Die Gärten des Mondes
dafür finden. »Dein Plan klingt gut«, sagte sie. »Wo findet dieses Fest statt?«
»Bei einer Frau namens Lady Simtal. Ich weiß nicht, wie ihr Familienname lautet, aber jeder hier scheint sie zu kennen. Man erzählt sich, dass sie sehr hübsch sein soll und viel Einfluss im Rat besitzt.«
»Sehr gut«, sagte Lorn und zupfte ihren Umhang zurecht. »Ich werde in zwei Stunden zurückkehren, Sergeant. Ich muss mich noch um einige andere Dinge kümmern. Sorge dafür, dass alles so weit fertig ist - auch die Vorbereitungen für die Explosionen. Falls ihr doch nicht angeheuert werdet, müssen wir einen anderen Weg finden, um bei diesem Fest dabei zu sein.« Sie schritt in Richtung Tür.
»Mandata?«
Sie drehte sich um.
Elster ging zur Rückwand des Raumes und zog einen ausgefransten Wandbehang zur Seite. »Dieser Tunnel führt zu einem anderen Haus. Von dort aus könnt Ihr den Daru-Distrikt betreten.«
»Das ist unnötig.« Lorn war von seinem gönnerhaften Ton irritiert.
Sobald sie fort war, kroch der Schnelle Ben aus dem Tunnel. »Verdammt, Sergeant«, brummte er. »Du hättest sie beinahe dazu gebracht, zu mir reinzukommen!«
»Nicht die Spur«, entgegnete Elster. »Ganz im Gegenteil, ich habe dafür gesorgt, dass sie den Tunnel ganz sicher nicht benutzen wird. Irgendwas Neues von Kalam?«
Der Schnelle Ben durchquerte den kleinen Raum. »Bis jetzt noch nicht. Doch er ist kurz davor, die Geduld zu verlieren.« Er wandte sich an den Sergeanten. »Und? Denkst du, wir haben sie getäuscht?«
»Getäuscht?« Elster lachte. »Sie war zutiefst erschüttert.«
»Paran hat gesagt, sie wollte etwas loswerden«, sagte der Schnelle Ben. »Hat sie das getan?«
»Noch nicht.«
»Es wird knapp, Sergeant. Verdammt knapp.«
Die andere Tür ging auf, und Trotter kam hereinspaziert. Er fletschte die zugespitzten Zähne, es sah aus wie eine Mischung aus einem Lächeln und einer Grimasse.
»Und, Erfolg gehabt?«, fragte Elster.
Trotter nickte.
Während der Nachmittag zu Ende ging, warteten Crokus und Apsalar auf der Plattform des Turms. Dann und wann spähten sie über den Rand nach unten, um die Festlichkeiten zu beobachten. Die Menge unter ihnen schien fast von einer Art Besessenheit befallen zu sein, als tanzten sie am Rande der Verzweiflung. Denn trotz aller Freude über die neue Jahreszeit lag doch der Schatten des malazanischen Imperiums über allem. Und tatsächlich, mit Mondbrut am südlichen Himmel, war es für jedermann offensichtlich, wo Darujhistans Platz war: genau zwischen den beiden Mächten.
»Irgendwie wirkt Darujhistan kleiner«, murmelte Crokus, während er der Menge zusah, die wie ein wirbelnder Strom durch die Straßen wogte. »Fast unbedeutend.«
»Mir kommt es groß vor«, sagte Apsalar. »Es ist eine der größten Städte, die ich jemals gesehen habe. Ich glaube, es ist so groß wie Unta.«
Er starrte sie an. Sie hatte in letzter Zeit einige merkwürdige Dinge gesagt, die nicht so recht zu einem jungen Mädchen aus einem kleinen Fischerdorf passen wollten. »Unta. Das ist doch die Hauptstadt des Imperiums, oder?«
Sie runzelte die Stirn, was sie älter aussehen ließ. »Ja. Nur, dass ich noch nie dort gewesen bin.«
»Und wie kannst du dann wissen, wie groß die Stadt ist?« »Ich bin mir nicht sicher, Crokus.«
Besessenheit, hatte Coll gesagt. Zwei verschiedene Erinnerungen stritten in der jungen Frau miteinander, und dieser Streit wurde heftiger. Er fragte sich, ob Mammot wohl schon aufgetaucht war. Für einen kurzen Augenblick hätte er ihre Flucht aus der Obhut von Mira und Irilta beinahe bedauert. Doch dann richteten sich seine Gedanken auf das, was vor ihnen lag. Er setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen die niedrige Einfassungsmauer. Sein Blick fiel auf den Leichnam des Assassinen, der ihm genau gegenüberlag. Das Blut war in der heißen Sonne getrocknet und sah jetzt schwarz aus. Eine Spur aus Blutstropfen führte von der Leiche hinüber zu den Stufen. Wer auch immer den Assassinen getötet hatte, er oder sie war ebenfalls verwundet worden. Dennoch hatte Crokus nicht das leiseste Gefühl, dass ihnen hier oben Gefahr drohte, obwohl er sich nicht erklären konnte, wieso.
Für einen verlassenen Glockenturm hatte dieser Ort in letzter Zeit einige dramatische Geschehnisse gesehen.
»Warten wir, bis es dunkel ist?«, fragte Apsalar.
Crokus nickte.
»Und dann machen wir uns auf die Suche nach dieser Challice?«
»Ja. Die D'Arles werden auf Lady Simtals Fest sein, da bin
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