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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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gebracht hatte. Sie hatten miteinander gerungen, doch er hatte gewonnen.
    »Ich will nur mit dir reden«, sagte Crokus. »Ich will dir nichts tun, Challice, ich schwöre es. Außer, du zwingst mich dazu ... Ich werde jetzt meine Hand wegnehmen. Bitte schrei nicht.« Er versuchte, in ihrem Blick zu lesen, doch alles, was er erkennen konnte, war Furcht. Beschämt nahm er die Hand weg.
    Sie schrie nicht, doch einen Augenblick später wünschte sich Crokus, sie hätte es getan. »Du verdammter Dieb! Wenn mein Vater dich erwischt, wird er dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen lassen! Falls Gorlas dich nicht vor ihm findet. Und wenn du mir irgendwas antust, wird er dich langsam kochen und -«
    Crokus legte ihr wieder die Hand auf den Mund. Haut abziehen? Kochen? »Wer ist dieser Gorlas?«, wollte er wissen und starrte sie wütend an. »Ein Küchenmeister? Dann hast du mich also verraten.«
    Sie starrte zu ihm hoch. »Ich habe dich nicht verraten«, erwiderte sie. »Wovon redest du überhaupt?«
    »Der Wächter, der ermordet wurde. Das war ich nicht, aber -«
    »Natürlich warst du das nicht. Vater hat einen Seher angeheuert. Eine Frau hat den Wächter getötet, eine Dienerin des Seils. Der Seher war so entsetzt, dass er nicht einmal lange genug geblieben ist, um seinen Lohn in Empfang zu nehmen. Und jetzt geh runter von mir, du Dieb!«
    Er ließ sie los und setzte sich auf den Boden. Er starrte die Bäume an. »Du hast mich nicht verraten? Und was ist mit Mira? Und den Wächtern vor Onkel Mammots Haus? Der ganzen Jagd auf mich?«
    Challice richtete sich auf und wischte sich dürres Laub von ihrem Fell-Umhang. »Was faselst du da? Ich muss zurück. Gorlas wird schon nach mir suchen. Er ist der älteste Sohn des Hauses Tholius, und er lässt sich gerade zum Meister-Duellanten ausbilden. Wenn er mich mit dir sieht, gibt es mächtig Ärger.«
    Er sah sie mit leerem Blick an. »Warte!« Er sprang auf. »Hör mir zu, Challice! Vergiss diesen Idioten Gorlas. Noch in diesem Jahr wird mein Onkel uns einander offiziell vorstellen. Mammot ist ein berühmter Schriftsteller.«
    Challice verdrehte die Augen. »Komm wieder auf den Boden! Ein Schriftsteller? Irgendein zerstreuter alter Mann mit tintenverschmierten Fingern? Besitzt sein Haus Macht? Einfluss? Das Haus Tholius hat Macht und Einfluss, einfach alles, was man braucht. Und davon einmal ganz abgesehen: Gorlas liebt mich.«
    »Aber ich -« Er verstummte, sah zur Seite. Tat er das wirklich? Nein. Und spielte es eine Rolle? Was wollte er überhaupt von ihr?
    »Was willst du überhaupt von mir?«, wollte Challice wissen.
    Er betrachtete seine Füße. Dann sah er ihr in die Augen. »Deine Gesellschaft?«, fragte er schüchtern. »Freundschaft? Was sage ich da? Ich bin ein Dieb! Für gewöhnlich raube ich Leute wie dich aus!«
    »Das stimmt«, schnappte sie. »Warum dann so tun, als wäre es etwas anderes?« Ihr Gesichtsausdruck wurde sanfter. »Crokus, ich werde dich nicht verraten. Es wird immer unser Geheimnis bleiben.«
    Einen winzigen Augenblick lang fühlte er sich wie ein Kind, das von einer freundlichen Dame gestreichelt und getröstet wurde. - Er genoss das Gefühl.
    »Bevor ich dich kennen gelernt habe«, fügte sie lächelnd hinzu, »ist mir noch nie ein echter Dieb begegnet.«
    Das behagliche Gefühl wurde von einer Woge der Wut weggespült. »Oh nein, beim Atem des Vermummten«, schnaubte er. »Echt? Du weißt nicht, was echt ist, Challice. An deinen Fingern hat noch nie Blut geklebt. Du hast noch niemals einen Mann sterben sehen. Aber genau so soll es ja auch sein, nicht wahr? Überlasst den Dreck ruhig uns, schließlich sind wir ja daran gewöhnt.«
    »Ich habe heute Nacht einen Mann sterben sehen«, sagte Challice ruhig. »Das möchte ich nie wieder sehen. Wenn ›echt‹ solche Dinge bedeutet, dann will ich es nicht. Du kannst das alles behalten, Crokus. Adieu.« Sie drehte sich um und ging davon.
    Crokus starrte ihr nach, starrte auf ihren Rücken, ihr geflochtenes Haar, während ihre Worte in seinem Kopf dröhnten und widerhallten.
    Er fühlte sich plötzlich erschöpft und wandte sich wieder dem Garten zu. Er hoffte, dass Apsalar noch immer da war, wo er sie zurückgelassen hatte. Das Letzte, was er jetzt wollte, war, sie suchen zu müssen. Er tauchte in die Schatten.
    Als Fäustel die Lichtung betreten wollte, prallte er zurück. Paran packte seinen Arm. Ihre Blicke begegneten sich.
    Der Heiler schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht näher herangehen,

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