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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Ort und in eine Zeit gekommen, bevor das Eis der Jaghut stockte, bevor es das große Binnenmeer gab, das die Imass als Jhagra Til kannten, bevor unzählige Zeitalter verstrichen -«
    »Und wenn wir zurückkehren?«, unterbrach ihn Lorn. »Wie viel Zeit wird dann vergangen sein?«
    »Das kann ich nicht sagen, Mandata.« Der Imass blieb stehen und drehte sich zu ihr um; in seinen Augenhöhlen glomm ein Licht, das nirgendwo herzukommen schien. »Ich habe so etwas noch nie zuvor getan.«
     
    Trotz der gehärteten Lederrüstung hatte der Frauenkörper, der sich an seinen Rücken presste, Crokus mehr Schweißperlen auf die Stirn getrieben, als dies die Nachmittagshitze jemals hätte schaffen können. Es war ein wilder Reigen von Gefühlen, der sein Herz wild gegen seine Brust hämmern ließ. Auf der einen Seite war da die schlichte Tatsache, dass hier ein Mädchen in ungefähr seinem Alter war - noch dazu ein attraktives, mit überraschend kräftigen Armen, die sie um seine Taille geschlungen hatte; er spürte ihren warmen, feuchten Atem in seinem Nacken. Auf der anderen Seite hatte diese Frau einen Mann getötet, und er konnte sich nur einen einzigen Grund vorstellen, warum sie da hinten in den Hügeln so plötzlich mitten im Geschehen aufgetaucht war: weil sie vorgehabt hatte, auch ihn zu töten. Daher war er zu angespannt, um das Gefühl, mit ihr den Sattel zu teilen, wirklich genießen zu können.
    Sie hatten wenig miteinander gesprochen, seit sie Coll verlassen hatten. Crokus wusste, dass morgen die Mauern von Darujhistan in Sicht kommen würden. Er fragte sich, ob sie sich wohl an die Stadt erinnerte. Und dann war plötzlich eine Stimme in seinem Kopf; sie klang wie die von Coll und sagte: » Warum fragst du das Mädchen nicht einfach, du Idiot?« Crokus zog ein finsteres Gesicht.
    Sie sprach zuerst. »Ist Itko Kan weit von hier?«
    Er wollte schon laut loslachen, doch irgendetwas - ein instinktives Gefühl - hielt ihn zurück. Sei sanft zu ihr, sagte er sich. »Ich habe noch niemals von solch einem Ort gehört«, sagte er. »Liegt das im malazanischen Imperium?«
    »Ja. Sind wir denn nicht im Imperium?«
    »Noch nicht«, knurrte Crokus. Dann ließ er die Schultern sinken. »Wir sind auf einem Kontinent namens Genabackis. Die Malazaner sind von den Meeren im Osten und im Westen gekommen. Sie beherrschen jetzt alle Freien Städte im Norden, ebenso wie die Nathilog-Konföderation.«
    »Oh«, erwiderte das Mädchen mit schwacher Stimme. »Dann führt ihr Krieg gegen das Imperium.«
    »Mehr oder weniger, obwohl man nichts davon merkt, soweit es Darujhistan betrifft.«
    »Ist das der Name des Ortes, in dem du lebst?«
    »Ort? Darujhistan ist die größte und reichste Stadt im Land.«
    In ihrer Antwort schwangen Ehrfurcht und Aufregung mit. »Eine Stadt. Ich bin noch nie in einer Stadt gewesen. Du heißt Crokus, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das?«
    »So hat dich dein Freund, der Soldat, genannt.«
    »Oh, natürlich.« Warum ließ die Tatsache, dass sie seinen Namen gekannt hatte, sein Herz schneller klopfen?
    »Willst du mich nicht nach meinem Namen fragen?«, meinte die Frau leise.
    »Du kannst dich an ihn erinnern?«
    »Nein«, gab sie zu. »Das ist merkwürdig, findest du nicht auch?«
    Es lag Pathos in dieser Antwort, und etwas in seinem Innern schmolz dahin - und das machte ihn noch wütender. »Nun, dabei kann ich dir wohl kaum helfen, oder?«
    Die Frau schien ein wenig von ihm zurückzuweichen, und der Druck ihrer Arme um seine Taille ließ nach. »Nein.«
    Schlagartig verschwand sein Zorn. Angesichts des Durcheinanders in seinem Kopf hätte er am liebsten laut losgeschrien. Stattdessen verlagerte er sein Gewicht im Sattel, zwang sie dadurch, ihn wieder fester zu umfassen. Ah, grinste er, so ist's besser. Dann weiteten sich seine Augen. Was sage ich da?
    »Crokus?«
    »Was ist?«
    »Gib mir einen Namen aus Darujhistan. Such dir einen aus. Deinen Lieblingsnamen.«
    »Challice«, erwiderte er sofort. »Nein, warte! Du kannst nicht Challice sein. Ich kenne schon eine Challice. Du musst jemand anderes sein.«
    »Ist sie deine Freundin?«
    »Nein!«, schnappte er. Er zog an den Zügeln, und sie hielten an. Crokus fuhr sich durch die Haare, dann schwang er ein Bein über den Pferdehals und ließ sich zu Boden gleiten. Er zog die Zügel über den Kopf des Pferdes. »Ich will zu Fuß gehen«, sagte er.
    »Ja«, sagte sie, »das würde ich auch gern.« »Nun, vielleicht will ich auch rennen.«
    Sie trat um ihn herum, um

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