Die Gärten des Mondes
Bewusstsein zu verlieren. Stattdessen kehrten die Schmerzen zurück, unablässig pochend und gleichzeitig unerträglich juckend. Er hustete. »Und was jetzt?«
»Jetzt?« Die Frage schien Cotillion zu überraschen. »Jetzt werde ich von neuem beginnen.«
»Mit einem anderen Mädchen an ihrer Stelle?«
»Nein. Dieser Plan war von Anfang an mit Fehlern behaftet.«
»Ihr habt ihr Leben gestohlen!«
Cotillions dunkle Augen wurden hart. »Sie hat es zurückbekommen. Das kann man von Euch nicht behaupten, denn wie ich sehe, tragt Ihr noch immer Zufall bei Euch.«
Paran wandte den Kopf und entdeckte die Waffe eine Armeslänge entfernt. »Wenn mein Glück sich wendet«, murmelte er. Und es hat sich gewendet. Er stellte fest, dass er den linken Arm wieder bewegen konnte, und die Schmerzen in der Brust schienen auch nachgelassen zu haben.
Bei Parans Worten lachte Cotillion trocken auf. »Dann wird es zu spät sein, Hauptmann. Ihr setzt darauf, dass die Lady noch immer freundlich auf Euch herabschaut. Was Ihr auch einst an Weisheit besessen haben mögt, Ihr habt es abgetreten. Solcherart ist die Macht der Zwillinge.«
»Meine Wunden heilen«, sagte Paran.
»Das stimmt. Wie ich schon gesagt habe, Ruud war voreilig.«
Langsam und vorsichtig setzte der Hauptmann sich auf. Das Kettenhemd hing in Fetzen um seinen Oberkörper, doch darunter konnte er rosiges, frisch verheiltes Fleisch sehen. »Ich ... ich verstehe Euch nicht, Cotillion. Ich verstehe auch Schattenthron nicht...«
»Das geht nicht nur Euch so. Und was Zufall anbelangt...«
Paran schaute auf das Schwert hinunter. »Es gehört Euch, wenn Ihr es haben wollt.«
»Ah.« Cotillion lächelte und trat näher, um die Waffe aufzuheben. »Ein bisschen hatte ich ja mit einem solchen Sinneswandel gerechnet, Hauptmann. Die Welt ist so unglaublich kompliziert, nicht wahr? Sagt mir, habt Ihr Mitleid mit denen, die Euch benutzt haben?«
Paran schloss die Augen. Eine schreckliche Last schien plötzlich von ihm abzufallen. Er erinnerte sich daran, wie der Finnest nach seiner Seele gegriffen hatte. Er schaute zu dem Schattenhund hinüber. Ruuds Augen wirkten beinahe ... sanft. »Nein, eigentlich nicht.«
»Ist das Band erst einmal zertrennt«, sagte Cotillion, »kehrt die Weisheit schnell zurück. Ich werde Euch jetzt zurückbringen, Hauptmann. Und ich will Euch eine letzte Warnung mit auf den Weg geben: Versucht, nicht aufzufallen. Und wenn Ihr das nächste Mal einen Schattenhund seht - dann rennt!«
Dunkelheit wirbelte rings um Paran auf. Er blinzelte, sah die Bäume im Garten von Simtals Besitz vor sich. Ich frage mich nur, werde ich vor ihm davonrennen - oder mit ihm gehen?
»Hauptmann?« Das war Fäustels Stimme. »Wo im Namen des Vermummten seid Ihr?«
Paran setzte sich auf. »Nicht im Namen des Vermummten, Fäustel. Ich bin hier, im Schatten.«
Der Heiler kam an seine Seite gekrochen. »Es gibt überall Ärger. Ihr seht «
»Dann kümmere dich darum«, schnappte Paran und mühte sich auf die Beine.
Fäustel starrte ihn an. »Beim Atem des Vermummten, Ihr seht aus wie durchgekaut... Hauptmann.«
»Ich werde mir Lorn vornehmen. Wenn wir das alles hier überleben, treffen wir uns im Phoenix. Verstanden?«
Fäustel drehte sich um und wollte gehen.
»Hauptmann?«
»Was ist?«
»Seid nicht zu nett zu ihr.« Paran ging davon.
Die Bilder blieben vor Crokus' geistigem Auge, und sie waren von brutaler Schärfe. Wieder und wieder kehrten sie zurück, selbst als er voller Panik und Verzweiflung versuchte, an etwas anderes zu denken.
Onkel Mammot war tot. Irgendwo in Crokus' Kopf war eine Stimme, die ihm aus weiter Ferne fortwährend sagte, dass der Mann, der Mammots Gesicht gehabt hatte, nicht der Mann gewesen war, den er sein Leben lang gekannt hatte, und dass das, was die Wurzeln sich... geholt hatten, irgendetwas anderes, etwas Schreckliches gewesen war. Die Stimme wiederholte dies immer und immer wieder, und er hörte ihre klaren Worte leiser und lauter werden, während die Bilder, die er mit eigenen Augen gesehen hatte, immer wieder aufs Neue an ihm vorbeizogen - Bilder, die ihn nie mehr loslassen würden.
Der große Salon im Herrenhaus von Lady Simtal war verlassen; überall auf dem Fußboden lagen die Dekorationen des Festes zwischen Blutspritzern und Blutlachen. Die Toten und diejenigen, die Mammot nur verwundet hatte, waren von den Wachen weggeschafft worden; die Bediensteten waren alle geflohen.
Crokus rannte quer durch den Raum zur offenen
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