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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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damit. Andernfalls machen wir auf der Stelle kehrt und reiten zu Coll zurück.« Als er sah, wie Kruppes Blicke hierhin und dorthin huschten, grinste er. »Ha, du hast wohl gedacht, du könntest mich ablenken, was? Tja, funktioniert leider nicht.«
    Kruppe hob entschuldigend die Hände. »Wessen Hirn auch immer für den Plan verantwortlich ist, der Coll wieder zu seinem rechtmäßigen Titel verhelfen soll, Kruppe kann nichts anderes tun, als eifrig applaudieren!«
    Murillio klappte die Kinnlade nach unten. Wie im Namen des Vermummten hatte Kruppe...
    Der dicke Mann sprach weiter. »Aber all das ist unwichtig, wenn man an Crokus denkt und an die große Gefahr, in der er sich im Augenblick befindet. Mehr noch, wenn dieses Mädchen tatsächlich besessen war, wie Coll annimmt, ist das Risiko fürchterlich groß. Hat nur sie auf das verletzliche, ungeschützte Leben des Jungen Jagd gemacht? Was ist mit den tausend Göttern und Dämonen, die Oponn nur zu gern bei der erstbesten Gelegenheit vernichten würden? Würde etwa Murillio, ein alter Freund von Crokus, das Kind so gefühllos seinem Schicksal überlassen? Ist Murillio ein Mann, der sich von Panik leiten lässt, von Was-wäre-wenn, oder von einer Horde eingebildeter Nachtmahre, die durch die Schatten seiner überreizten Fantasie schleichen?«
    »Schon gut!«, bellte Murillio. »Jetzt halt die Klappe und lass uns reiten.«
    Diese weise Äußerung ließ Kruppe zur Antwort schroff nicken.
    Eine Stunde später, als die Abenddämmerung die Hügelhänge emporkletterte und auf den Spuren der sterbenden Sonne immer weiter nach Westen kroch, zuckte Murillio plötzlich zusammen und warf Kruppe einen wütenden Blick zu, den dieser im düsteren Zwielicht jedoch gar nicht wahrnehmen konnte. »Verdammt«, flüsterte der junge Adlige. »Ich habe gesagt, ich lasse mich von ihm nicht ablenken - und was tut er? Er lenkt mich ab!«
    »Was murmelt Murillio da vor sich hin?«, fragte Kruppe.
    Murillio massierte sich die Stirn. »Mir ist schwindlig«, sagte er. »Lass uns einen Platz für ein Nachtlager suchen. Crokus und das Mädchen werden es vor morgen sowieso nicht bis zur Stadt schaffen. Ich glaube nicht, dass er auf der Straße in Gefahr ist, und bevor morgen die Sonne untergeht, haben wir ihn längst gefunden. Tagsüber sollte es ihnen eigentlich gut gehen - zur Hölle, sie werden bei Mammot sein, stimmt's?«
    »Kruppe muss zugeben, dass er ebenfalls überaus müde ist. In der Tat, wir sollten ein Nachtlager aufschlagen. Murillio könnte vielleicht ein kleines Feuer machen und etwas zu essen zubereiten, während Kruppe über lebenswichtige Angelegenheiten sinniert.«
    »Na toll.« Murillio seufzte. »Wirklich toll.«
     
    Erst ein paar Tage nach dem Zusammentreffen mit dem Tiste Andii und den Ereignissen im Innern des schwarzen Schwertes wurde es Hauptmann Paran bewusst, dass Rake ihn nicht verdächtigt hatte, ein malazanischer Soldat zu sein. Sonst wäre er längst tot. Wie es schien, waren die Versäumnisse anderer sein Glück. Der Attentäter in Fahl hätte gründlicher nachsehen müssen - und jetzt hatte der Sohn der Dunkelheit ihn nicht nur den Kiefern der Hunde entrissen, sondern ihn auch einfach gehen lassen. Lag all dem ein Muster zu Grunde? Das Ganze roch nach Oponn, doch Paran zweifelte nicht an Rakes Behauptung.
    Lag also sein Glück tatsächlich in seinem Schwert? Und waren die Augenblicke, in denen das Schicksal ihm gnädig gewesen war, entscheidende Augenblicke gewesen? Augenblicke, die jene, die ihn verschont hatten, später einmal verfolgen würden? Um seines eigenen Wohlergehens willen hoffte er, dass dem nicht so war.
    Er hatte die Straße des Imperiums verlassen. Schon viel zu lange hatte er den Weg aus Blut und Verrat beschritten. Er würde es niemals wieder tun. Was jetzt vor ihm lag, war die ungewöhnliche Aufgabe, Elster und seinem Trupp das Leben zu retten. Wenn ihm das gelang, würde er als Konsequenz seinen eigenen Tod bereitwillig in Kauf nehmen.
    Es gab Dinge, die über das Leben eines einzelnen Mannes hinausgingen, und vielleicht existierte Gerechtigkeit jenseits des Geistes der Menschheit, jenseits auch der hungrigen Augen von Göttern und Göttinnen, als ein leuchtendes, reines und endgültiges Etwas. Einige Philosophen, die er gelesen hatte, als er in Unta, der malazanischen Hauptstadt, zur Schule gegangen war, hatten eine Position bezogen, die ihm damals vollkommen absurd erschienen war. Moral war nichts Relatives, hatten sie gesagt, und existierte

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