Die Gärten des Mondes
dem Osten nähert.« Das Gesicht unter der Silbermaske spannte sich kaum merklich. »Fünf Drachen haben sich ihr einige Zeit lang entgegengestellt; sie stammen höchstwahrscheinlich von Mondbrut. Ich nehme an, dass Meister Baruk und sein Zirkel ein Abkommen mit dem Sohn der Dunkelheit geschlossen haben.«
Kalam schien einen Augenblick lang verblüfft, fing sich jedoch schnell wieder. »Mit der Macht, die sich nähert, haben wir nicht das Geringste zu tun, Gildenmeisterin. Wir würden es begrüßen, wenn sie durch die Hände des Sohns der Dunkelheit zerstört würde. Und was Eure unausgesprochene Frage betrifft, ich vermute, dass das Bündnis zwischen den Tiste Andii und dem Zirkel mit dem Tod der Mitglieder des Zirkels nichtig wird. Wir bitten Euch nicht, den Lord von Mondbrut zu töten.«
Paran räusperte sich. »Gildenmeisterin, Mondbrut und das malazanische Imperium sind schon früher aneinander geraten. Alle bisherigen Erfahrungen legen den Schluss nahe, dass der Sohn der Dunkelheit sich eher zurückziehen wird, als dass er sich uns allein entgegenstellt.«
»Das ist wahr«, stimmte Vorcan zu. »Korporal Kalam, ich habe nicht den Wunsch, das Leben meiner Assassinen zu verschwenden, indem ich sie mit dieser Aufgabe betraue. Nur ein Assassine, der zugleich auch ein Hohemagier ist, kann in dieser Angelegenheit auf Erfolg hoffen. Aus diesem Grunde nehme ich persönlich den Kontrakt an. Ich werde die Anschläge durchführen. Und was die Bezahlung angeht...«
»Das Geld wird mittels eines Gewirrs überbracht, sobald der Kontrakt erfüllt ist«, sagte Kalam. »Vielleicht wisst Ihr es bereits, Gildenmeisterin, aber die Imperatrix war früher selbst eine Assassine. Sie hält sich an die Regeln. Das Gold wird bezahlt und der Titel und die Herrschaft über Darujhistan ohne jede Verzögerung gewährt werden.«
»Einverstanden, Korporal Kalam. Ich werde unverzüglich beginnen.« Vorcan wandte sich an Rallick.
»Rallick Nom, die Aufgabe, die ich dir jetzt stelle, ist von größter Wichtigkeit. Ich habe über deine eigenartige Fähigkeit nachgedacht, das Wachstum dieses ... üblen Dinges zu hemmen. Mein Instinkt sagt mir, dass wir nicht zulassen dürfen, dass es noch weiter wächst. Aus diesem Grund wirst du hier bleiben und es in Stasis halten.«
»Und für wie lange?«, grollte er.
»Bis ich zurückkehre. Dann werde ich prüfen, wie gut es sich verteidigen kann. Oh, noch etwas: Ozelots Aktionen waren von der Gilde nicht gebilligt. Ihn zu exekutieren war insofern die Erfüllung des Urteils, das die Gilde als Bestrafung über ihn verhängt hatte. Ich danke dir, Rallick Nom. Die Gilde ist erfreut.«
Rallick ging zu dem merkwürdigen Baumstumpf hinüber und setzte sich darauf.
»Bis später«, sagte Vorcan und verließ die Lichtung.
Crokus sah zu, wie die drei malazanischen Spione die Köpfe zusammensteckten und im Flüsterton zu diskutieren begannen. Dann nahm einer der Männer Apsalars Arm und geleitete sie sanft zurück in den Wald, auf die rückwärtige Mauer des Grundstücks zu. Die beiden, die übrig blieben - Hauptmann Paran und Korporal Kalam -, sahen zu Rallick hinüber.
Der Assassine hatte den Kopf in die Hände gestützt; seine Ellbogen ruhten auf den Oberschenkeln, und er starrte düster zu Boden.
Kalam zischte zwischen den Zähnen hindurch und schüttelte den Kopf. Einen Augenblick später gingen die beiden Männer in Richtung Terrasse davon.
Crokus zögerte. Ein Teil von ihm wollte hinaus auf die Lichtung rennen und Rallick gegenübertreten. Die Magier umbringen! Darujhistan den Malazanern ausliefern? Wie konnte Rallick zulassen, dass so etwas geschah? Doch Crokus rührte sich nicht. In ihm wuchs allmählich die Furcht, dass er in Wirklichkeit gar nichts über diesen Mann da draußen wusste. Würde der Assassine ihm zuhören? Oder würde seine Antwort an Crokus ein Messer sein, das er ihm in die Kehle rammte? Crokus hatte das Gefühl, er sollte es lieber nicht darauf ankommen lassen.
In der letzten Minute hatte Rallick sich nicht bewegt. Jetzt stand er auf und wandte sich genau in die Richtung, in der Crokus im Schatten lag.
Der Dieb stöhnte.
Rallick winkte ihn zu sich heran.
Langsam trat Crokus näher.
»Du versteckst dich gut«, sagte Rallick. »Und du hast Glück gehabt, dass Vorcan ihre Maske aufbehalten hat. Durch die Augenschlitze konnte sie nicht besonders viel sehen. Du hast also alles gehört?«
Crokus nickte. Sein Blick wurde von dem Ding angezogen, das er unwillkürlich einen
Weitere Kostenlose Bücher