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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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in den kalten Kamin. »Welch weltliche Anstrengungen«, kommentierte sie seufzend.
    Zuerst ärgerte sich Baruk über ihr unvorhergesehenes Auftauchen. Er zog es gemeinhin vor, allein zu trauern. Doch als er sie ansah, die geschmeidige Anmut ihrer Bewegungen, wandelten sich seine Gedanken. Ihr Gewirr war Tennes, uralt und mit dem Zyklus der Jahreszeiten verbunden. Und unter der Handvoll Gottheiten, an die sie sich wenden konnte, war Tennerock, der Eber mit den fünf Hauern. Derudans größte Macht - diejenige, an der sie in jedem Fall teilhatte - war der Hauer namens Liebe. Er tadelte sich selbst. Nur langsam wurde ihm klar, dass sie ihm ein Geschenk brachte.
    Derudan stellte die Schale wieder an ihren Platz zurück und füllte sie mit Blättern. Sie schloss eine Hand darum, und der Inhalt glühte plötzlich auf. Einen Augenblick später ließ sich die Hexe schwer in ihren Sessel sinken. Sie sog an dem Mundstück der Wasserpfeife.
    Baruk ging zu dem anderen Sessel. »Rake glaubt, dass es noch nicht vorbei ist«, sagte er, nachdem er sich hingesetzt hatte.
    Sie nickte. »Ich war Zeugin von Mammots Ende, ja? Ich bin ihm entgegengetreten... zusammen mit einem höchst bemerkenswerten Magier. Der Körper, der früher einmal Mammot gewesen war, wurde von einem Brandgeschoss der Moranth vernichtet. Der Geist der Jaghut hat überlebt, aber dann hat ihn ein... Azath geholt.« Die Augen unter den schweren Lidern blickten ihn abschätzend an.
    »Ein Azath? Hier, in Darujhistan?«
    »In der Tat, solch geheimnisvolle Beschwörungen, die für ihren Hunger nach Magiern bekannt sind, werden dafür sorgen, dass wir bei unseren eigenen Bemühungen Vorsicht walten lassen, ja?«
    »Wo ist er entstanden?«
    »Im Garten von Simtals Anwesen. Habe ich nicht gerade auch ein Brandgeschoss der Moranth erwähnt? Auf Lady Simtals Fest waren ein paar ungewöhnliche Gäste, ja?«
    »Malazaner?«
    »Einer von ihnen hat mir zweimal das Leben gerettet - der Magier, von dem ich gesprochen habe, der über sieben Gewirre gebietet -«
    »Sieben?«, wiederholte Baruk und zuckte zusammen. »Beim Atem des Vermummten, ist das überhaupt möglich?«
    »Wenn sie uns übel wollen, wird es am Sohn der Dunkelheit sein, der Herausforderung zu begegnen.«
    Beide erstarrten, als irgendwo ganz in der Nähe Macht zum Leben erwachte. Der Alchemist war augenblicklich auf den Beinen, die Hände zu Fäusten geballt. »Gerade ist ein Dämon freigelassen worden«, zischte er.
    »Ich spüre es auch«, sagte Derudan erbleichend. »Ein Dämon von großer Macht.«
    »Ein Dämonen-Lord.« Baruk nickte. »Das war es, was Rake erwartet hat.«
    Derudans Augen weiteten sich, und sie zog an ihrem Mundstück, bevor sie ihre Frage stellte. »Ist er in der Lage, eine solche Kreatur zu besiegen? Er ist der Sohn der Dunkelheit - aber fühlt doch nur die Macht dieser Kreatur, ja?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Baruk leise. »Aber wenn nicht, ist diese Stadt zum Untergang verdammt.«
    In diesem Augenblick spürten sie einen weiteren Schlag, dann noch einen. Die Hexe und der Alchemist starrten einander entsetzt an. Sie wussten beide, was gerade geschehen war: Zwei aus ihrem Zirkel hatten gewaltsam den Tod gefunden.
    »Parald«, flüsterte sie voller Furcht.
    »Und Tholis«, sagte Baruk. »Es hat begonnen. Verdammt sei Rake, dass er auch damit Recht gehabt hat.« Sie sah ihn verständnislos an. Baruk schnitt eine Grimasse. »Vorcan.«
     
    Anomander Rake stand auf den fleckigen, zerfressenen Bronzeschindeln auf dem Dach des Glockenturms und schaute sich um. Seine Augen waren tiefschwarz. Der Wind heulte hohl und verloren um ihn herum und zerrte an seinen langen, silbernen Haaren und seinem grauen Umhang. Rake blickte kurz zu Mondbrut hinauf, als die Festung sich weiter in Richtung Westen bewegte. Er konnte ihren Schmerz fühlen, als ob die Wunden, die der schwarze Basaltblock über Fahl erlitten hatte, irgendwo in seinem Körper ein Echo fanden. Ein bedauernder Ausdruck huschte kurz über sein schmales Gesicht.
    Ein Windstoß schüttelte ihn, und er hörte das Schlagen mächtiger Schwingen. Rake lächelte. »Silanah«, sagte er leise; er wusste, sie würde ihn hören. Der rote Drache glitt zwischen zwei Türmen hindurch und flog eine Kurve, kehrte dann zurück. »Ich weiß, dass du die Präsenz des Dämonen-Lords spürst, Silanah. Du willst mir helfen. Ich weiß, ich weiß.« Er schüttelte den Kopf. »Kehre nach Mondbrut zurück, teure Freundin. Dies ist mein Kampf. Deiner ist vorbei. Aber

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