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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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der Imperatrix und Tayschrenns war, würde es andere Gelegenheiten geben. Vielleicht wäre es dann nicht einmal mehr erforderlich, ihre Bemühungen im Verborgenen zu betreiben; sie könnten aus der Verhaftung ein öffentliches Schauspiel machen. Nach einem solchen Bravourstück könnte selbst Dujek sie nicht mehr herausfordern.
    Sie hatte zugesehen, wie der Träger der Münze die Straße entlanggerannt war; er hatte anscheinend noch nicht einmal bemerkt, dass Mondbrut so tief über der Stadt hing. Einen Augenblick später folgte sie ihm. Mit der Münze in der Hand würde die Imperatrix Oponn in die Knie zwingen.
    Tief aus ihrem Innern stieg voll Entsetzen und Verzweiflung eine Frage auf, gleich einer Stimme, die alles übertönte: Was ist mit deinen Zweifeln? Was ist aus der Frau geworden, die einst in Fahl Tayschrenn herausgefordert hat? Hat sich so viel verändert? Ist so viel zerstört worden?
    Die Mandata schüttelte den Kopf und vertrieb mit dieser Bewegung auch die wehleidigen Schreie. Sie war der Arm der Imperatrix. Die Frau namens Lorn war tot, war schon seit vielen Jahren tot und würde immer tot bleiben. Und jetzt glitt die Mandata durch leere Schatten, in einer Stadt, die sich voller Furcht duckte. Die Mandata war eine Waffe - eine Klinge, die tiefe Wunden schlagen oder zerspringen, brechen konnte. Letzteres hätte sie früher vielleicht einmal »sterben« genannt. Jetzt war es allenfalls noch ein Missgeschick im Krieg, ein Makel in der Konstruktion der Waffe.
    Sie blieb stehen und presste sich gegen eine Mauer, als der Träger der Münze an einer Ecke Halt machte und zum ersten Mal bemerkte, was da über ihm in der Luft schwebte. Sie überlegte kurz, ob sie ihn jetzt angreifen sollte, solange er noch so verwirrt oder vielleicht gar entsetzt war. Doch dann rannte er weiter.
    Die Mandata kauerte sich nieder. Es wurde Zeit für Tayschrenns Eröffnungszug. Hoffentlich war es dem Jaghut-Tyrannen gelungen, dem Lord des Mondes Schaden zuzufügen. Sie zog ein kleines Fläschchen aus ihrem Hemd und hielt das von einer Patina überzogene Glas ins Licht der Gaslaternen. Im Innern wirbelte etwas wie gefangener Rauch auf, als sie das Fläschchen schüttelte.
    Sie richtete sich auf und schleuderte es quer über die Straße. Das Fläschchen prallte gegen eine Mauer und zerplatzte. Rötlich glühender Rauch kräuselte sich in die Höhe, nahm langsam Gestalt an.
    »Du kennst deine Aufgabe, Lord der Galayn«, sagte die Mandata. »Sei erfolgreich, und du wirst wieder frei sein.«
    Sie zog ihr Schwert aus der Scheide und schloss kurz die Augen, ortete den Träger der Münze in ihrem Geist. Er war schnell, doch sie war schneller. Die Mandata lächelte erneut. Schon bald würde die Münze ihr gehören.
    Als sie sich bewegte, geschah dies schneller, als ein Auge es erkennen konnte, noch nicht einmal das eines Lord der Galayn, der auf die materielle Ebene losgelassen worden war.
     
    Baruk saß in seinem Arbeitszimmer und wiegte den Kopf in den Händen. Mammots Tod hatte ihn wie ein Stich ins Herz getroffen, und er fühlte noch immer den Schmerz. Er war allein in seinem Zimmer, hatte Roald schon früher weggeschickt.
    Rake hatte etwas vermutet. Er hatte sich geweigert, darüber zu sprechen, hatte es für eine zu heikle Angelegenheit gehalten. Der Alchemist musste sich müde eingestehen, dass der Tiste Andii Recht gehabt hatte. Hätte er Rake geglaubt? Ohne Zweifel hatte die Macht, die von Mammot Besitz ergriffen hatte, sich abgeschirmt und vor Entdeckung geschützt. Rake hatte Baruks zornige Reaktion auf eine solche Verdächtigung vorhergesehen und sich weise und voller Mitleid dazu entschlossen, nichts zu sagen.
    Und jetzt war Mammot tot, genau wie der Jaghut-Tyrann. Hatte Rake seinen alten Freund getötet? Wenn dem so war, hatte er zumindest nicht sein Schwert benutzt - eine weitere Gnade, die er Mammot und Baruk gewährt hatte: Wenn überhaupt etwas, dann hatte der Alchemist eine Art von Erleichterung in Mammots Todesschrei gespürt.
    Ein leises Husten an der Tür schreckte ihn auf. Baruk erhob sich rasch und drehte sich um. Er hob die Augenbrauen. »Derudan!«
    Das Gesicht der Hexe war blass, ihr Lächeln matt. »Ich habe nach Mammots Ende an Euch gedacht. Und so bin ich hier. Leider«, sagte sie, während sie zu einem Sessel beim Kamin hinüberschritt und ihre Wasserpfeife daneben auf dem Fußboden abstellte, »hat mein Diener sich den Rest der Nacht freigenommen.« Sie nahm die Aschenschale ab und schüttete ihren Inhalt

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