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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Zählung der T'lan Imass das Jahr der Großen
    Zusammenkunft, Tellanns Erscheinen
     
    W ährend die Tage verstrichen, spürte Mandata Lorn, wie sich allmählich ihr Verstand klärte und Erschöpfung und Depressionen von ihr wichen. Der Gedanke, dass sie so leicht der Sorglosigkeit verfallen war, hatte sie zutiefst erschüttert, und das war für sie alles andere als ein vertrautes Gefühl. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte, und das brachte sie aus dem Gleichgewicht, da sie von ihren eigenen Fähigkeiten nicht mehr überzeugt war.
    Während die Gadrobi-Hügel vor ihnen auftauchten, erst im Süden, dann auch im Westen, verspürte sie den verzweifelten Drang, ihr Selbstvertrauen zurückzuerlangen. Die Mission näherte sich einem entscheidenden Augenblick. Sollten sie Erfolg haben, was das Grab des Jaghut anging, würde sich auch in allen anderen Bereichen der Erfolg einstellen.
    Seit der Morgendämmerung war sie schnell geritten; sie versuchte, ihren Zeitplan wieder in den Griff zu bekommen, nachdem sie die ersten paar Tage so langsam gereist waren. Beide Pferde brauchten Ruhe, daher ging sie jetzt vor ihnen her, die Zügel an ihrem Gürtel befestigt. Und neben ihr ging Tool.
    Obwohl der Imass oft von faszinierenden Dingen sprach, wenn sie ihn dazu aufforderte, wehrte er ihre Versuche ab, Dinge zu erfahren, die das Imperium oder den Fortbestand von Laseens Macht betrafen. Alles schien auf die Eide zurückzugehen, die er bei der letzten Großen Zusammenkunft geschworen hatte. Für den Imass stand eine Entscheidung bevor. Sie fragte sich, ob es etwas damit zu tun hatte, dass sie diesen Jaghut-Tyrannen befreien wollten. Und das war ein beunruhigender Gedanke.
    Doch sie würde nicht zulassen, dass irgendein Zwiespalt die Mission gefährdete. Hierbei war sie Laseens Arm, und dieser Arm wurde nicht von ihr gesteuert, sondern von der Imperatrix. Dujek und Tayschrenn hatten sie mit gutem Grund an diese Tatsache erinnert. So spielte sie in dieser Angelegenheit keine Rolle - nicht als die Frau namens Lorn. Wofür war sie also verantwortlich?
    »In meinen Jahren unter den Menschen«, sagte Tool neben ihr, »habe ich mir wieder ins Gedächtnis gerufen, dass Körperhaltung und Gesichtsausdruck Gefühle widerspiegeln. Mandata, Ihr habt in den letzten beiden Tagen ein nachdenkliches Gesicht gemacht. Hat das eine besondere Bedeutung?«
    »Nein«, schnappte sie, »das hat es nicht.« Ihre Gedanken von persönlichen Gefühlen frei zu machen war niemals so schwer gewesen, wie es das jetzt war - war das womöglich ein bleibender Effekt von Oponns Einmischung? Vielleicht konnte Tool ihr helfen, ihn loszuwerden. »Tool«, sagte sie, »eine besondere Bedeutung - wie du es genannt hast - hat die Tatsache, dass ich nicht genug über das weiß, was wir eigentlich tun. Wir suchen einen Menhir, der als Markierung für das Grab gilt. Angenommen, man kann ihn finden, warum ist das dann nicht schon viel früher geschehen? Warum konnte dieses Grab im Verlauf einer dreitausend Jahre währenden Suche niemals gefunden werden?«
    »Wir werden den Menhir finden«, erwiderte Tool ruhig. »Er kennzeichnet tatsächlich das Grab, aber das Grab ist nicht dort.«
    Die Mandata warf ihrem Begleiter einen finsteren Blick zu. Noch mehr Rätsel. »Erklär mir das.«
    Der Imass schwieg vielleicht eine Minute, dann sagte er: »Ich bin das Kind eines Älteren Gewirrs, Mandata, das als Tellann bekannt ist. Es ist mehr als nur eine Quelle der Magie, es ist auch Zeit.«
    »Willst du damit sagen, dass das Grab in einer anderen Zeit existiert? Willst du es auf diese Weise erreichen - indem du dein Teilann-Gewirr benutzt?«
    »Nein, es gibt keine parallele Zeit, die sich irgendwie von der unterscheidet, die wir kennen. Jene Zeit ist dahin, Vergangenheit. Es ist mehr eine Frage des ... Aromas. Darf ich fortfahren, Mandata?«
    Lorns Mund war nur noch ein Strich.
    »Die Jaghut, die den Tyrannen begraben haben, waren Kinder eines anderen Älteren Gewirrs. Aber der Begriff ›Älter‹ hat nur Bedeutung in Bezug auf die in diesem Zeitalter existierenden Gewirre. Das Omtose Phellack der Jaghut ist nicht ›Älter‹, wenn man es mit Teilann vergleicht. Sie sind gleich, von gleichem Aroma. Habt Ihr das so weit verstanden, Mandata?«
    »Herablassender Bastard«, murmelte sie vor sich hin. »Ja, Tool.«
    Der Imass nickte, seine Knochen knirschten. »Der Grabhügel ist niemals zuvor gefunden worden, eben weil er Omtose Phellack ist. Er liegt innerhalb eines Gewirrs, das

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