Die Gärten des Mondes
abziehen müssen. Sucht euch einen Ort, den ich kenne. Ich werde dort zu euch stoßen.«
»Und wohin gehst du?«
»Ich mach mich auf die Suche nach den Saboteuren.« Kalam wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wirf mal einen Blick auf die Karte der Stadt, wenn du Zeit hast, Ben.« Die Augen des Assassinen waren voller Furcht. »Schau dir auch die Legende an. Wir haben an jeder größeren Kreuzung Minen gelegt. Dort befinden sich auch die Hauptleitungen - verstehst du denn nicht?« Er fuchtelte mit einem Arm. »Die Graugesichter! Das Gas, Ben!«
Kalam wirbelte herum und überquerte die Terrasse. Einen Augenblick später war er im Herrenhaus verschwunden.
Der Schnelle Ben starrte ihm nach. Das Gas? Seine Augen weiteten sich. »Wir werden alle in die Luft fliegen«, flüsterte er. »Die ganze verdammte Stadt!«
Kapitel Dreiundzwanzig
Man erzählt sich, dass sie die Klinge
schließlich gegen sich selbst richtete,
um die Magie des Lebens zu stehlen.
Die Anrufung des Schattens
(IX.ii) Felisin (geb. 1146)
E rschöpft bahnte sich Paran einen Weg durch das Unterholz. Er duckte sich in den Schatten eines Baumes - und die Welt geriet ins Schwanken. Kiefer schlossen sich um seine linke Schulter, Zähne bohrten sich durch sein Panzerhemd und hoben ihn hoch, ließen ihn den Boden unter den Füßen verlieren. Muskeln, die er nicht sehen konnte, schleuderten ihn durch die Luft. Er kam hart auf, rollte sich auf die Knie und schaute gerade rechtzeitig hoch, um den Schattenhund erneut herannahen zu sehen. Parans linker Arm war taub. Er griff vergeblich nach seinem Schwert, als der Hund den Rachen öffnete und ihn um seine Brust schloss. Kettenglieder platzten, Fleisch zerriss und Blut spritzte, als der Schattenhund ihn erneut hochhob.
Der Hauptmann hing im Maul des riesigen Tieres. Er spürte, wie Zufall aus der Scheide rutschte, wie es außer Reichweite seiner zuckenden Hand zu Boden fiel. Der Hund schüttelte ihn. Blut spritzte in alle Richtungen. Dann ließ das Tier ihn fallen und trat ein Stück zurück. Es sah beinahe verblüfft aus. Der Schattenhund winselte, begann, unruhig vor und zurück zu laufen; seine Blicke wanderten wieder und wieder zu dem Hauptmann.
Schmerzen rasten wie eine immer weiter anschwellende Lohe durch Paran. Seine Glieder zuckten unkontrollierbar, und es gelang ihm kaum, Luft zu holen.
»Es scheint, als wollte Ruud jemanden finden, dem er die Schuld geben kann«, sagte eine Stimme. Paran blinzelte, öffnete die Augen und sah einen Mann mit schwarzer Kapuze, der sich zu ihm herabbeugte. »Aber er war voreilig, und dafür entschuldige ich mich. Offensichtlich muss zwischen Euch und den Hunden noch eine alte Rechnung beglichen werden.« Der Mann blickte Ruud stirnrunzelnd an. »Aber etwas an Euch hat ihn verwirrt... Blutsverwandtschaft? Nun, wie könnte das sein?«
»Ihr wart es«, sagte Paran, während sich das taube Gefühl in seinem Körper ausbreitete. »Ihr wart derjenige, der das Mädchen besessen hat. «
Der Mann schaute den Hauptmann an. »Ja, ich bin Cotillion. Schattenthron bedauert, dass er Euch vor dem Tor des Vermummten zurückgelassen hat - um den Preis zweier Hunde. Ist Euch klar, dass diese wertvollen Kreaturen mehr als tausend Jahre alt waren? Ist Euch klar, dass niemals zuvor irgendjemand - weder ein Sterblicher noch ein Aufgestiegener - einen Schattenhund getötet hat?«
Habe ich ihre Seelen gerettet? Würde es nicht etwas ändern, wenn ich die Geschichte erzählen würde? Nein, es sähe zu sehr nach Bettelei aus. Er warf einen Blick auf Ruud. Blutsverwandtschaft? »Was wollt Ihr von mir?«, richtete er das Wort an Cotillion. »Wollt Ihr meinen Tod? Dann lasst mich hier, ich bin schon so gut wie erledigt.«
»Ihr hättet uns unser Werk vollenden lassen sollen, Hauptmann, da Ihr die Imperatrix jetzt selbst so sehr hasst.« »Was Ihr dem Mädchen angetan «
»Was ich getan habe, war barmherzig. Ich habe sie benutzt, ja, das stimmt, aber sie hat nichts davon gewusst. Könnt Ihr das Gleiche von Euch sagen? Sagt mir, was ist besser: zu wissen, dass man benutzt wird - oder es nicht zu wissen?«
Paran sagte nichts.
»Wenn Ihr wollt, kann ich dem Mädchen alle Erinnerungen zurückgeben - die Erinnerungen daran, was ich getan habe, was sie getan hat, während sie besessen gewesen ist...«
»Nein.«
Cotillion nickte.
Paran spürte, wie die Schmerzen zurückkehrten, und das überraschte ihn. Er hatte so viel Blut verloren, dass er eigentlich erwartet hatte, das
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