Die Gärten des Mondes
Augenblick glaubte sie, so etwas wie Triumph in den Augen des Mannes aufblitzen zu sehen. Doch ein zweiter Blick zeigte ihr, dass es nichts anderes war als der Zorn, mit dem sie gerechnet hatte.
»Verstanden, Mandata«, erwiderte Elster knapp. »Wie lauten Eure Befehle?«
»Es ist mir ernst, Sergeant«, warnte sie ihn. »Und es ist mir egal, wie wütend es dich macht. Aber jetzt sollten wir uns in eine etwas ungstörtere Umgebung zurückziehen.« Sie stand auf. »Deine Männer können hier bleiben.«
Elster erhob sich. »Natürlich, Mandata. Wir können ins Hinterzimmer gehen. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt.«
Lorn berührte die Decke auf dem Bett. »Da ist Blut dran, Sergeant.« Sie drehte sich um und starrte Elster, der gerade die Tür schloss, fragend an.
Er wich ihrem Blick nicht aus. »Einer meiner Männer ist mit einem Assassinen-Magier der Tiste Andii aneinander geraten. Er wird sich erholen.«
»Das ist höchst unwahrscheinlich, Sergeant. Sämtliche Tiste Andii befinden sich im Norden bei Caladan Bruth.« Ihre Augen weiteten sich ungläubig. »Du willst doch wohl nicht etwa andeuten, dass der Lord von Mondbrut höchstpersönlich seine Festung verlassen hat? Was hatte er denn vor? Jagd auf malazanische Spione zu machen? Das ist doch absurd.«
Elster starrte sie finster an. »Korporal Kalam und der Magier meines Trupps hatten auf einem der Dächer eine Auseinandersetzung mit mindestens einem halben Dutzend Tiste Andii. Da meine Männer überlebt haben, ist es höchst unwahrscheinlich, dass der Lord von Mondbrut irgendwo in der Nähe war, oder, Mandata? Reimt es Euch doch zusammen. Der Mond schwebt knapp südlich der Stadt. Sein Herr schließt ein Bündnis mit Darujhistans Herrschern, und ihre erste Aufgabe besteht darin, die einheimische Assassinen-Gilde auszulöschen. Warum? Um Leute wie uns daran zu hindern, mit der Gilde Kontakt aufzunehmen und ihr einen Kontrakt anzubieten. Und bis jetzt hat das ja auch funktioniert.«
Lorn dachte einige Zeit lang nach. »Wenn es also nicht möglich ist, mit der Gilde Kontakt aufzunehmen, warum nimmst du die Sache dann nicht selbst in die Hand? Dein Korporal Kalam war eine der besten Klauen, bevor er ... ausgeschieden ist. Warum löscht ihr also die Herrscher der Stadt nicht selbst aus?«
Der Sergeant verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich neben der Tür an die Wand. »Wir haben darüber nachgedacht, Mandata. Und wir sind Euch einen Schritt voraus. Genau in diesem Augenblick führt einer meiner Männer Verhandlungen, damit wir heute Abend auf einer Festlichkeit des Adels als Wachleute arbeiten können. Alle, die etwas auf sich halten, werden höchstwahrscheinlich an diesem Fest teilnehmen - Mitglieder des Stadtrats, Magier, alles, was Rang und Namen hat. Meine Saboteure haben genügend Munition übrig, um dieses Fest zu einer Veranstaltung zu machen, die diese Stadt nicht so schnell vergessen wird.«
Lorn kämpfte gegen ein wachsendes Gefühl der Frustration an. So sehr sie sich auch vorgenommen hatte, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, so schien es doch ganz so, als hätte dieser Elster seine Arbeit in Anbetracht der Umstände bisher sehr gut gemacht. Sie hatte den Verdacht, dass sie es eigentlich kaum hätte besser machen können, obwohl sie die Geschichte mit den Tiste Andii immer noch nicht glaubte. »Warum, um alles in der Welt«, fragte sie schließlich, »sollte ein Herrenhaus eine Horde Fremder als Wachen anheuern?«
»Oh, es werden auch Soldaten der Stadtwache da sein. Aber keiner von ihnen ist ein Barghast.« Elster lächelte zynisch. »Der Nervenkitzel, Mandata. Das bringt den Adel zum Sabbern. Seht doch nur, ein riesiger, tätowierter Barbar, der düster auf sie hinabblickt. Ist das nicht aufregend?« Er zuckte die Schultern. »Es ist ein Risiko, aber eins, das sich einzugehen lohnt. Natürlich nur, falls Ihr nicht eine bessere Idee habt, Mandata.«
Sie hörte die Herausforderung in seiner Stimme. Hätte sie früher darüber nachgedacht, wäre ihr schon eher aufgefallen, dass ihr Titel und ihre Macht diesem Mann keine Angst einjagten. Er hatte an der Seite von Dassem Ultor gestanden, hatte mitten in der Schlacht mit dem Schwert des Imperiums über Taktik debattiert. Und es schien, als hätte auch die Degradierung zum Sergeanten diesen Mann keineswegs gebrochen - so viel hatte sie schon in Fahl aus dem Ruf der Brückenverbrenner geschlossen. Er würde nicht zögern, jeden ihrer Befehle infrage zu stellen, sollte er einen Grund
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