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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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eines solltest du wissen: Wenn ich scheitere, magst du versuchen, meinen Tod zu rächen.«
    Silanah strich dünn klagend über ihn hinweg.
    »Geh nach Hause«, flüsterte Rake.
    Das rote Drachenweibchen schrie ein zweites Mal, dann wandte sie sich gen Westen und stieg in den Nachthimmel auf.
    Er spürte eine Präsenz an seiner Seite und drehte sich um. Neben ihm stand ein hoch gewachsener Mann in einem Kapuzenumhang und schaute wie er auf die Stadt hinab, die sich unter ihnen ausbreitete. »Es ist nicht besonders klug«, murmelte Rake, »unangemeldet zu erscheinen.«
    Der Mann seufzte. »Die Steine unter Euren Füßen, Lord, sind neu geweiht. Ich bin wiedergeboren.«
    »In dieser Welt ist kein Platz mehr für einen Älteren Gott«, sagte Rake. »Glaubt mir.«
    K'rul nickte. »Ich weiß. Ich hatte gehofft, in die Sphäre des Chaos zurückzukehren, mit einem Jaghut-Tyrannen als Begleiter. Leider ist er mir entwischt.«
    »Und wurde anderswo gefangen genommen.«
    »Ich bin erleichtert.«
    Eine Weile schwiegen beide, dann seufzte K'rul. »Ich bin verloren. In dieser Welt. In dieser Zeit.«
    Rake stieß ein leises Knurren aus. »Ihr seid nicht der Einzige, der solche Gefühle hegt, Älterer.«
    »Trete ich dann in Eure Fußstapfen, Lord? Suche ich nach neuen Schlachten, neuen Spielen in der Gesellschaft von Aufgestiegenen? Werdet Ihr für Eure Anstrengungen belohnt?«
    »Manchmal«, sagte Rake leise. »Aber meistens eher nicht.«
    Das Gesicht im Schatten der Kapuze wandte sich dem Tiste Andii zu. »Warum tut Ihr es dann?«
    »Weil ich keine andere Art zu leben kenne.«
    »Ich habe nicht die Mittel, um Euch in dieser Nacht zu unterstützen, Anomander Rake. Ich kann mich an diesem geweihten Ort und in den Träumen eines einsamen Sterblichen manifestieren, aber nirgendwo sonst.«
    »Dann werde ich mein Bestes tun«, sagte Rake, »um zu vermeiden, dass Euer Tempelbeschädigt wird.« K'rul verbeugte sich - und verschwand.
    Wieder allein, richtete Rake seine Aufmerksamkeit erneut auf die Straße unter ihm. Eine Erscheinung tauchte auf. Sie machte Halt, um in der Luft zu schnüffeln, dann begann sie sich zu verändern -zu verwandeln. Ein Lord der Galayn, und ein Wechselgänger.
    »Nun«, sagte der Lord von Mondbrut, »das bin ich auch.« Der Tiste Andii breitete die Arme weit aus und stieg in die Höhe. Kurald-Galain-Magie waberte um ihn herum, verschmolz mit seiner Kleidung, mit seinem gewaltigen Schwert, zog alles nach innen, um sich auf jene Gestalt vorzubereiten, in die er sich verwandelte. Die Verwandlung war sanft und ausdrucksvoll, als pechschwarze Schwingen sich aus seinen Schultern entfalteten. Fleisch und Knochen veränderten ihre Größe, ihre Form.
    Während er noch höher hinaufflog, die Augen auf die Sterne gerichtet, wurde aus Anomander Rake ein schwarzer Drache mit silberner Mähne, gegen den selbst Silanah klein gewirkt hätte. Seine Augen glänzten silbern, die senkrechten Schlitze seiner Pupillen waren geweitet. Sein Atem kam in schweren Zügen, das Klatschen seiner Schwingen erklang laut über dem tiefen Stöhnen der Muskeln an den Knochen. Seine Brust schwoll, als er die kalte, trockene Luft einsog, und Macht erfüllte ihn.
    Rake stieg noch höher, glitt durch eine vereinzelte Wolke, die in der Dunkelheit über der Stadt dahinjagte. Als er schließlich die Schwingen vorwärts neigte und die Oberfläche eines launischen Windes streichelte, blickte er auf eine Stadt hinunter, die wie eine gesprenkelte Kupfermünze auf dem Grund eines klaren Teichs schimmerte.
    Hier und dort flackerte magische Energie auf, das meiste davon im Adels-Viertel, und Rake spürte den Tod in diesem Aufflackern. Er dachte an die Botschaft, die Serrat übermittelt hatte, mit den besten Grüßen von einem widerwärtigen Magier, von dem er geglaubt hatte, dass er tausende von Meilen weit weg wäre. War diese Zauberei das Werk jener unwillkommenen Eindringlinge? Er knurrte vor Enttäuschung und Wut - er würde sich später um sie kümmern. Jetzt lag ein Kampf vor ihm. Die Imperatrix und ihr Imperium hatten ihn wieder und wieder herausgefordert, hatten halsstarrig immer wieder versucht, seine Macht auf die Probe zu stellen. Jedes Mal hatte er sich zurückgezogen, war nicht gewillt gewesen, sich darauf einzulassen. Nun gut, Imperatrix, meine Geduld ist jetzt zu Ende. Die Haut seiner Schwingen straffte sich, die Gelenke knirschten, als er einen grunzenden Atemzug ausstieß. Eine Sekunde lang hing er beinahe bewegungslos in der Luft, musterte

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