achtbaren, ehrlichen Kruppe und einem betrügerischen, hinterlistigen Stallburschen gegeben. Nichtsdestotrotz hat Kruppe die volle Entschädigung erhalten und auf diese Weise unserem freundlichen Herrn elf Silbermünzen gespart.«
    »Die er nie zu sehen bekommen wird«, murmelte Murillio.
    »Und was das Schwert angeht, Junge - wofür um alles in der Welt solltest du das benötigen?«, fuhr Kruppe fort. »Lass dich nicht von dem bramarbasierenden, bleichen Coll und all seinem mühseligen Kriegsstaat beeinflussen. Das ist reines Gehabe von ihm. Und Murillios Rapier ist nichts weiter als ein schmuckes Kinderspielzeug, obwohl er selbst zweifellos behaupten würde, dass die Juwelen und Smaragde, mit denen das Heft des besagten Gegenstands besetzt ist, dazu dienen, die Waffe auszubalancieren, oder sonst irgendeinen wichtigen Zweck im Kampf erfüllen.« Kruppe lächelte Murillio glückselig an. »Nein, mein Junge, die wahren Meister im Beschaffen von Informationen brauchen solch schwerfällige Metallgegenstände nicht, ganz im Gegenteil, wir verschmähen sie.«
    »In Ordnung«, knurrte Crokus. »Was für Informationen suchen wir denn?«
    »Alle, die auch die Raben über uns sehen können«, sagte Kruppe und wedelte dabei mit einer Hand in der Luft herum.

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