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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Baumstumpf genannt hatte. Es sah eigentlich eher wie ein kleines Holzhaus aus. Die pockenartigen Löcher an den Seiten hätten genauso gut Fenster sein können. Im Gegensatz zu Vorcan spürte er keinen Hunger, sondern eher eine Art von Dringlichkeit, fast schon Verzweiflung.
    »Bevor du mich verdammst, solltest du mir genau zuhören, Crokus.«
    Der Dieb wandte seine Aufmerksamkeit von dem Holzblock ab. »Ich höre.«
    »Baruk könnte noch auf dem Fest sein. Such ihn und erzähl ihm genau, was passiert ist. Sag ihm, dass Vorcan eine Hohemagierin ist -und dass sie sie alle töten wird, wenn sie sich nicht versammeln und sich gegenseitig schützen.« Der Assassine streckte den Arm aus und legte Crokus die Hand auf die Schulter. Der Junge zuckte zusammen, sein Blick war argwöhnisch. »Und wenn Baruk schon nach Hause gegangen ist, suche nach Mammot. Ich habe ihn vor kurzem noch gesehen. Er trägt die Maske eines Wesens mit Hauern.«
    »Onkel Mammot? Aber der ist -«
    »Er ist ein Hohepriester von D'riss, Crokus, und ein Mitglied des T'orrud-Zirkels. Und jetzt beeil dich. Es ist keine Zeit zu verlieren.«
    »Soll das heißen, dass du hier bleibst, Rallick? Dass du hier auf diesem ... diesem Baumstumpf sitzen bleibst?«
    Der Griff des Assassinen wurde fester. »Vorcan hat die Wahrheit gesagt, Junge. Was auch immer das hier für ein Ding ist, es sieht aus, als ob ich es in Schach halten könnte. Baruk muss von diesem Zauberding erfahren. Ich traue seinen Sinnen mehr als denen Vorcans, aber im Augenblick werde ich ihr in dieser Angelegenheit gehorchen.«
    Einen Augenblick dachte Crokus an Apsalar und wollte sich weigern. Sie hatten irgendetwas mit ihr gemacht, dessen war er sich sicher - und wenn sie ihr ein Leid zugefügt hatten, würde er dafür sorgen, dass sie bezahlen mussten. Aber ... Onkel Mammot? Vorcan hatte vor, seinen Onkel umzubringen? Die Augen des jungen Diebes wurden hart, als er Rallick ansah. »Betrachte es als erledigt«, sagte er.
    In diesem Augenblick erschütterte ein Schrei voller Wut und Schmerz die Bäume. Er war von der Terrasse gekommen. Der Holzblock hinter ihnen reagierte mit einem Ausbruch von hellem, gelbem Feuer auf den Schrei, und die Wurzeln wanden sich und wölbten sich wie herumtastende Finger.
    Rallick gab Crokus einen kräftigen Stoß, dann wirbelte er herum und sprang mit einem Satz auf den Block. Das gelbe Feuer flackerte und erlosch, und Risse erschienen im Erdboden, dehnten sich in alle Richtungen. »Lauf!«, brüllte Rallick.
    Mit hämmerndem Herzen drehte der Dieb sich um und rannte auf Lady Simtals Herrenhaus zu.
     
    Baruks Hand zuckte vor und riss wild am Glockenseil. Über sich hörte er den Kutscher aufschreien. Die Kutsche kam schlitternd zum Stehen. »Es ist etwas passiert«, zischte er Rake zu. »Wir sind zu früh gegangen, verdammt!« Er rutschte zum Fenster hinüber und öffnete den Laden.
    »Einen Augenblick, Alchemist«, sagte Rake ruhig. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und hielt den Kopf ein wenig schräg, als lausche er auf etwas ganz Bestimmtes. »Der Jaghut-Tyrann«, erklärte er. »Aber er ist geschwächt, und es sind noch genügend Magier da, die sich mit ihm befassen können.« Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch dann schloss er den Mund und schwieg. Seine Augen wurden tief azurblau, als er den Alchemisten musterte. »Baruk«, sagte er leise, »kehrt zu Eurem Haus zurück. Bereitet Euch auf den nächsten Zug des Imperiums vor - wir werden nicht lange warten müssen.«
    Baruk starrte den Tiste Andii an. »Sagt mir, was geschehen wird!«, sagte er ärgerlich. »Werdet Ihr den Jaghut herausfordern?«
    Rake warf seine Maske zwischen ihnen auf den Fußboden und schloss den Kragen seines Umhangs. »Wenn es notwendig werden sollte, werde ich es tun.«
    Fäuste hämmerten gegen die Kutsche, und fröhliche Stimmen riefen. Die Menge um sie herum drängelte und schob von allen Seiten, brachte die Kutsche zum Schwanken. Das Fest näherte sich seinem Höhepunkt: dem zwölften Glockenschlag, der Stunde des Aufstiegs, in der die Lady des Frühlings mit der Ankunft des Mondes zum Himmel aufstieg.
    »In der Zwischenzeit müssen die Straßen der Stadt geräumt werden«, fuhr Rake fort. »Ich nehme an, es ist Euer Wunsch, die Zahl der Todesopfer möglichst niedrig zu halten?«
    »Und das ist alles, Rake?« Baruk machte eine rasche Geste. »Die Straßen räumen? Wie im Namen des Vermummten sollen wir das anfangen? Es gibt dreihunderttausend Menschen in Darujhistan,

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